Biblische Texte

Als Eva die Welt lieb gewann…

Ich denke viele Christen kennen die Verse aus 1. Joh. 2,15-17 auswendig: “Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist: des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.” (1. Johannes 2,15–17, LU12)

Was uns als Menschen in der Welt anzieht ist dreierlei:

  1. Fleisches Lust
  2. Augen Lust
  3. Hoffärtiges Leben

So sagt es zumindest meine Luther 1912, in der Version habe ich die Verse auswendig gelernt. Was ist wohl „Hoffährtiges Leben“? Es müsse wohl ein Synonym für „Stolz“ so nahm ich als Junger Mensch an. Besser wäre es, wenn ich einige andere Übersetzungen zum Vergleich verwendet hätte:

Luther 12Zürcher 2007Hoffnung für AlleNEÜ
Fleisches LustBegehren des FleischesSelbstsüchtige WünscheSucht nach körperlichem Genuss
Augen LustBegehren der AugenDie Gier nach allem, was einem ins Auge fälltgierigen Augen
Hoffärtiges LebenPrahlen mit dem BesitzDas Prahlen mit Wohlstand und Machtunverschämter Geltungsdrang

Meine drei Favoriten habe ich herausgepickt und fett gesetzt. Das Augen Lust mit Begierde der Augen zu tun hat, leigt sehr nahe, die Übersetzung von Fleisches Lust ist schon variabler, aber die Wiedergabe von Hoffärtigem Leben ist in allen drei neueren Übersetzungen wirklich gut gelungen.

Im Griechischen ist hier von ἀλαζονεία τοῦ βίου die Rede. Bios ist das Leben, aber das hier ἀλαζονεία kommt ansonsten nur in Jak. 4,16 vor. und ist laut dem EWNT am besten mit Prahlerei übersetzt. (Jak. 4,17 spricht laut Elberfelder CSV von dem „Rühmen in euren Großtuereien.“). Als Merkspruch finde ich aber die Luther-12 Variante immer noch praktisch kompakt.

Man kann es also auch ganz einfach machen: Der liebt die Welt und nicht Gott, der sich selbst besonders liebt, seinen Wünschen Prio gibt, seinen Selbstsüchtigen Wünschen nachgibt. Da gibt es doch ein Sprichwort: „Ich – mich – meiner – mir – Herr, segne diese vier.“ (vgl. diese Kurzandacht vom ERF)

Während die Widergabe der Luther 12 ja schon über Hunder Jahre alt ist, kann sie dazu führen, dass wir die „drei Elemente der Welt“ relativ modern interpretieren. Fleisches Lust ist Sex und McDonalds, Augenlust ist der große Fernsehen und Schminke und das Stolze Leben, ja das gab es dann wohl auch früher. Da habe ich mich gefragt, ab wann war die Weltliebe eigentlich ein Problem? Und gelangte ganz an den Anfang, zu Adam und Eva in den Garten. Ich möchte unseren Augenmerk auf 1 Mose 3,6 lenken (wieder Luther, aber jetzt 17): “Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.” (Genesis 3,6, LU17)

Eva fand die Versuchung gerade auf den drei Ebenen attraktiv. Fleisches Lust? Check: „vom Baum war gut zu essen“. Er wirkte appettitanregend. Augen Lust? Check: „Lust für die Augen“ Die Versuchung war attraktiv. Hoffärtiges Leben? Check: “ verlockend, weil er klug machte“. Sie ermöglichte das Prahlen mit Besitz, bzw. in diesem Fall neuen Fähigkeiten.

Das Adam so schnell mitmachte, zeigt, dass er ebenfalls die gleiche dreifache Weltliebe besaß. Eben: Ich, mich,meiner,mir.

Und wenn bei Eva im Garten, frei von jeglicher Technologie die Welt so mächtig und anziehend war, dann sollten wir aufhören so zu tun, als wäre „die Weltliebe“ ein technologisches Problem. Dass wir natürlich auch Wissenschaft und Technik für unsere Weltliebe gebrauchen wollen, steht natürlich außer Frage.

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