Eine jüngst wieder sehr ernsthaft vorgetragene Ansprache zum sogenannten Rasiergebot stürzte mich zunächst in eine kleine Glaubenskrise. Ob ich sie schon überwunden habe, weiß ich nicht – manche Wunden heilen langsam. Doch einige Tage später wurde aus dieser Erfahrung neue Motivation: fürs Bibellesen, fürs Gebet – und für die Publizistik.
Ich möchte die mir verbleibende Zeit nutzen, um deutlicher, klarer, kompromissloser über Evangelium, Christus, Bibel, Glaube und Gnade zu schreiben.
Natürlich sollte ich mich dabei nicht von Nebenschauplätzen wie dem Rasiergebot fesseln lassen – und doch: Schweigen kann ich nicht. Ich habe viele Gedanken dazu, doch nicht alle führen weiter. Eine fruchtbare Perspektive scheint mir, wenn wir uns wieder auf die Anfänge der Evangeliumschristen besinnen. Und diese Anfänge sind eng verknüpft mit dem unermüdlichen Dienst Iwan Stepanowitsch Prochanows – und übrigens: Was für einen stilvollen Bart er trug!
Das folgende Bild zeigt ihn im Kreis der ersten leitenden Mitarbeiter der Evangeliumschristen

Ich bin gerne Evangeliumschrist. Es ist eine Bezeichnung, die ich mit Überzeugung trage. Die Beschäftigung mit Prochanows Leben vertieft diesen Wunsch nur noch mehr: Ein Evangeliumschrist aus voller Überzeugung zu sein.
Oft wird in unseren Kreisen über die „Grenzen der Väter“ gepredigt, die man nicht verrücken soll. Lasst uns gemeinsam dorthin zurückgehen – und uns anschauen, wie unsere Väter im Glauben tatsächlich gelebt haben.
Beinahe bin ich dankbar für die Konfrontation mit dem Rasiergebot – denn sie hat mich endlich zur Umsetzung eines Herzensanliegens geführt: das Lebenswerk Prochanows einem breiten deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Davon habe ich lange gesprochen, aber nie wirklich begonnen.
Das soll sich nun ändern. Mit dem heutigen Tag geht die neue Domain prochanow.de online. Sie soll künftig eine Plattform sein, die dem Leben und Werk von Iwan S. Prochanow gewidmet ist. Bisher findet sich dort nur ein erster Beitrag – doch viele weitere sollen folgen, so Gott mir beisteht.


Lieber Sergej,
leider steht hinter dem Rasiergebot bei den Evangeliumschristen noch ein größerer Elephant im Raum – ein anderes Evangelium.
Der Vorsitzende der Bruderschaft der ECHB lässt sich in deren offizieller Zeitschrift aus einer Predigt über den schmalen Weg so zitieren : „Auch alle unsere Belehrungen bezüglich der kritischen Fragen, die in den letzten Jahren auf die Tagesordnung gekommen sind, sind in diesen Weg eingeschlossen – einschließlich unserer Stellung zu verschiedenen Fragen bzgl. der Gemeinderegel. Und dieser Weg muss gegangen werden, wenn wir das Ziel errecihen wollen! Nicht die enge Pforte führt in den Himmel, sondern der schmale Weg. Wer nicht auf diesem Weg bleibt, wird nicht gerettet, sonder muss auf ewig verloren gehen.“ (aus: Hoffnungsbote 03/2024 S.10).
Ob das Rasiergebot darunter fällt, ist nicht ganz klar, es steht so nicht in der Gemeinderegel, die Belehrungen sind da nicht 100% klar; was aber definitiv darunter fällt, ist z.B. das Nicht-Tragen von Eheringen (steht so ausrücklich in der oben zitierten Gemeinderegel). Diese Gemeinden lehren also, dass es nicht ausreicht an den HERRN zu glauben, sondern es darüber hinaus heilsnotwendig ist, z.B. keinen Ehering zu tragen.
Es wäre interessant, was Bruder Prochanow heute dazu sagen würde.
Hi Jurij, ja ein sehr unglücklicher und beklagenswerter Kommentar. Besser waren schon die Ausführungen des HB aus 2025, dass alles was von den vier reformatorischen Solis abweicht eine Irrlehre ist. Damit bekennt die Zeitschrift gleichzeitig, dass nichts zur Schrift, Glaube, Gnade und Christus hinzugefügt werden darf. Leider wird das nicht immer konsequent gelebt und bekannt….
Ich gehe davon aus, dass die Vätergeneration betrübt gewesen wäre.