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DEFINITION
Der Ausdruck „der Tag des Herrn [Jahwe]“ bezieht sich sowohl auf den endgültigen Zeitpunkt, an dem Jahwe die ganze Welt durch das erste und zweite Kommen Christi bestrafen und wiederherstellen wird, als auch auf die periodischen vorletzten Tage, die ihn verdeutlichen und vorwegnehmen. Unbußfertige Sünder sollten den Tag des Herrn fürchten, aber Erlösten, die Vergebung empfangen haben, können ihn mit Hoffnung erwarten.
ZUSAMMENFASSUNG
Das Alte Testament stellt den Tag des Herrn durch überlappende Bilder als Strafe in Form von Katastrophen, Kriegen und Entbehrungen dar; es hebt den Tag als Erneuerung hervor, indem es betont, wie Gottes Gegenwart inmitten einer messianisch-davidischen Herrschaft auf seinem Volk ruhen wird. Im Neuen Testament wird Jesus Christus als derjenige identifiziert, der den endgültigen Tag des Herrn erfüllt, indem er ihn durch seinen Tod und seine Auferstehung einleitet und bei seinem zweiten Kommen vollendet. Für die Auserwählten bedeutet der Tod Jesu die Stillung von Gottes Zorn über die Sünde, und seine Auferstehung markiert den Beginn der neuen Schöpfung. Für die Ungläubigen jedoch liegt der Tag des Zorns des Herrn noch in der Zukunft, und er wird mit Katastrophen, Kriegen und Entbehrungen kommen, wenn der Herr Zebaoth, der Herr der Herrschaum Raum und Zeit betreten wird, um seinen Feind zu bestrafen und die rechte Ordnung wiederherzustellen, in der er über alles andere erhöht wird.
Was ist der Tag des Herrn?
Der Ausdruck „der Tag Jahwes“ und seine abgekürzten Parallelen (z. B. „der Tag“ oder „dieser Tag“) beziehen sich sowohl auf den endgültigen Zeitpunkt, an dem Jahwe die ganze Welt bestrafen und wiederherstellen wird, als auch auf die periodischen vorletzten Tage, die diesen Zeitpunkt verdeutlichen und vorwegnehmen. In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Tag“ also eher auf ein zeitliches Ereignis als auf eine definierte Dauer. Einerseits bezeichnen Gottes Propheten und Apostel den Tag des Herrn als den Höhepunkt, an dem Gott seine Souveränität errichtet, alles Böse ausrottet und dauerhaften Frieden auf der ganzen Welt bringt (z. B. Zeph 1,14-18; 3,8-10; 2Thes 1,9-10; 2Pet 3,10). Diese Realität wird durch das erste Kommen Christi eingeleitet, aber erst bei seinem zweiten Kommen vollendet. Andererseits verwenden die biblischen Gestalten die Bezeichnung „Tag des Herrn“ auch für die verschiedenen Fälle, in denen Jahwe typologisch in Raum und Zeit eingreift, um die rechte Ordnung wiederherzustellen, indem er das Böse bestraft – nicht nur das auf der ganzen WElt(Jer. 46:10-12; Obad. 15; Zeph. 3:8; vgl. Jes. 2:10-22; 13:1-22; Hes. 30:1-9; Joel 3:9-16), sondern auch das von Israel bzw. Juda (Hes. 13:5; Amos 5:18; Sach. 14:1; vgl. Jes. 3:1-4:1; Joel 1:15; 2:1-11, 31; Amos 5:18; Zeph. 3:7; Mal. 4,5 [Hebr. 3,23]).
Der Tag des Herrn ist nicht nur eine Zeit des göttlichen Zorns, sondern erfüllt auch die Hoffnung auf einen erneut eingeführten endzeitlichen (und vollendeten) Sabbat (Hebr 4,9.11). Am siebten Tag der Schöpfungswoche ruhte Gott Jahwe von all seiner Arbeit aus (Gen 2,1-3) und machte damit deutlich, dass eine richtige Ordnung in der Welt nur dort besteht, wo die Schöpfung Gott als souveränen Herrscher über alles feiert, der von seinem Tempel aus regiert (Ps 132,7-8.13-14). Die Rebellion der Menschen im Garten zerbrach den Frieden im Reich Gottes und führte dazu, dass König Jahwe, der Schöpfer, in den Krieg zog. Er fing eine neue Schöpfungsarbeit an (siehe Johannes 5,17; 9,3; 14,10) und verpflichtete sich, die Ruhe und Ordnung des Reiches wiederherzustellen, letztlich durch seine messianische, die Sünde überwindende Erlösung (1. Mose 3,15; Sach 3,9; 13,1; Matthäus 11,28-30). Aus heilsgeschichtlicher Sicht wird der Tag der souveränen Ruhe Gottes am Ende der ersten Schöpfungswoche nicht nur zu einem Bericht darüber, was stattfand, sondern zu einem Vorschatten dessen, was sein sollte und sein wird. Das Ziel, auf das sich die Geschichte zubewegt, ist der Tag des Herrn, der in einer neuen Schöpfung auf der anderen Seite der Strafe gipfelt. Hier wird Jahwe durch seinen messianisch-davidischen König verherrlicht (z. B. Jes 9,6-7; 11,1-10; Jer 23,5; Hes 37,24), und das übrig gebliebene Volk genießt Gottes Gegenwart und ist heilig und in Frieden (z. B. Jes. 4:2-6; Zeph. 3:11-20; Sach. 14:1-21; vgl. Joel 2:28-32; Amos 9:11-15.).
Wie schildert das Alte Testament den Tag des Herrn?
Der bevorstehende Tag des Herrn beinhaltet sowohl Bestrafung als auch Erneuerung.
Der Tag des Herrn als Bestrafung
Die zerstörerischen Elemente des Tages Jahwes sind direkt auf seinen gerechten Zorn gegen die Rebellion des Bundes zurückzuführen“Denn der HERR der Heerscharen hat sich einen Tag vorbehalten über alles Hochmütige und Hohe und über alles Erhabene, dass es erniedrigt wird;” (Jesaja 2,12, ELB 2006) (Jes 2,12; vgl. 13,9; Mal 4,1[3,19]). An jenem Tag wird es keine Hilfe für die Aufrührer geben (Jes 10,3-4; 24,5-6; 33,14; Joel 2,11).
Das Alte Testament verwendet überlappende Bilder von Katastrophen, vernichtenden Schlachten und großen Entbehrungen um die bevorstehende Zeit des Zorns zu beschreiben. Während die erstgenannten Darstellungen Unheil im natürlichen und persönlichen Bereich ankündigen, stellen die beiden letztgenannten Figuren die gerichtliche Bestrafung der Feinde durch Jahwe als Mittel zur gerechten Wiederherstellung der richtigen Ordnung in seiner Welt dar. Die Gerechtigkeit verlangt, dass Gott züchtigt, denn er kann nur durch das Vergießen von Blut Sühne leisten, sei es das eines Stellvertreters oder das des Sünders (Lev. 17,11; Num. 35,33; 2Sam. 21,3; Jes. 22,14).
Gewaltige Katastrophen
Mit Anklängen an die Begegnung des Herrn mit Adam und Eva nach ihrer Sünde (Gen 3,8) und an sein Erscheinen vor Israel auf dem Berg Sinai, um den alten Bund zu beschließen (Exodus 19,16), assoziieren die biblischen Autoren den Tag des Zorns Jahwes oft mit Dunkelheit, Wind, Erdbeben und Wolken “Vom HERRN der Heerscharen wird sie heimgesucht werden mit Donner und Erdbeben und großem Getöse, mit Wind und Sturm und mit der Flamme eines verzehrenden Feuers.” (Jesaja 29,6, ELB 2006) (Jes 29,6; vgl. 30,30; Joel 2,30-31). Die bedrohlichen Bilder von Sturm und Schatten, Finsternis und Beben zeigen Jahwes grimmige und drohende Gegenwart und verdeutlichen das baldige Erscheinen seines Tages des Verderbens sowohl gegen Individuen (2Sam. 22:12; Hiob 15:22) wie auch gegen Nationen (Jes 13:10; 30:30; vgl. Jes 30:33; Hes 30:3; Joel 3:15; Zeph 1:15), ja selbst gegen Israel/Judah (Jes 5:30; 8:22; 29:6; vgl. Joel 2:2, 30-31; Amos 5:18, 20; 8:9).
Während viele in Israel sich den Tag des Herrn als einen Tag des Lichts vorstellten, betonten die Propheten, dass er für all die, die nicht bereit sind, Buße zu tun, zur Nacht wird: “Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu soll euch denn der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein und nicht Licht“(Amos 5,18; vgl. Micha 3,6). „7 Und ich werde, wenn ich dich auslösche, den Himmel bedecken und seine Sterne verdunkeln; ich werde die Sonne mit Gewölk bedecken, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen. 8 Alle leuchtenden Lichter am Himmel werde ich deinetwegen verdunkeln, und ich werde Finsternis über dein Land bringen, spricht der Herr, HERR. (Hesek 32,7-8; vgl. Joel 2,2.10.31; 3,15; Amos 8,9; Zeph 1,15). Wenn Gott in unseren Raum und in unsere Zeit eintritt, reagieren die Naturgewalten; Stürme erwachen und die Erde bebt. Solche Schilderungen vom Tag Jahwes sollten die Herzen erbeben lassen.
Eroberungen /Schlachten
Die Finsternis am Tag des Herrn bezieht sich gelegentlich nicht auf die Finsternis während eines tatsächlichen Sturmes, sondern auf die emotionale Erfahrung, als Opfer eines göttlichen Krieges zu sterben. Am Tag Jahwes erlöschen in der Tat die Lichter des Lebens für die Feinde Gottes. So schildert Zephanja den Tag des Herrn als einen Tag “Ein Tag des Grimms ist dieser Tag, ein Tag der Not und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag des Horns und des Kampfgeschreis gegen die befestigten Städte und gegen die hohen Zinnen.” Zef. 1,15-16). Solche Bilder erinnern an Jahwes Eroberung Kanaans (vgl. Num 13,28; Dtn 1,28; 3,5; 9,1 mit Dtn 6,10-11; Jos 6,5.20) und stellen seinen Tag des Zorns als eine endgültige Eroberung dar, bei der Gott ein neues Volk in einem veränderten Land wiederherstellt (vgl. Zeph 1,13 mit Dtn 6,10-11; 28,30.39).
Jahwe ist ein brüllender Löwe (Hos 11,10; Joel 3,16; Amos 1,2) – ein Krieger, der gegen seine Widersacher kämpft, um seinen treuen Überrest zu erretten (vgl. Exod 15,3; Ps 24,8). “Und der HERR lässt vor seiner Heeresmacht her seine Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr groß, denn der Vollstrecker seines Wortes ist mächtig. Denn groß ist der Tag des HERRN und sehr furchtbar. Und wer kann ihn ertragen?”“ (Joel 2,11). “Siehe, ein Tag kommt für den HERRN, da verteilt man in deiner Mitte dein Plündergut. Und ich versammle alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg; und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert. Und die Frauen werden geschändet. Und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht“ (Sach 14,1-3; vgl. Jer 46,10). Manchmal wird im Text ausdrücklich darauf hingewiesen, dass andere Mächte als Agenten der Vergeltung Gottes dienen und als „Rute“ seines Zorns (Jes 10,5; vgl. Micha 6,9) und als „Waffe“ des Krieges (Jes 13,5; Jer 51,20) eingesetzt werden.
Trompeten dienten oft als Schlachtalarm, sei es zum Angriff (Num 10,9; Hiob 39,24) oder zur Verteidigung (Jer 42,4; Amos 3,6; Neh 4,20). Ausgehend von dieser Realität verbinden die Autoren des Alten Testaments die Trompetenstöße regelmäßig mit Jahwes vorletztem und letztem Tag der Schlacht, sei es, um den Angreifer zu wecken (Jer 51,27; Zeph 1,16; Sach 9,14) oder um das Ziel zu warnen (Jer 6,1; Hes 33,3; Joel 2,1; vgl. Jer 4,19; Hes 7,14; Hos 5,8). An einem solchen Tag ist der Klang bitter (Zef. 1:14).
Opfer
Nachdem der Prophet Zephanja die Nähe des Tages des Herrn hervorgehoben hatte, begründete er diese Aussage mit der Tatsache, dass Gott bereits „ein Opfer vorbereitet“ hat (Zef. 1:7). Opferfeuer sind nichts weniger als ein göttlicher Krieg gegen die Sünde. Nachdem Gott den Tag mit katastrophalen und kriegerischen Bildern beschrieben hatte, betonte er: „“Und ich werde die Menschen ängstigen, sodass sie einhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den HERRN gesündigt haben“ (Zef 1,17). Dann fuhr er fort, Bilder von Opfern zu verwenden, um zu beschreiben, was er mit seinen Feinden tun wird: “ Ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub und ihre Eingeweide wie Kot. Auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht retten können am Tag des Grimms des HERRN; und durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden. Denn Vernichtung, ja, Entsetzen wird er wirken bei allen Bewohnern des Landes.“ (Zef. 1,17-18; vgl. Mal 2,3). Feuer kommt in zahlreichen Texten über den Tag des Herrn vor und passt gut zu Bildern von Katastrophen, Krieg und Opfern (z. B. Hos. 8:14; Mic. 1:7; Zeph. 3:8; Mal. 4:1[3:19]; vgl. Jes. 29:6; Joel 2:3, 5, 30; Amos 5:6; Obad. 18; Mic. 1,4; Nah. 1,6; 3,15; Zeph. 2,2).
Sowohl Jeremia als auch Hesekiel vergleichen die Bestrafung der Feinde durch Jahwe mit einem großen Opfer (Jer. 46:10; Hes. 39:17, 20-21). Auch Sacharja verknüpfte diese Bilder, wenn auch weniger ausdrücklich, als er feststellte, dass Jahwe durch einen repräsentativen priesterlichen Herrscher „“Denn (…)ich(…) will die Schuld dieses Landes entfernen an einem (einzigen)Tag.” (Sach 3,9; vgl. 6,12-13). Das Blut eines neuen Bundes würde eng mit ihm verbunden sein (Sach 9,9-11), und sein stellvertretender Tod würde das Volk Gottes retten (Sach 14,7-9). Anklänge an Jesaja 52,13-53,12 sind überall zu erkennen.
Die vermischten Bilder von Krieg und Opfer stellen die Art und Weise dar, wie Jahwe in gerechter Weise für Sühne sorgt und einen Zustand rechter Ordnung wiederherstellt, in dem die Erlösten ihn als den Höchsten feiern und sein Bild in anderen schätzen (vgl. Jes 22,14; 34,2.6). Das ist das Ziel des Tages des Herrn.
Nah und doch unerwartet
In den alttestamentlichen Aussagen über den Tag des Herrn ist oft unklar, welche Elemente eines Visionsberichts für die unmittelbare und welche für die vollendete Zukunft gelten. Die Zeit bringt jedoch Klarheit, und erste Teilerfüllungen schaffen die Gewissheit, dass die vollständige Erfüllung bevorsteht (vgl. Jer 28,9; Hes 33,33).
Viele im alttestamentlichen Israel empfanden wahrscheinlich jedes historische Eindringen des göttlichen Zorns als das potenziell endgültige Gericht der Zeitalter (z. B. gegen Juda, Klagelieder 2:21; oder gegen Babylon, Jes. 13:13, 19). Mit der Zeit erkannten die Gläubigen jedoch, dass es sich dabei nur um Vorboten der endgültigen Strafe und Erlösung handelte (siehe Hesek 38,17; 39,8; vgl. Jer 6,22-23; Offb 20,7-10).
Die Propheten schilderten den Tag allgemein als „nahe und schnell herbeigeeilt“ (Zeph 1,14; vgl. Jes 13,6; Hes 30,3; Joel 2,1; 3,14; Obad 15; Zeph 1,7). Für die Unbußfertigen, die in der Finsternis leben, wird der Tag wie ein Dieb kommen und die Opfer unvorbereitet treffen (Joel 2,9; vgl. Jer. 48,11-12; Amos 9,10; Micha 3,11; Zeph. 1,12). Der Aufruf lautete daher, geistlich wachsam zu bleiben (Joel 1,5). Auch wenn Gottes Ankunft manchmal nur in Bezug auf die Ewigkeit und seinen Zeitplan unmittelbar bevorstand, wollten die Propheten damit sagen, dass eine sofortige Reaktion notwendig ist. Nur diejenigen, die in der Gegenwart umkehren und den Herrn suchen, können auf Schutz hoffen, wenn die Stürme des Zorns aufziehen (Joel 2,14; Amos 5,15; Jona 3,9; Zef 2,3; vgl. Jes 33,14-16).
Der Tag des Herrn als Erneuerung
An dem Tag, an dem Jahwe sich als Richter der Erde erhebt, verspricht er nicht nur, die Völker zu versammeln, um die Strafe zu vollstrecken, sondern auch eine umgestaltete multiethnische Gemeinschaft von Anbetern zu erlösen, die seinen Namen anrufen werden (Zef 3,8-10). An diesem Tag wird er sowohl die Sünde als auch die Sünder aus seiner Gegenwart tilgen, den Fluch beenden, die Feinde überwinden und eine Umgebung schaffen, in der der treue Überrest niemals Vergeltung fürchten muss (Zef 3,11-20). Nachdem Gott ihnen ihre Sünden vergeben und sie für gerecht erklärt hat (Jes 53:11; Jer 31:34), werden ihre Gottesfurcht und ihre Freude an Gott vollkommen sein, und seine Freude an ihnen wird Anlass zum Lobpreis sein (Jes 65:19; Zeph 3:14, 17; Mal 4:2[3:20]).
Im Mittelpunkt des Tages Jahwes steht die Rückkehr seiner Gegenwart unter sein Volk. “Siehe, ich sende meinen Boten und er wird den Weg vor mir her bereiten. Und plötzlich kommt zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Engel des Bundes, den ihr herbeiwünscht, siehe, er kommt, spricht der HERR der Heerscharen. Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Denn er wird wie das Feuer eines Schmelzers und wie das Laugensalz von Wäschern sein.“ (Mal. 3:1-2). Joel stellt klar, dass Gott diejenigen retten und seinen Geist über sie ausgießen wird, die Buße tun und seinen Namen anrufen (Joel 2,11-13, 28-29; vgl. Hesek 36,27; 37,14; Zeph 3,9). An diesem Tag wird Gott seine Reichsverheißungen an David erfüllen und die ganze Erde unter der Herrschaft des neuen David zum Blühen bringen (Jes 11,1-10; Hes 37,24-28; Amos 9,11-14). Jahwe wird in einzigartiger Weise als König erhöht werden, und die ganze Schöpfung wird seine Heiligkeit zeigen und darin schwelgen (Sach. 14:7-9, 20).
Wie sieht das Neue Testament den Tag des Herrn als erfüllt an?
Der Tag des Herrn als Katastrophe, Krieg und Schlachtopfer
Das Neue Testament greift auf die alttestamentlichen Bilder von Katastrophe, Krieg und Opfer zurück, wenn es den kommenden Tag des Herrn schildert, den es oft ausdrücklich mit Jesu zweitem Erscheinen in Verbindung bringt. Die Apostel betonen immer wieder die Nähe dieses Tages (Phil 4,5; Offb 1,3; 22,10), betonen aber auch, dass Gott treu ist und dass jedes Gefühl der Verzögerung nur seinem geduldigen Wunsch geschuldet ist, dass mehr Menschen gerettet werden (2Pet 3,8-9). Für die Unbußfertigen wird der Tag des Zorns immer noch völlig unerwartet kommen – wie „ein Dieb in der Nacht“ (1Thes 5,2; vgl. Joel 2,9; Mt 24,43; 1Thes 5,4; 2Pet 3,10; Offb 3,3; 16,15). Aber für die geistig Erwachten, die im Licht leben, wird der Tag nicht überraschend kommen (1Thes 5,4; vgl. Matthäus 24,42-43; Markus 13,33-37; Epheser 5,14; 1Thes 5,6; Offb 3,2-3).
Alle Menschen auf der Erde „werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Mt 24,30; vgl. Apg 1,9-11). Dann „wird er seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten sammeln“ (Mt 24,31; vgl. 1Thes 4,16; Offb 8,7), die Spreu vom Weizen trennen und letztere „mit unauslöschlichem Feuer“ verbrennen (Mt 3,12; vgl. 2Thes 1,7-10; 2Pet 3,7.10). Johannes stellte sich vor, dass die Ergebnisse dieses letzten Krieges gegen das Böse ein Opfermahl für die Vögel sein würden: „“Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die hoch oben am Himmel fliegen: Kommt her, versammelt euch zum großen Mahl Gottes, damit ihr Fleisch von Königen fresst und Fleisch von Obersten und Fleisch von Mächtigen und Fleisch von Pferden und von denen, die darauf sitzen, und Fleisch von allen, sowohl von Freien als auch Sklaven, sowohl von Kleinen als auch Großen!” (Offb 19,17-18).
Der Tag des Herrn: Bereits Jetzt aber noch Nicht
In Erfüllung der Vorhersagen Maleachis (Mal 3,1-2; 4,5-6 [Hebr 3,23-24]) bereitete das Wirken Johannes des Täufers den Weg für den Tag des Zorns Jahwes und seine Rückkehr in seinen Tempel (Mt 11,9-15). Der Täufer sah voraus, dass dieser Tag eine feurige Manifestation des göttlichen Zorns beinhalten würde, die die Gerechten von den Bösen unterscheiden würde, und er sah in Jesus sowohl den Krieger als auch das Opfer, durch das Gott sowohl Zerstörung als auch Befreiung bringen würde (Mt 3,11-12; Joh 1,29). Auch der Prophet Zephanja hatte mit Blick auf den Tag des Herrn (Zeph 3:8) die bewahrte „Tochter Zion“ proleptisch aufgefordert, sich zu freuen, denn „der König Israels, der Herr“, hatte ihre Gerichte beseitigt und herrschte in ihrer Mitte, so dass sie nie wieder das Böse zu „fürchten“ brauchten (Zeph 3:14-15). In seiner Schilderung des triumphalen Einzugs Jesu spielt Johannes auf diesen Text an, wenn er Jesus als „König Israels“ bezeichnet, dessen kommender Sieg bedeutet, dass die „Tochter Zion“ sich „nicht fürchten“ muss (Joh 12,13.15; vgl. Sach 9,9).[1]Darüber hinaus stellte Zephanja fest, dass neue Früchte der Schöpfung wie die Berufung auf Jahwes Namen und eine multiethnische Priesterschaft aus der Asche wachsen werden, die auf Gottes opferbereites Zornesfeuer gegen die Nationen an seinem Tag übrib bleiben wird (Zeph. 3:8-10). Lukas beschrieb sowohl Pfingsten als auch die Errettung des äthiopischen Kämmerers in einer Weise, die eine erste Erfüllung der Vorhersagen Zephanias unterstreicht (Apg. 2:4, 21; 8:26-39).
All diese Tatsachen deuten darauf hin, dass die biblischen Autoren den Tod und die Auferstehung Christi als Signal für den Anbruch des Tages des Herrn und damit für die neue Schöpfung verstanden. Dies ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass jedes der synoptischen Evangelien, aufbauend auf den Bildern, die bereits mit dem messianischen König in Psalm 18,7-15 [Hebr. 8-16] assoziiert werden, die katastrophalen Phänomene hervorhebt, die direkt mit dem Tod Christi verbunden sind (Mt 27,45.51; Mk 15,33; Lk 23,44). Es könnte auch erklären, wie Lukas das Wirken des Geistes an Pfingsten als Erfüllung der Prophezeiung Joels über den Tag des Herrn sehen konnte, während er hervorhob, dass es zahlreiche kosmologische Zeichen einschließlich der Finsternis geben würde, „bevor der Tag des Herrn kommt“ (Apg 2,16-21; vgl. Joel 2,28-31).
Am Kreuz schüttete Gott seinen endzeitlichen Zorn über Christus aus, stellvertretend für die vielen, die er als gerecht ansehen würde (Jes 53,10-11). Am Kreuz richtete Jesus die Welt, warf ihren bösen Herrscher hinaus und zog alle Menschen zu sich (Johannes 12,31-32). Für uns wurde Jesus zur Sünde und zum Fluch (2. Korinther 5,21; Galater 3,13), und durch sein stellvertretendes Opfer löschte Gott „das Schuldbuch, das mit seinen gesetzlichen Forderungen gegen uns stand“, und entwaffnete so die Herrscher und Mächte, die uns einst anklagen konnten (Kolosser 2,14-15). Einst waren wir Gottes Feinde, die dem Untergang geweiht waren, doch nun, da wir durch Christi Blut gerechtfertigt wurden, werden wir „vor dem Zorn Gottes gerettet“, der noch kommen wird (Röm 5,9). Am Kreuz hat Gott mitten in der Geschichte das eingeleitet, was die alttestamentlichen Schreiber für das Ende der Geschichte vorausgesehen haben. Und nun sind die Gläubigen vor dem endgültigen Tag des Zorns geschützt, weil Christus die am Tag des Herrn erwartete Strafe bereits auf sich genommen hat (Röm 3,24; 5,1.9-11; vgl. Jes 53,5; 1Petr 2,24).
Andererseits sollten wir den Tod Christi zwar als Einbruch des endgültigen zukünftigen Tages des Herrn in die Mitte der Geschichte sehen, aber wir müssen auch erkennen, dass die Vollendung des Tages des Herrn noch bevorsteht. Paulus sagte „in bezug auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unsere Sammlung bei ihm“, daß „der Tag des Herrn … nicht kommen wird, es sei denn, daß zuvor die Auflehnung kommt und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart wird, der Sohn des Verderbens“ (2Thess 2,1-3; vgl. Markus 13,7).
An anderer Stelle sprach Jesus von dem zukünftigen „Tag des Gerichts“, an dem Gott alle Menschen entsprechend ihren Taten richten wird (Mt 12,36; vgl. Mt 7,23; 10,15; 11,22-24; Joh 12,48). Er verband diesen Tag direkt mit seinem zweiten Kommen (Mt 24,36.42.50; 25,13; vgl. Mk 13,32; Lk 17,24) und mit der zukünftigen Auferstehung (Joh 6,39-40.44.54; 11,24), die für alle, die in der Finsternis sind, unerwartet sein wird (Mt 24,43.50; Lk 12,46; 17,30). Zu dieser Zeit wird Christus alle Völker zu sich versammeln und die Bösen von den Gerechten trennen (Mt 3,12; 25,31-32; vgl. Mt 13,24-30; Zef 1,2; 3,8). Die ersteren wird er mit anhaltendem Zorn bestrafen (Mt 7,21-23; 25,41). Die letzteren jedoch würde er willkommen heißen und mit ihnen feiern (Mt 25,34; 26,29; Mk 14,25), und sie würden ihn als den erkennen, der er ist (Joh 14,20).
Paulus betonte, dass „“so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen.“ (1Kor 3,13; vgl. 2Kor 5,10). Er sagte auch, dass diejenigen, “und euch, den Bedrängten, mit Ruhe, zusammen mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer. Dabei übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen; sie werden Strafe leiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt, um an jenem Tag in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen bewundert zu werden, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis an euch ist geglaubt worden.”(2Thes 1,8-10). In ähnlicher Weise betont Petrus, dass für die, die in der Finsternis sind, „“Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; an ihm werden die Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente aber werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr im Gericht erfunden werden.”(2Pet 3,10; vgl. 1Thes 5,2; Offb 3,3). Johannes bezeichnete den kulminierenden Kampf der Zeitalter als „den großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 16,14) und „den großen Tag ihres Zorns“, von dem er fragte: „Wer kann da bestehen?“ (Offb. 6,17).
Der Zeitraum, in dem sich der Tag des Herrn mit dem zukünftigen Tag des Herrn überschneidet, wird in Paulus’ Ausführungen zu diesem Tag deutlich, als er behauptet, dass alle Gläubigen „Söhne des Lichts, Kinder des Tages“ sind. Wir sind nicht von der Nacht oder von der Finsternis“. Und weiter: „“Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus,”(1Thes 5,5.8-9). Auf einer Ebene haben die Christen den Tag des Herrn bereits erlebt und erleben ihn auch jetzt schon, denn „wir sind jetzt durch [Christi] Blut gerechtfertigt worden“ und werden „durch ihn vor dem Zorn Gottes gerettet werden…. Wir sind mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes“ (Röm 5,9-10). Bei Christi erstem Kommen ist der Tag des Herrn angebrochen, und „die Gnade Gottes ist erschienen und hat das Heil für alle Menschen gebracht“ (Titus 2,11) und die neue Schöpfung eingeleitet. Dennoch warten wir immer noch „auf unsere selige Hoffnung, die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus“ (Titus 2,13; vgl. Römer 8,18). In Erfüllung alttestamentlicher Hoffnungen (1. Mose 3,15; Jesaja 66,8; Sacharja 3,9) stellt Jesus den Sabbat wieder her, indem er eine königliche Ruhe und Ordnung einführt, die erst mit seiner Wiederkunft ihre Vollendung finden wird (Mt 11,28-30; Hebr 4,9.11). Deshalb: „“Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten – denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat –, und lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das umso mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!” (Hebr 10,23-25).
WEITERE LEKTÜRE
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Stuart, Douglas K. „The Sovereign’s Day of Conquest: Eine mögliche altorientalische Parallele zum israelitischen Jahwetag“. BASOR 221 (1976): 159-64.
Dieser Aufsatz ist Teil der Reihe „Concise Theology“. Alle in diesem Aufsatz geäußerten Ansichten sind die des Autors. Dieser Aufsatz ist unter der Creative-Commons-Lizenz mit Attribution-ShareAlike frei verfügbar, so dass Nutzer ihn in anderen Medien/Formaten weitergeben und den Inhalt anpassen/übersetzen können, solange ein Link zur Namensnennung, ein Hinweis auf Änderungen und dieselbe Creative-Commons-Lizenz für dieses Material gelten.
Übersetzung und Veröffentlichung dieses Essays unter CC BY-SA 4.0-Lizenz. Der Artikel erschien als The Gospel Colaition Essay mit dem Titel „The Day of the Lord“. Weiterer Hinweis des Urhebers: This essay is part of the Concise Theology series. All views expressed in this essay are those of the author. This essay is freely available under Creative Commons License with Attribution-ShareAlike, allowing users to share it in other mediums/formats and adapt/translate the content as long as an attribution link, indication of changes, and the same Creative Commons License applies to that material.
[1] 1Siehe Christopher S. Tachick, „King of Israel“ and „Do Not Fear, Daughter of Zion“: The Use of Zephaniah 3 in John 12, Reformed Academic Dissertations 11 (Phillipsburg, NJ: P&R Publishing, 2018).