Biblische Texte, Theologie

Der Wert einer Frau

Ein außergewöhnliches Merkmal  der Bibel ist ihr Blick auf die Frau. Die Bibel ist weit davon entfernt, Frauen zu erniedrigen oder sie herabzustufen, vielmehr erweist sie ihnen Ehrerbietung, schätzt ihre Rolle in Familie und Gesellschaft und erkennt die Bedeutung ihres Einflusses. Vom allerersten Kapitel berichtet die Bibel, dass Frauen, so wie Männer, nach dem Abbild Gottes geschaffen wurden (1Mo 1,27; 5,1-2). Frauen spielen in vielen biblischen Erzählungen eine wichtige Rolle. Am Berg Sinai gebot Gott den Kindern, sowohl Vater als auch Mutter zu ehren (2Mo 20,12). Dies war eine revolutionäre Vorstellung in einer Zeit, als in den meisten heidnischen Kulturen Männer über ihren Haushalt herrschten, während Frauen im Allgemeinen als niedrigere Geschöpfe angesehen wurden. Als Salomo König wurde, ehrte er öffentlich seine Mutter. Als sie in seine Gegenwart trat, beugte er sich vor ihr nieder, bevor er sich auf seinen Thron setzte (1.Könige 2,19).
Natürlich erkennt die Bibel göttlich festgelegte Rollenunterschiede zwischen Männern und Frauen an. Viele von ihnen sind allein schon anhand der Schöpfungsumstände gut ersichlich. So haben Frauen beispielsweise die einzigartige und lebenswichtige Aufgabe, Kinder zur Welt zu bringen und sie zu pflegen und aufzuziehen. Frauen benötigen selbst ein besonderes Maß an Unterstützung und Schutz, da sie in körperlicher Hinsicht »schwächere Gefäße« sind (1Petr 3,7). Dementsprechend kennzeichnet die Schrift die richtige Ordnung in Familie und Gemeinde: Männer sind das Haupt ihres Hauses und müssen es beschützen (Eph 5,23), und in der Gemeinde sollen sie die Rolle von Lehrern und Führern übernehmen (1Tim 2,11-15). Allerdings besitzen Frauen keineswegs eine Randfunktion oder einen zweitklassigen Status (Gal 3,28), im Gegenteil, die Schrift lässt Frauen eine spezielle Ehre zukommen zu lassen (1Petr 3,7). Den Ehemännern wird gesagt, sie sollen ihre Frauen aufopfernd lieben, so wie Christus die Gemeinde liebt – wenn nötig sogar auf Kosten ihres eigenen Lebens (Eph 5,25-31). Der Wert einer tüchtigen Frau wird von der Bibel anerkannt und hochgehalten (Spr 12,4; 31,10; 1Kor 11,7). Mit anderen Worten: Von der ersten bis zur letzten Seite stellt die Bibel Frauen als außergewöhnlich dar.
In den biblischen Texten nehmen Frauen immer den ihnen gebührenden Platz ein. Sara, Rebekka und Rahel spielen im ersten Buch Mose eine große Rolle im Handeln Gottes mit ihren Ehemännern. Mirjam, die Schwester von Mose und Aaron, war eine Prophetin und Liederdichterin – und in Micha 6,4 ehrt Gott sie zusammen mit ihren Brüdern als Führungsperson während des Auszugs aus Ägypten. Debora, ebenfalls eine Prophetin, richtete Israel vor der Zeit des Königtums (Ri 4,4).
Biblische Berichte/Texte über das Familienleben stellen Frauen oftmals als weise Ratgeber ihrer Ehemänner da (Ri 13,23; 2Kö 4,8-10). Sara und Rahab werden in Hebräer 11 ausdrücklich unter den Glaubenshelden aufgeführt. Im sozialen und religiösen Leben Israels und der neutestamentlichen Gemeinde wurden Frauen niemals in den Hintergrund verbannt. Zusammen mit den Männern nahmen sie an allen Festen und öffentlichen Gottesdiensten in Israel teil (5Mo 16,14; Neh 8,2-3). Von Frauen wurde nicht verlangt, dass sie sich verschleiern oder sich auf öffentlichen Plätzen still verhalten sollen – so wie es in einigen Kulturen des Nahen Ostens heute der Fall ist (1Mo 12,14; 24,16; 1Sam 1,12). Auch Müttern (nicht nur Vätern) galt die Verantwortung und Autorität für die Belehrung ihrer Kinder (Spr 1,8; 6,20). In Israel durften Frauen sogar Land besitzen (4Mo 27,8; Spr 31,16). Von den Ehefrauen wurde geradezu erwartet, dass sie viele Angelegenheiten ihres eigenen Haushalts regelten (Spr 14,1; 1Tim 5,9-10.14). All dies steht in krassem Gegensatz zu der Art und Weise, wie andere alte Kulturen Frauen für gewöhnlich erniedrigten und entwürdigten.
In biblischen Zeiten wurden Frauen in heidnischen Gesellschaften oftmals nur mit etwas mehr Würde als Tiere behandelt. Einige der bekanntesten griechischen Philosophen, die als die größten Geister ihrer Zeit angesehen wurden, lehrten, dass Frauen von Natur aus minderwertige Geschöpfe seien (z.B. Aristoteles in seiner Schrift „Politik“ oder „Generation der Tiere“). Selbst im Römischen Reich (möglicherweise der Höhepunkt der vorchristlichen Zivilisation) wurden Frauen normalerweise nur als beweglicher Besitz betrachtet (als persönliche Habe ihrer Männer oder Väter) und genossen kaum eine höhere Stellung als Sklaven im Haushalt. Auch dies unterschied sich erheblich von den hebräischen (und biblischen) Vorstellungen von der Ehe als einem gemeinsamen Erbe und einer gemeinsamen Elternschaft, in der sowohl dem Vater als auch der Mutter von den Kindern Ehre und Gehorsam entgegengebracht werden sollten (3Mo 19,3).
In eine Welt, in der sich römische und hebräische Kulturen kreuzten, erhob das Christentum die Stellung der Frau auf eine ganz neue Ebene. Unter den Jüngern Jesu befanden sich mehrere Frauen (Lk 8,1-3). Als Christus sich das erste Mal als der wahre Messias zu erkennen gab, tat er dies vor der samaritischen Frau (Joh 4,25-26). Er behandelte Frauen immer mit einem Höchstmaß an Würde, sogar die Frauen, die ansonsten als Ausgestoßene angesehen wurden (Mt 9,20-22; Lk 7,37-50; Joh 4,7-27). Auf diese Weise erhob er die Stellung der Frau an sich. Somit überrascht es nicht, dass Frauen im Dienst der frühen Gemeinde eine bedeutende Rolle einnahmen (Apg 12,12-15; 1Kor 11,11-15). Als die neutestamentliche Gemeinde an Pfingsten geboren wurde, waren mit den wichtigsten Jüngern auch Frauen anwesend und beteten (Apg 1,12-14). Einige Frauen waren für ihre guten Werke bekannt (Apg 9,36), andere für ihre Gastfreundschaft (Apg 12,12; 16,14-15), andere für ihr gutes Verständnis von der gesunden Lehre und für ihre geistlichen Gaben (Apg 18,26; 21,8-9). Johannes’ zweiter Brief war an eine führende Frau aus einer der Gemeinden unter seiner Aufsicht gerichtet. Mit zunehmendem Einfluss des Christentums auf die westliche Gesellschaft begann sich auch die Stellung der Frau erheblich zu verbessern.
Überall dort, wo sich das Evangelium ausbreitete, verbesserte sich in der Regel der soziale, rechtliche und geistliche Status von Frauen. Wo das Evangelium verdunkelt wurde (ob durch Unterdrückung, falsche Religionen, Weltlichkeit, humanistische Philosophie oder geistlichen Niedergang innerhalb der Gemeinde), nahm auch der Status der Frau entsprechend ab. Selbst die Bemühungen weltlicher Bewegungen, die sich für Frauenrechte einsetzten, wirkten sich im Allgemeinen nachteilig auf den Status der Frau aus, zum Beispiel die feministische Bewegung unserer Generation. Der Feminismus hat Weiblichkeit abgewertet. Natürliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern werden üblicherweise heruntergespielt, aufgelöst, verachtet oder geleugnet. Das Ergebnis ist, dass Frauen heute an militärischen Einsätzen teilnehmen, körperlich anstrengende Arbeiten verrichten, allerlei Demütigungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind und von ihnen erwartet wird, wie Männer zu handeln und zu reden. Moderne Feministinnen verachten Frauen, die Familie und Haushalt zu ihren obersten Prioritäten machen. Sie werten die Mutterrolle ab, ausgerechnet die Berufung, die auf einzigartige Weise der Frau zugedacht ist. Die ganze Botschaft der feministischen Bewegungen besteht darin, dass es an Frauen im Grunde nichts Außergewöhnliches gibt. Dies ist nicht die Aussage der Bibel. Wie oben schon erwähnt, ehrt die Schrift Frauen als Frauen und ermutigt sie, Ehre auf ausgesprochen weibliche Weise zu suchen (Spr 31,10-30). Die Schrift übersieht an keiner Stelle den weiblichen Intellekt, spielt die Talente und Fähigkeiten von Frauen nicht herunter und hält sie nicht von der richtigen Ausübung ihrer geistlichen Gaben ab.
Doch wann immer die Bibel ausdrücklich über die Kennzeichen einer außergewöhnlichen Frau spricht, betont sie weibliche Tugenden. Die bedeutsamsten Frauen in der Bibel übten ihren Einfluss nicht durch eine Karriere aus, sondern durch ihren Charakter. Um einige Beispiele zu nennen: Eva, Sara, Rahab, Ruth, Hanna, Maria, die Samariterin, Marta und Maria, Maria Magdalena und Lydia. Zusammen stehen diese Frauen nicht für die Gleichheit der Geschlechter, sondern vielmehr für echte weibliche Außergewöhnlichkeit. Diese zeigt sich immer in moralischen und geistlichen Qualitäten, nicht im sozialen Stand, in Reichtum oder in der äußerlichen Erscheinung. Laut dem Apostel Petrus macht sich echte weibliche Schönheit nicht durch äußeren Schmuck bemerkbar, nicht durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern; vielmehr ist es der verborgene Mensch des Herzens, der wirkliche Schönheit zeigt, den unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist (1Petr 3,3-4). Auch Paulus sagt, dass Gottesfurcht und gute Werke die wirklichen Merkmale weiblicher Schönheit sind, nicht künstliche, äußerliche Verzierungen (1Tim 2,9-10). All diese Frauen wurden letzten Endes nicht zu etwas Außergewöhnlichem, weil sie irgendwelche eigenen natürlichen Qualitäten aufzuweisen hätten, sondern weil der eine wahre Gott, den sie anbeteten, groß, mächtig, herrlich und Ehrfurcht gebietend ist. Er erlöste sie durch das Jesu Christi, seines eigenen göttlichen Sohnes, dessen Ebenbild er sie gleichgestaltete (Röm 8,29). Anders ausgedrückt: Gottes Gnadenwerk in ihrem Leben machte jede einzelne dieser Frauen zu etwas Außergewöhnlichem.
Die Frauen, die oben genannt sind, sind nicht unvergesslich aufgrund ihrer physischen Schönheit, ihrer natürlichen Fähigkeiten, ihrer persönlichen Leistungen oder ihrer erreichten Position. Sie haben sich nicht aus den typischen Gründen hervorgetan, die berühmte Frauen heutzutage auszeichnen. Die meisten haben keinen berühmten oder einflussreichen Mann geheiratet. Die meisten von ihnen sind in den Augen der Welt nicht zu Berühmtheit gelangt. Unter den zwölf Frauen ist nicht eine, die sich durch eine große Karriere auszeichnet, durch weltliche Leistungen oder irgendetwas, das in den Augen eines Beobachters hervorsticht. Ehrlich gesagt: Einige dieser Frauen würde man überhaupt nicht für wichtig halten, wenn die Schrift sie nicht ausdrücklich als Frauen des Glaubens herausstellen würde.
Wir sollten uns Folgendes bewusst machen: Der Glaube war die Wurzel von allem, was diese Frauen so außergewöhnlich machte. Aber in keinem Fall hörte ihr Leben mit ihrem Glauben auf. Ihr Glaube brachte immer Frucht, die Frucht der Tugend. Ihre Geschichten zeigen eine bestimmte moralische Qualität oder einen geistlichen Charakterzug, der es wert ist, dass man ihm nacheifert. Bei Eva war es das Festhalten am Glauben und an der Erwartung des Erretters, selbst nachdem ihre Sünde die Welt völlig verdunkelt hatte. In Saras Fall war es ihre feste Hoffnung, die sich gegen unvorstellbare Hindernisse durchsetzt. Die Lektion aus Rahabs Leben ist zu sehen in einer bemerkenswerten Bekehrung, die uns zeigt, wie Gottes Gnade ein durch die Sünde verpfuschtes Leben erneuern kann. Ruth war ein lebendes Beispiel für Hingabe, Liebe, Vertrauen und Demut. Hanna verkörperte hingebungsvolle Mutterschaft und die Wichtigkeit dessen, sein Zuhause zu einem Ort zu machen, an dem Gott über alles geehrt wird. Maria, die Mutter Jesu, war ein Vorbild für demütige Unterordnung. Die samaritische Frau zeigt eine schnelle Reaktion auf das Evangelium. Martha und Maria verkörperten die beiden Tugenden Anbetung und Dienst, veranlasst von einer tiefen Hingabe an Christus. Maria Magdalena war ein lebendes Beispiel dafür, wie Christi Erlösung und Vergebung große Liebe hervorrufen (Lk 7,47). Und Lydia ist die beste Erinnerung an ein weit geöffnetes Herz für Christus. Natürlich war keine dieser Frauen vollkommen. Ihre Fehler und Versagen sind ebenso offensichtlich, und sie werden zu unserer Ermahnung in der Schrift festgehalten (1Kor 10,8-11).
Die Sünden der Heiligen in der Schrift werden immer ehrlich beschrieben und niemals entschuldigt. Während sie einerseits unsere eigenen Sünden tadeln, sind sie gleichzeitig ein Trost, der uns daran erinnert, dass Gott in der ganzen Menschheitsgeschichte unvollkommene Gefäße gebrauchte, „…damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns“ (2Kor 4,7). Schließlich kam Christus, um das Verlorene (nicht die Gerechten, sondern die Sünder) zu suchen und zu retten (Lk 19,10; Mk 2,17). All diese Frauen stellen durch ihr Leben anschaulich die Wahrheit dieser Verheißung dar, und das sollte uns ermutigen, wenn wir über unseren eigenen gefallenen Zustand nachdenken. Zusammenfassend gesagt: Alles, was diese Frauen außergewöhnlich machte, war letzten Endes dem Wirken des herrlichen Erlösers geschuldet, den sie liebten und dem sie dienten. Gott war der wahrhaft Außergewöhnliche, und er verwandelte diese Frauen in das Bild ihres Heilands (Röm 8,29). Obwohl sie außergewöhnlich erscheinen, unterscheidet sich das, was Gott in ihrem Leben tat, nicht von dem, was er im Leben jedes echten Gläubigen tut: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2Kor 3,18).

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