Biblische Texte

Habe ich die unvergebbare Sünde begangen?

Ich erinnere mich als ich als Gläubiger das erste Mal den Hebräerbrief las. Ich war erschüttert in Heb. 6,4-6 zu lesen, dass wer Abfällt endgültig abgefallen ist. Da ich im Kampf gegen Gewohnheitssünden nicht so weit war, wie ich es gerne hätte, dachte ich der Abschnitt spricht von mir. Wieso hat mir nie jemand gesagt, dass dieser Text in der Schrift steht? Nie wurde über diese Verse gepredigt! Ich war entsetzt, hätte ich gewusst, dass es so streng ist mit dem Christsein, hätte ich es doch noch stärker versucht, „treuer“ zu bleiben… Nach einiger Zeit konnte ich mich beruhigen, aber Heb. 10,26-27 traf mich noch härter. Ich konnte mir zusprechen, dass eine Sünde nicht schon ein Abfall ist, aber waren meine Sünden nicht doch auf jeden Fall bewusst, und somit doch mutwillig. Seit dieser Zeit halte ich Heb. 10,26-27 für die härtere Stelle als die Warnung vor dem endgültigen und unwiderruflichen Abfall (Dass man den Bund nur einmal schließen kann, ist der positive Teil dieser Warnung, darüber schrieb ich hier).

Mit der Zeit lernt man, dass viele Christen eine ähnliche Erfahrung durchmachen, so schreibt Spurgeon in seiner Autobiographie darüber, und auch, dass das Wissen um die gleichen Anfechtungen bei anderen Christen ihn später getröstet haben, er verweist auf das (wirklich harte und herausfordernde) Zeugnis von John Bunyan. Wer ein russischsprachiges Zeugnis hören möchte der findet diese Aussagen auch bei Nikolai Boiko, der sich durch das Lesen der Bibel im Gefängnis bekehrt hat und auch große Anfechtungen hatte, dass er den Heiligen Geist gelästert hätte.

In Seelsorgerlichen Situationen wird häufig vorgebracht, dass jemand der sich Sorgen macht, ob er abgefallen sei oder die unvergebbare Sünde begangen hätte, genau mit dieser Sorge zeigt, dass das nicht der Fall sei. Dieses Argument wird sehr häufig verwendet. Es verwendete unser ehemaliger Pastor O. Rivinius, der vielen Bloglesern bekannt sein dürfte genauso wie z.B. Herbert Jantzen in seinem Schlusswort zum Buch „Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden“ (S. 106).

Ich denke dass dieses Argument in vielen Fällen gut, ausreichend und hilfreich ist. Insgesamt muss man aber jede einzelne Situation einzeln und für sich bewerten und es wird Situationen geben wo diese Antwort nicht ausreichend ist. So bleibt ungeklärt, was denn diese unvergebbare Sünde ist, was endgültiger Abfall ist (dass er schrecklich ist, ist jedem klar). Insgesamt scheint es dann gut zu sein diese deutlichen Warnungen aus dem Hebräerbrief mit den Warnungen Jesu die Sünde der Lästerung gegen den Heiligen Geist zu begehen, zu verbinden. Das gelingt Tim Keller in seiner Predigt „The Sin against the Holy Spirit“ ganz gut. Er zeigt überzeugend auf, dass die einzige nicht vergebbare Sünde die ist, sich der Bußwirkung des Heiligen Geistes zu widersetzen. Während der Heilige Geist uns zur Buße führt, widersetzen wir uns so lang, bis uns nichts mehr zieht. In großen Stücken ist auch dieser Artikel hilfreich .

Doch irgendwie fehlt auch diesen Erklärungen ein Stück, dass mir nach einem Gespräch klar wurde. Es sprach mich jemand an, es schien, dass ihn diese Fragen quälten. Natürlich sprach ich ihm entlang dieser aufgezeigten Strategie genau auf diese Weise das Heil zu. Der Mensch wirkte wie eine sensible Seele und so griff ich zur Waffe des Heilszuspruch. Erklärte ihm, dass die einzige unvergebbare Sünde die ist, wenn wir keine Buße dafür tun (wollen/können) usw. Und doch wurde mir nur einige Wochen später klar, wie verkehrt ich mit meinen Trostworten lag. Der gleiche Mensch berichtete mir von wirklich grausamen schrecklichen Taten die er (mit christlichem Bekenntnis) beging, ohne dafür wesentliche Schuldgefühle zu verspüren! Auf diese Weise wurde mir klar, dass diese Warnungstexte von einer reellen und nahen Bedrohung sprechen. Das Heil der Hebräer hing am seidenen Faden! Noch ein Schritt und sie sind endgültig weg von Christus! Das Heil der Pharisäer hing am seidenen Faden! Denn noch ein Verlästern Jesu und sie sind endgültig abgetrennt vom Heil! Dieser Mensch kam mir hier sehr ähnlich vor, statt ihm allzu schnell Trostworte zuzusprechen hätte ich genau diese Bedrohung der endgültigen Abfall-Gefahr aufzeigen sollen. Mir scheint, dass etwas Furcht und Zittern während diese Erdenzeit nicht allzu sehr ins Gewicht fallen im Verglich zur ewigen Herrlichkeit, die auf uns wartet.

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