Ein Artikel von Julie Lowe: Seeing Foster Parents as Local Missionaries, erschienen 28.Mai 2020 bei CCEF. Übersetzt von Alexander Schneider. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) (pdf-download).
Als Christen wissen wir, dass wir dazu berufen sind, uns um Waisenkinder zu kümmern. Deshalb wurde Adoption in der Kirche schon immer sehr hochgeschätzt. Erfreulicherweise gibt es inzwischen ein wachsendes Verständnis für die Komplexität und die Herausforderungen von Adoption und Pflegeelternschaft. Damit hat sich auch die Unterstützung für Pflegeeltern durch die Kirchen verbessert. Gleichzeitig bleiben viele Kirchen unabsichtlich zurückhaltend und passiv, wenn es darum geht, Pflegeeltern zu unterstützen. Wie kommt es dazu?
Als Seelsorgerin habe ich mit vielen Pflegefamilien zu tun, die davon berichten, dass Leute ihnen gegenüber mit einer Mischung aus Bewunderung, Unsicherheit oder Gleichgültigkeit reagieren. Man ist von dem Engagement beeindruckt, gleichzeitig schwingt der Vorwurf der Leichtsinnigkeit mit. Warum um alles in der Welt würde jemand sein Leben und seine Familie für einer solche „Herausforderung“ ausliefern? Andere fürchten sich vor dem Unbekannten. Nur wenige Menschen haben Erfahrungen mit dem Thema und darum scheuen sie vor dem zurück, was ihnen fremd erscheint. Die Medienberichte über die wenigen Fälle, bei denen die Pflegeunterbringung scheitert, helfen da auch nicht weiter. Andere sind einfach unwissend. Sie sind nicht vertraut mit dem Thema und wissen daher nicht, was nötig oder hilfreich ist. Aber unabhängig davon, warum der Bedarf nicht deutlicher erkannt wird, muss man zugeben: Pflegeeltern stehen in einem wichtigen Dienst und verdienen die Unterstützung durch ihre Kirche.
Genau wie Missionare müssen sich Pflegeeltern umfassend auf ihren Dienst vorbereiten. Diese Vorbereitung umfasst zunächst mehrere Gespräche und Trainingseinheiten, um die Eignung der Bewerber festzustellen. Unter anderem wird dabei die Wohnsituation, die familiäre Situation, die finanzielle Situation und der Lebensstil evaluiert. Auch die Einwilligung in fortlaufende Trainingseinheiten und regelmäßige Überprüfungen gehört dazu. Wenn die Eignung festgestellt wurde, unterliegen Pflegeeltern vielen zusätzlichen rechtlichen Verpflichtungen. Dazu gehören auch regelmäßige Besuche durch Sozialarbeiter und Richtlinien für die Erziehung.
Genau wie Missionare sind Pflegeeltern gewillt, dorthin zu gehen, wo das Licht Jesu gebraucht wird, um es scheinen zu lassen. Sie entscheiden sich dafür, eine für sie fremde – und zudem größtenteils säkulare – Welt zu betreten und dort zu lernen, wie sie Christus den Kindern, den Ursprungsfamilien und dem gesamten System vorleben können.
Genau wie bei Missionaren ist diese Arbeit herausfordernd und betrifft die gesamte Familie. Pflegeeltern öffnen ihre Familien für Kinder, die potenziell von Problemen, Traumata und Verhaltensschwierigkeiten betroffen sind. Oft sind sie herausgefordert, sich mit den Ursprungsfamilien auseinander zu setzen. Diese können ihnen gegenüber auch feindlich eingestellt sein. In vielerlei Hinsicht nehmen sie die Verantwortung und die Herausforderung auf sich, ein Kind zu erziehen, ohne dass sie viel Autorität und Freiheit hätten, erzieherische Entscheidungen zu treffen.
Wenn christliche Gemeinden Pflegeeltern als örtliche Missionare im System der Pflegeunterbringung betrachten würden, wäre das ein Weg, einer großen Not in unserer Gesellschaft dienend und christusgemäß zu begegnen. Hier einige praktische Schritte auf dem Weg dahin:
- Bestätigung und Ermutigung: Pflegeeltern müssen vermittelt bekommen, dass ihr Dienst christusgemäß und wertvoll ist. Zu wissen, dass man in einer mittragenden Gemeinschaft steht, die den Wert dieser Arbeit kennt, hilft in schwierigen Zeiten.
- Gezieltes Gebet: Pflegeeltern haben oft mit gewichtigen Verhaltensproblemen ihrer Pflegekinder zu kämpfen. Das bringt Chaos und Stress mitten in die eigene Familie hinein. Auch der Prozess, eine Beziehung zur Ursprungsfamilie aufzubauen, ist alles andere als einfach. Wenn die Gemeinde ernsthaft für die Pflegefamilien betet, werden diese ausgerüstet und gestärkt für die anstehenden Aufgaben.
- Pflegeeltern brauchen Atempausen: Sie brauchen Leute, die gewillt sind, eine geeignete Berechtigung zu erwerben, um als Babysitter einzuspringen oder die Kinder übergangsweise zu betreuen. Das ermöglicht den Pflegeeltern als Paar miteinander Zeit zu verbringen, sich auszuruhen, Besorgungen zu erledigen oder einfach nur eine Mahlzeit zuzubereiten.
- Für Pflegeeltern ist es ein Geschenk, wenn Menschen bereit sind, Kinder mit Lernschwierigkeiten zu unterstützen.
- Es ist gut, wenn die leiblichen Kinder, die sich an die neue Situation gewöhnen müssen, einen Mentor haben, mit dem sie darüber reden können.
- Materielle Unterstützung: Pflegekinder sind von ihrem ursprünglichen Heim oft nur schlecht ausgestattet. Sie brauchen Kleidung, Rucksäcke, Schulmaterial, oder möglicherweise sogar Babyausstattung. Wenn die Kirchen hier einspringen würden, um sich darum zu kümmern, wäre das ein Segen für die Pflegefamilien und die Pflegekinder.
- Weitere Formen finanzieller Unterstützung: Manchmal werden Ressourcen, die dringend benötigt werden, durch die zuständigen Ämter nicht bereitgestellt. Dabei könnte es sich zum Beispiel um Beratung durch Fachkräfte handeln, die sich mit dem Thema auskennen, oder um Kosten für Sommerlager und andere Programme, die für Pflegekinder gut wären.
- Seelsorgerliche Begleitung: Pflegeeltern müssen daran erinnert werden, dass das, was sie tun, wertvoll ist, vor allem in Momenten, die sehr schwierig sind. Sie brauchen einen Resonanzboden für die Herausforderungen und Beratung für die schwierigen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Weisheit ist nötig, um zu bestimmten Situationen und Kindern ein klares Ja oder ein klares Nein zu finden.
Wir als christliche Gemeinden können diesen Insider-Missionaren helfen. Wir können alle unseren Beitrag leisten, um in diesem Missionsfeld ein Segen zu sein, wenn er auch noch so klein sein mag. Zu wissen, dass andere hinter einem stehen, um zu unterstützen und mitzutragen, ist in einem solchen herausfordernden und oft undankbaren Dienst ein unersetzlicher Segen.
English: This translation is copyrighted © 2020 by the Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF). The original article entitled Seeing Foster Parents as Local Missionaries, Copyright © 2020, was written by Julie Lowe and is available at the ccef.org website. All content is protected by copyright and may not be reproduced in any manner without written permission from CCEF. For more information on classes, materials, speaking events, distance education, and other services, please visit www.ccef.org.
Translated in full with permission from the Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) by Alexander Schneider for glaubend.de in Koenigsfeld, Germany. Sole responsibility of the translation rests with the translator.
Deutsch: Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt durch die Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) © 2020. Der Original Artikel lautet: Foster Parents as Local Missionaries, © 2020 und wurde von Julie Lowe am 28.Mai 2020 auf der ccef.org Homepage veröffentlicht. Jeglicher Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf in keiner Weise ohne schriftliche Erlaubnis von CCEF verwendet werden. Für weitere Informationen über Materialien, Veranstaltungen, Lehrinhalte und Vorlesungen besuchen Sie bitte www.ccef.org
Vollständig übersetzt mit Erlaubnis der Christian Counseling & Educational Fundation (CCEF) von Alexander Schneider für glaubend.de in Königsfeld, Deutschland. Die völlige Verantwortung für die Übersetzung liegt beim Übersetzer.