Ich denke Spurgeon hatte eine besonders seelsorgerliche Art um die Lehren der Gnade zu vertreten. Man findet oft so viel “calvinistischen” Hochmut und unfassbar übertriebene Härte, die natürlich immer als “der reine Kampf für die Wahrheit” verkauft wird. Als würde man durch Erkenntnis selig und nicht durch das Werk Christi. Spurgeon sieht man seine Bemühung um die Seelen an.
Ich habe keine Fackel benutzt, um die Sonne zu erleuchten, sondern die Sonne hat mich erleuchtet. Ich habe mein geistliches Leben nicht selbst angefangen – nein, ich habe vielmehr gegen die Dinge des Geistes getreten und gekämpft; als er mich zog, bin ich ihm eine Zeitlang nicht gefolgt; in meiner Seele war ein natürlicher Hass gegen alles Heilige und Gute. Wehrufe über mich waren vergeblich, Warnungen wurden in den Wind geschlagen. Donnerschläge wurden missachtet; und was das Flüstern seiner Liebe angeht, es wurde zurückgewiesen als etwas, das weniger ist als nichts. Und so bin ich mir heute sicher, dass ich es sagen kann: »Er allein ist meine Errettung.« Er war es, der mein Herz herumwendete und mich auf meine Knie brachte vor ihm. Ich kann es wie Doddridge und Toplady mit aller Überzeugung sagen:
„Die Gnade befahl meiner Seele zu beten und ließen meine Augen überfließen.“
Und genau an dieser Stelle kann ich hinzufügen:
„Diese Gnade hat mich bis an den heutigen Tag behütet und wird mich nicht mehr loslassen.”
Spurgeon diskutiert nicht theoretische Konzepte sondern geistliche Realität, die ihm persönlich durch Mark und Bein ging, so schreibt er auch:
Gut kann ich mich daran erinnern, wie ich die Lehre der Gnade in einem einzigen Augenblick gelernt habe. Wie wir es alle von Natur aus sind, wurde ich als ein Arminianer geboren. Ich glaubte fest daran, was ich immer wieder von der Kanzel herunter gehört hatte, und sah die Gnade Gottes nicht. Als ich auf dem Weg zu Christus war, dachte ich, ich würde es ganz allein tun, und obwohl ich den Herrn ernstlich suchte, hatte ich keine Ahnung, dass er mich suchte. Ich glaube nicht, dass ein Jung-Bekehrter sich dessen bewusst ist. Ich kann noch den Tag und die Stunde nennen, als ich zum ersten Mal diese Wahrheiten in mir selbst begriff – als sie, wie John Bunyan es sagt, in mein Herz eingebrannt wurden wie mit einem heißen Eisen, und ich erinnere mich, dass ich den Eindruck hatte, in einem Augenblick vom Baby zum erwachsenen Mann gewachsen zu sein.
Er bleibt auch um Brüderlichkeit bemüht, so hier
Es gibt niemand, der mehr an den Lehren der Gnade festhält als ich. Wenn mich jemand fragte, ob ich mich schäme, ein Calvinist genannt zu werden, dann würde ich antworten: Ich möchte nichts anderes heißen, als Christ. Aber wenn du fragst, ob ich die lehrmäßigen Anschauungen von Johannes Calvin für richtig halte, dann antworte ich, dass ich sie im großen und ganzen für richtig halte. Ich bekenne dies gerne. Aber es liegt mir fern zu denken, dass Zion nur calvinistische Christen enthält, oder dass niemand gerettet würde, der nicht an diese Lehren glaubt. Es sind schon ganz furchtbare Dinge gesagt worden über den angeblichen Charakter und die geistliche Art von John Wesley, den modernen Vertreter des Arminianismus. Ich kann nur sagen, dass ich – auch wenn ich manche der Lehren, die er verkündigt hat, ablehne – für ihn persönlich eine Hochachtung empfinde, die keinem seiner Anhänger nachsteht. Wenn man noch zwei Apostel zu den Zwölfen hinzufügen müsste, dann, glaube ich, könnte man niemand finden, der dafür mehr geeignet wäre als George Whitefield und John Wesley.
In der deutschen Fassung der Autobiographie Spurgeons ist diese Verteidigung nur gekürzt zu finden. Die vollständige Fassung findet sich bei der glaubensstimme.