Trichotomie und Dichotomie

Ist der Mensch zweigeteilt (dichotom) oder dreigeteilt (trichotom)? In meiner Jugendzeit war ich sehr geprägt durch die Schriften von Watchman Nee, der viel Wert auf eine Dreiteilung des Menschen legte. Es ging ihm hierbei darum zwsichen Seele und Geist zu unterscheiden. Im Grunde genommen (so verstand ich zumindest seine Schrift “der geistliche Christ”) kann der seelische Christ Gott nicht gefallen, nur der geistliche. Dieses dreifache Model (da auch säkular stark verbreitet) übernahm ich seitdem, ohne ausführliche Prüfung, außer dass  offensichtlich 1 Thess. 5,23 und Heb 4,12 die Trichomie zu bestätigen schienen.  Ich glaube Watchman Nee verwendete dafür das Bild der Stiftshütte, die einen Vorbereich ( = Leib), das Heilige ( = Seele) und das Heiligste (= Geist) enthielt.
Nun kann das als eine Detailfrage abgetan werden, aber dadurch dass man Seele und Geist nicht als Synonyme oder als zumindest unterschiedliche Aspekte des inneren Menschen wahrnahm, hatte ich große Probleme viele Bibelstellen zu verstehen, z.B. benutzt Paulus im Römerbrief gerne den Begriff “Geist”, so hier:
(Röm 8:4) auf dass die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.
Geist war fürmichhieretwasfremdes, ich konnte mich an dieserVerheißung in Röm. 8,4 nicht freuen, denn “geistlich” war ich ja nicht. Der Ausdruck Geist bleibtdannüberhaupt etwas mystisches, unerreichbares.
oder z.b. hier:
(1.Kor 5:5) ihn zu übergeben dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist selig werde am Tage des Herrn Jesu.
In der hier beschriebenen Situation, so dachte ich, geht der Geist (Odem Gottes) natürlich zu Gott, die Seele geht aber verloren, zu diesem Ergebnis kommt ein arminianischer Trichtomist.
Nun fiel es mir  heute wie Schuppen von den Augen, dass die von mir übernommene Vorstellung falsch war. War dieser Punkt geklärt, waren eine vielzahl an biblischen Texten mir nun deutlich klarer geworden. Ich meine, jetzt ist mir klar geworden, was mit dem Begriff Geist in der Bibel gemeint ist (wenn er vom Geist des Menschen spricht), bisher war das etwas mystisches und unerreichbares, wenig definiertes für mich nicht greifbares, aber da hiermit ich selbst (oder mein Inneres) gemeint ist, wird vieles klar. Ich führe diese Zeilen nur auf um zu zeigen, wie man säkulare Denkmodelle über Jahre mit sich mitschleppt und dadurch die Schrift deutlich missverstehen kann.
Wie bin ich aber überhaupt auf diese Überlegung gestoßen. Dankbar bin ich dem Buch “Systematic Theology” von Louis Berkhof.

Er hat mich darauf aufmerksam, dass Gott dem Menschen den Odem einhauchte und der Mensch zu einer lebendigen Seele wurde. Berkhof schreibt “the antithesis is clearly that of lower and higher, earthly and heavenly, animal and divinet. It is not so much two elements, as two factors uniting in a single an harmonious result – man became a living soul (Die Gegenüberstellung ist deutlich die von niedriger und höher, irdisch und himmlisch, tierisch und göttlich. Es sind nicht so sehr zwei Elemente, denn zwei Faktoren vereinigen sich zu einem harmonischen Ergebnis – der Mensch wurde eine lebendige Seele).
Oder hier (Des Englischen nicht mächtigen, einfach mal die Bibelstellen nachschlagen)
The following facts militate against this philosophical distinction:
Ruach-pneuma, as well as nephesh-psuche, is used of the brute creation, Eccl. 3:21; Rev. 16:3. The word psuche is even used with reference to Jehovah, Isa. 42:1; Jer. 9:9; Amos 6:8 (Heb.); Heb 10:38. The disembodied dead are called psuchai, Rev. 6:9;20:4. The highest exercises of religion are ascribed to the psuche, Mark 12:30; Luke 1:46; Heb. 6:18,19; Jas. 1:21. To lose the psuche is to lose all. It is perfectly evident that the Bible uses the two words interchangeably. Notice the parallelism in Luke 1:46,47: “My soul doth magnify the Lord, and my spirit hath rejoiced in God my Saviour.” The Scriptural formula for man is in some passages “body and soul,” Matt. 6:25; 10:28; and in others, “body and spirit,” Eccl. 12:7; I Cor. 5:3,5. Death is sometimes described as the giving up of the soul, Gen. 35:18; I Kings 17:21; Acts 15:26; and then again as the giving up of the spirit, Ps. 31:5; Luke 23:46; Acts 7:59. Moreover both “soul” and “spirit” are used to designate the immaterial element of the dead, I Pet. 3:19; Heb. 12:23; Rev. 6:9; 20:4. The main Scriptural distinction is as follows: the word “spirit” designates the spiritual element in man as the principle of life and action which controls the body; while the word “soul” denominates the same
element as the subject of action in man, and is therefore often used for the personal pronoun in the Old Testament, Ps. 10:1,2; 104:1; 146:1; Is. 42:1; cf. also Luke 12:19. In several instances it, more specifically, designates the inner life as the seat of the affections. All this is quite in harmony with Gen. 2:7, “And Jehovah God . . . breathed into his nostrils the breath of life; and man became a living soul.”
Übrigens, in der Römisch-katholische Kirche gilt die Lehre von der Trichotomie seit dem Vierten Konzil von Konstantinopel als Häresie”insoweit sie den Geist zu einer selbständigen Substanz neben der Seele macht. Auch die Reformatoren distanzierten sich von dieser Vorstellung. So finden wir auch im Lexikon zur Bibel von Rienecker und Maier im Artikel “Seele” “Wir sehen, Gleich ob das Wort (Seele) nun im Sinne des körperlichen oder des geistlichen Lebens vor Gott verstanden wird, immer meint es nicht nur einen Teil des Menschen, sondern diesen ganz in seinem Leben vor Gott.”
 
 

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