Über das Privileg des öffentlichen Schreibens

Mit jedem veröffentlichten Artikel fesselt mich das Bloggen mehr! Ich fühle mich in mehrfacher Hinsicht gestärkt und verändert, wenn mir auch die Risiken öffentlichen Schreibens bewusst sind. Mit Risiken meine ich gar nicht so sehr öffentliche Ablehnung, obwohl ich z.B.  (zumindest aktuell) nicht den Mut hätte, einen Artikel über die Biblische Sicht auf z.B. Homosexualität zu schreiben, sondern “geistliche Gefahren” des öffentlichen Schreibens, die da unter anderem wären: – Eigenbrödlerische und penible Beschäftigung mit Randthemen, Rechthaberei, Bloßstellung Andersdenkender und schließlich auch Hochmut.

Im Wissen um diese Gefahren ist dieser Artikel dennoch den zahlreichen Vorzügen des öffentlichen Schreibens gewidmet, von deren Honigseim ich mich durch Gottes Erbarmen so gütlich laben darf. Vielleicht kann ich so auch den ein oder anderen Mitstreiter im Christi Reich für das Bloggen gewinnen?

Erkenntnis

“Ich bekenne, dass ich zu denen gehöre, die beim Voranschreiten schreiben und beim Schreiben voranschreiten”. Mit diesen Worten Augustins beendete Johannes Calvin seine Vorrede zur Institutio. Das Zitat spricht mir  auch aus dem Herzen.

Tiefgang

Ich neige von Natur aus dazu, viele Themen eher zu oberflächlich zu behandeln. Doch schreibt man ein Thema nieder, ist man genötigt sauberer zu recherchieren. Es geht darum, dass kein Artikel auf Stammtischqualität bleiben kann.

Klarheit

Aus dem Tiefgang folgt Klarheit. Damit meine ich, dass ich merke, dass selbst ein jahrealter Artikel mir hilft die verarbeiteten Themen besser zu artikulieren.

Transparenz

Mit jedem Artikel wird man auch sichtbar. Eigentlich erfordert jeder Artikel den Mut zu dieser Meinung zu stehen. Transparenz ist auch immer ein Stück weit beschämend (so erlebe ich sie). Aber sie schützt extrem gut vor Manipulierbarkeit, was nach Jak. 3.17 ein Stück Weisheit von oben ist.

Rechenschaft

Aus der Transparenz und Klarheit wiederum folgt immer auch Rechenschaft. Als Autor bin ich für jeden Artikel auch verantwortlich. Ein Stück weit ist jeder Artikel auch ein Rechenschaftsbericht: “Hier stehe ich!”. Natürlich ist diese Positionsverortung nicht jedem genehm, aber es gilt bei der Rechenschaft auch, “dass man nicht anders kann”. (Sorry, falls das jetzt leicht euphorisch klingt).

Reife

Auch für die stattfindende Veränderung der Ansichten gilt eine Rechenschaft. Nicht immer ist es angenehm, diese Veränderungen wahrzunehmen. Ich hoffe jedoch, dass einige Veränderungen mich auch in Christus reifen lassen. Da jeder Artikel irgendwo auf den vorausgehenden aufbaut, ist es allemal eine Reife. Möge Gott sie eine gute sein lassen.

Zeugnis

Die Rechenschaft des Glaubens ist natürlich immer ein Zeugnis. Ich weiß nicht, wie viele Nichtchristen mein Artikel lesen. Vielleicht bezeuge ich hier nur in die endlose Leere des Internets. Und doch ist dieses Zeugnis nicht wertlos, da wir uns für jedes Wort verantworten müssen. Das klingt zunächst vielleicht nicht nach einem Privileg, außer man erkennt hier die Möglichkeit, das Richtige richtig zu sagen.

Erbe

Im Grunde war dieser Punkt zunächst die Hauptmotivation für das Bloggen. Ich wollte schriftlich das von meinem Glauben festhalten, was ich meinen Kindern und meiner Frau mitgeben möchte. Dieser Punkt ist für mich immer noch das wertvollste Argument für das Bloggen. – Auch das Erbe hat eine zweite Seite: Jeder Artikel bereichert zunächst einmal auch mich persönlich. Ein Stückweit entsteht ein thematisches Lexikon, auf das man sehr flexibel zurückgreifen kann

Vernetzung

Schließlich wäre auch die Vernetzung mit anderen Christen zu nennen, die häufig durch die Bloggertätigkeit entstanden ist. Unsere Familie konnte so häufig gute und ermutigende Ökumene in der Praxis erleben.


Wie steht es mit dir? Würdest du gerne bloggen? Hast du andere Schreibideen? Was motiviert dich zum Schreiben? Was bremst oder hält dich aktuell noch davon ab? Schreibe mir gerne deine Meinung oder hinterlasse einen Kommentar.

 

 

 

2 Kommentare

  1. Danke für jeden Artikel den du veröffentlichst. Ich lese und verfolge nahezu alle Beiträge. (Hinke etwas hinterher und deswegen kam ich erst heute dazu hier zu kommentieren).

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