Ohne dass ich sonderlich viel Wert auf Fremdworte lege, war ich bisher gewohnt die Soteriologie eher als die Lehre von der Aneignung des Heils zu betrachten. Ungefähr so: Ich bekehre mich, werde dadurch wiedergeboren und lebe nun in der Heiligung. Eine Perspektive also, die vor allem auf das Verhalten des Menschen schaut. Völlig neu war für mich der Ansatz reformierter Theologie, vom Werk Christi her zu denken. Eduard Böhl sieht in der Soteriologie gar die Lehre vom Erlöser (soter = Erlöser). In seinem Buch “Christologie des Alten Testaments”, welches eine meiner Quellen für meine Reihe Christus im Alten Testament ist, schreibt Böhl:
“Der Name Christologie ist aber ein zu enger Name für den Stoff, welchen wir zu bewältigen haben. Wir haben eigentlich Soterologie des Alten Testaments zu behandeln, wir wollen betrachten, was das Alte Testament über den σωτήρ, den Erlöser lehrt. Σωτήρ, Erlöser, ist umfassender und begreift auch die Verheißungen unter sich, die genau genommen noch nicht von einem Christos, einem Gesalbten, sondern allgemein von einem Erlöser handeln. Der Ausdruck „christologisch“ ordnet sich dem Ausdruck „soterologisch“ als einem höheren und weiteren Begriff unter. Es findet nämlich die Bezeichnung der Heilsankündigung als einer christologischen oder messianischen erst von David an ihre rechte Anwendung, wo vom Erlöser als einem Christos, einem Gesalbten oder Messias die Rede ist: wo der Erlöser aus dem Rahmen, den die Geschicke Davids des Königs bieten, uns entgegentritt. Erst seit dem Aufkommen eines Gesalbten (eines Messias) nach Gottes Herzen nimmt die Weissagung eines Erlösers messianische Färbung an. So nennt man denn die vor der israelitischen Königszeit erklingenden Weissagungen des Erlösers am besten soterologische oder Heilandsverkündigungen. Denn diese Verkündigungen beschäftigen sich mehr mit dem Erlöser, dem σωτήρ im Allgemeinen; die davidischen und ein Teil der nachdavidischen lieben es dagegen, den σωτήρ als Christos, als Messias anzuschauen und zu besingen. Machen wir das an Beispielen klar.”
Entsprechend zentral ist für Böhl dann auch das Protevangelium in Gen. 3,15.
Dieses und viele andere hervorragende Bücher finden sich übrigens umsonst als Download bei Licht und Recht.
Dankeschön, Sergej, für deine anregenden Beiträge, für die Artikel, die du uns Lesern aufbereitest, und für die Links zu lesenswerten Seiten! So erfahre ich immer wieder, daß mein eigener Horizont eine Grenze ist, die sich aber – schrittweise & fortwährend – nach außen verschieben läßt.
Weiterhin den reichen Segen unseres himmlischen Vaters wünscht dir
Willi