“Und sie brachen von Bethel auf. Und es war noch eine Strecke Landes, um nach Efrata zu kommen, da gebar Rahel; und sie hatte es schwer mit ihrem Gebären. Und es geschah, als sie es schwer hatte mit ihrem Gebären, da sagte die Hebamme zu ihr: Fürchte dich nicht, denn auch der wird dir ein Sohn! Und es geschah, als ihre Seele ausging – denn sie musste sterben –, da gab sie ihm den Namen Ben-Oni; sein Vater aber nannte ihn Ben-Jamin.” (1 Mose 35,16–18).
Die Geburt Benjamins, des letzten der zwölf Söhne Jakobs bedeutete großes Leid für die Familie. Jakob kostete es die Liebe seines Lebens. Rahel kostete die Geburt das Leben. Sie schafft es ihrem Sohn einen Namen zu geben – Eine Regel im Hause Jakobs – : Die Mütter wählen die Namen der Kinder. Sie sieht den nahenden Tod kommen und haucht noch den Namen des Kindes aus: Ben – Oni: Sohn des Kummers, Sohn der Schmerzen! Schmerzenskind! Ein Kind, dass sie mit dem Leben bezahlen muss.
Und Jakob, der bisher alle vergebenen Namen akzeptiert hat, greift zum Ersten Mal zu einer Namensänderung: “Sein Vater aber nannte ihn Ben-Jamin.” Wörtlich übersetzt: “Sohn der rechten Hand” – Man kann es sich richtig gut vorstellen: Die Hebamme bringt Jakob zum ersten Mal das Kind, er ist entzückt und ruft aus: “Das ist aber ein rechter Bub!” Und so kam Benjamin zu seinem Namen. Benjamin bekommt also einen wundervollen Namen. Und in der Tat erweisen sich die Benjaminiter als rechte / richtige Männer. Ähnlich wie Josef bleibt Benjamin ein bisschen anders als die anderen Brüder – Einige Jahrzehnte Später in seinem Abschiedssegen macht Jakob das deutlich: “Benjamin ist ein Wolf, der zerreißt; am Morgen verzehrt er Raub, und am Abend verteilt er Beute.”
Jakob erkannte das Potential seines Sohnes und sollte sich nicht irren – Schließlich wurde der erste König Israels einer aus dem Stamm Benjamin – und das nachdem sie in einem Bürgerkrieg beinahe vollständig vernichtet wurden. Dass ausgerechnet die “rechten” Kinder vornehmlich Linkshänder waren ist hier offensichtlich göttliche Ironie. Ehud streckte “seine linke Hand aus” lesen wir in Richter 3,21 – und erschlug den Moabiter-König Eglon. Es ist wohl möglich, so las ich in einigen Kommentaren, dass Ehud gar keine andere Wahl hatte, als mit der linken Hand tätig zu sein – da Linkshändig im hebräischen auch das gleiche Wort ist, dass man verwendet, um jemanden zu beschreiben, der seine rechte Hand nicht nutzen kann, weil diese verstümmelt oder unbrauchbar ist. – Diese Verstümmelung hielt Ehud auf jeden Fall nicht ab, ein rechter Richter zu werden. Mag seine Linkshändigkeit noch notgedrungen sein, entwicklen später die Benjaminiten daraus einen Vorteil: 700 Benjmainiten, allesamt Linkshänder verfehlten Ihr Ziel nie, wenn sie die Schleuder warfen (Richter 20,16) – Leider gebrauchten sie diese Fertigkeit zu diesem Zeitpunkt um Sünde zu verteidigen!
Kriegstüchtig blieben die Benjaminiten immer (Vgl. 1 Chr. 8,40). Irgendwann perfektionieren sie ihre Kampfkunst derart, dass sie sowohl mit links, wie mit rechts kämpfen können (1 Chr. 12,2). Jakob hatte schon ganz recht mit seinem Segen: Benjaminiter sind echte Kampfmaschinen (Esther und Modechai waren genauso Benjaminiter wie Paulus).
Ein Detail, überliest man allzu schnell, wenn man sich durch die langen Namenslisten zu Beginn von 1 Chronike gekämpft hat. Aber das 12 Kapitel berichtet uns, wann die Benjaminiter endgültig “rechte Männer” geworden sind: Als sie anfingen an der Seite Davids zu kämpfen, da lesen wir: “Diese sind es, die zu David nach Ziklag kamen, als er sich noch vor Saul dem Sohn des Kisch verborben hielt: (…) Auch sie waren unter den Helden, als Helfer im Kampf. Von den Brüdern Sauls, aus Benjamin…” (1. Chr. 12,1-3).
Die Lektion liegt hier natürlich recht offensichtlich auf der Hand: Sind wir auf der Seite Christi, werden wir zu “rechten Kindern” (Eph. 5,1-8).