Welcher Text mir hilft, wenn ich von Selbstmitleid zerfressen werde

Ich bin besonders anfällig für Selbstmitleid.

Ursache für den Selbstmitleid ist häufig Machtmissbrauch: Wenn ich sehe, dass Menschen willkürlich handeln, oder dass vieles wie ein blödes Glücksspiel aus Las Vegas aussieht. Eine Tat ist heute falsch und morgen recht und Pflicht, schlicht aufgrund dessen, ob sie irgendjemand “Wichtigen” gerade als profitabel erscheint.  So etwas zu beobachten ist fruchtbar unerträglich! Und so nähre ich ganz heidnisch den Götzen des Selbstmitleids in meinem Herzen.

Sichtbar wird es entweder daran, dass ich äußerst zynisch werde oder dass ich mich gänzlich zurückziehe. In Kürze: Auf tatsächlich begangene Sünden reagiere ich selbst sündig! “Auf so einer Erde möchte ich auf gar keinen Fall mehr leben, Herr!”. Nicht dass der Kummer über Machtmissbrauch oder das Verlangen nach der Neuschöpfung nicht auch nötig und recht und richtig sind. Aber mein Jammern geht deutlich darüber hinaus. Meine Erfahrung rutscht zu sehr in den Vordergrund. So als wäre das, was mir widerfährt von zentraler Bedeutung für die Menschheitsgeschichte. Da sehe ich mich wieder als Opfer (ich Armer), weil jemand mir nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat, wie ich gehofft habe oder nicht so gehandelt hat, wie ich es mir vorgestellt habe… Und ich lebe plötzlich so, als wäre Gott tot; nicht mehr da, nicht mehr gut, als hätte er nicht auch das Böse unter Kontrolle.

Meine Frau hat da wirklich die geistige Reife diesen gefährlich Zustand zu erkennen und verweigert mir sehr beharrlich und konstant weiteres Öl für meinen Selbstmitleid. Das ist WIRKLICH Gold wert.

Was auch Gold wert ist, ist ein Wort Gottes, dass Jeremia zu hören bekam, als er zu Gott klagte (bitte lest diesen Text vollständig, lasst ihn wirken): “Herr, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden. Warum geht’s doch den Gottlosen so gut, und die Abtrünnigen haben alles in Fülle?  Du pflanzt sie ein, sie schlagen Wurzeln und wachsen und bringen Frucht. Nahe bist du ihrem Munde, aber ferne von ihrem Herzen. Mich aber, Herr, kennst du und siehst mich und prüfst mein Herz vor dir. Reiß sie weg wie Schafe zum Schlachten, und sondere sie aus, dass sie getötet werden”(Jer. 12,1-3)

Revolutionär ist die Antwort Gottes auf diese Klage. Man würde eine Antwort, wie “Alles wird gut”, “Nimm dich selber an”, “Mach das Beste daraus” oder so etwas erwarten. Der übliche Klitsch, der die Sache meist eigentlich nur schlimmer macht. Aber da kommt die Antwort von Gottes Hammer-Wort (Das soll Trost sein?): “Wenn dich die müde machen, die zu Fuße gehen, wie will dir’s gehen wenn du mit den Reitern laufen sollst? Und so du in dem Lande, da es Friede ist, Sicherheit suchst, was will mit dir werden bei dem stolzen Jordan?”(Jer. 12,5) (lasst diese Antwort auch auf euch wirken)

Gott sagt zu Jeremia: Du hast gar keine Ahnung, wie schlimm es hätte sein können! Vielleicht ist es auch das Wort, dass du heute hören musst? Ich auf jeden Fall muss es regelmäßig! Jer. 12,5 ist ein Hammerschlag gegen mein dekadentes Jammern und egoistischen Selbstmitleid. Und plötzlich komme ich zurück zum Leben. Was ich durchmache ist nur eine Trainingsrunde, das dicke Ende kommt noch! Und so kann mich dieser zunächst so hart klingende Text wirklich ermuntern. Bei Jeremia hat das auch funktioniert. Immer wieder steht er blank vor Verzweiflung vor Gott und wird so immer wieder zu seinem Pilgerweg ermuntert!
Welche Texte helfen dir in deinem Kummer? Schreibe mir oder hinterlasse einen Kommentar.

3 Kommentare

  1. „Wenn alle Gefangenen eines Landes mit Füßen getreten werden, wenn das Recht eines Mannes gebeugt wird vor dem Angesicht des Höchsten, wenn die Rechtssache eines Menschen verdreht wird — sollte der Herr es nicht beachten? Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne dass der Herr es befahl? Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und das Gute? Was beklagt sich der Mensch, der noch am Leben ist? Es hätte sich wahrlich jeder über seine Sünde zu beklagen!“
    ‭‭Klagelieder‬ ‭3‬:‭34‬-‭39‬ ‭SCH2000‬‬

Schreibe einen Kommentar zu Input: Selbstmitleid und pessimistischer Rückblick – Hanniel bloggt. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert