Bibellesen

You had one job!

“Nun war da ein jüdischer Mann in der Burg Susa, sein Name war Mordechai, der Sohn Jaïrs, des Sohnes Schimis, des Sohnes des Kisch, ein Benjaminiter,” (Ester 2,5).

Mordechai und Saul hatten einst einen äußerst bekannten Verwandten: Saul. Dieser hatte den Auftrag, alle Amalekiter dem Bann auszuliefern. Aus finanziellen Gründen und persönlichem Vorteil (nicht aus Mitleid!) setzt Saul diesen Auftrag nur halbherzig um. Er verschont Agag, den König der Amalekiter. Die Geschichte kann in 1 Samuel 15 nachgelesen werden. Es ist das Vergehen, dass das Ende von Sauls Dynastie endgültig besiegelt. Es ist zwar nicht die erste Prüfung, die Saul nicht besteht, aber die erste mit einer gravierenden Konsequenz. Saul selbst wird sein Verschonen irgendwann bereuen müssen. Zwar ist nicht ganz eindeutig, ob sich der “amalektische Jüngling” (2 Sam 1,13), der David Sauls Krone überbringt, nachdem dieser in der Schlacht gegen die Philister versagt, überbringt, auch wirklich am Tode Sauls beteiligt hat, oder ggf. nur eine wie er zunächst meint für ihn vorteilhafte Lüge erfindet. Dennoch kam er zur Krone Sauls, ja er – ausgerechnet ein Amalekiter!

Doch nicht nur Saul haben sie geärgert, auch David und seine geringe Schar war (während Saul gegen die Philister kämpfte) zum Opfer der Amalekiter geworden (1 Sam. 30): Sie überfallen das leere Lager, entführen Frauen, Kinder und Güter der etwa 600 Mann starken Kleinarmee Davids. Die Männer sind entrüstet und wir lesen: ““Und David war in großer Bedrängnis, denn das Volk sprach davon, ihn zu steinigen. Denn die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder war erbittert wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. Aber David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott.” (1. Samuel 30,6). Amalek ist hier die Schlangenbrut, der es beinahe gelingt den verheißenen Samen auszulöschen. Der Messias soll aus Davids Linie kommen, aber Davids Leben ist gerade durch den Überfall Amaleks in Gefahr! Saul had only one job! Und hat ihn derart vermasselt.

Die Aufrufe der Schrift an das Gottes Volk manche andere Völker vollständig zu vernichten, riechen nach erbarmungslosem Genozid. Mindestens sind sie irritierend, ich denke jeder Bibelleser stolpert früher oder später über diesen Auftrag “um heiligen Krieg”, den Israel führen kann. Das Saul ein paar Amalekiter vergeudet, mag human klingen oder geklungen haben, bis wir mehr als fünfhundert Jahre nach Saul und David Haman begegnen: ““Nach diesen Begebenheiten machte der König Ahasveros Haman, den Sohn des Hammedata, den Agagiter, groß, und er erhob ihn im Rang und stellte seinen Sitz über alle Fürsten, die bei ihm waren.” (Ester 3,1). Ausgerechnet einer aus dem Verwandtenkreis derer, die Saul verschont hatte macht sich auf den Weg den größten bis dahin bekannten Genozid umzusetzen: Das Volk Israel vollständig auszurotten.  Das Buch Esther beschreibt, wie der Job, den Saul vergeigte von Esther und Mordechai seinen (beinahe?) Nachkommen erledigt wird! Die Härte Gottes gegen Amalek hat einen Grund im Gottes Plan den verheißenen Samen zu bewahren! Als Esther ein großes Volk (Ester 9,1-3) rettete, da wurde auch Serubbabel gerettet und/oder sein Sohn Abihud und/oder sein Enkel Eljakim (Mt. 1,13) und so der verheißene Samen bewahrt, der letztendlich die große Prophezeihung Jesajas ermöglichte: “Uns ist ein Kind geboren und ein Sohn ist uns gegeben” (Jes. 9,5)

Und plötzlich ist es gar nicht mehr so schwer die heilsgeschichtliche Bedeutung eines Buches zu erkennen, dass den Begriff “Gott” nicht einmal erwähnt.

 

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1 Kommentar

  1. […] Kriegstüchtig blieben die Benjaminiten immer (Vgl. 1 Chr. 8,40). Irgendwann perfektionieren sie ihre Kampfkunst derart, dass sie sowohl mit links, wie mit rechts kämpfen können (1 Chr. 12,2). Jakob hatte schon ganz recht mit seinem Segen: Benjaminiter sind echte Kampfmaschinen (Esther und Modechai waren genauso Benjaminiter wie Paulus). […]

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