Jeden Tag

Zahl des Jahres: 312

312 – Das ist die Anzahl unserer Bestellungen für 2024 beim Online-Händler Amazon.

Unter dem Kundenmenü–>Meine Bestellungen lassen sich alle Bestellungen, die jemals bei Amazon platziert wurden, auflisten. Seit 2008 bin ich Amazon-Kunde. Es ergibt sich bzgl. der Zahl der Bestellungen diese Historie:

Waren es 2008 und 9 etwa 10 Besetllungen, stieg die Zahl nach der Hochzeit auf etwa 50 im Jahr. Seit Corona ist eine exponentielle Explosion zu beobachten.312 Bestellungen im Jahr 2024 bedeuten beinahe jeden Tag eine Bestellung, nachdem die Corona-Jahre (2020-22) von einer Bestellung jeden zweiten Tag betroffen waren. Leider bietet Amazon keine weiteren Informationen über das Bestellverhalten, z.B. die Analyse der Rücksendequote, der Kategorien oder der Umsatzhöhe. Das wären sehr interessante Daten, die man mühselig aufbereiten müsste.

Der Trend der Bestellungen auf jeden Fall zeigt klar nach oben, ich habe ohne jetzt eine tiefergehende Analyse durchgehen zu können, die Bestellverläufe durchgeschaut um das Bestellverhalten unserer Familie zu verstehen.

Amazon war 2008-2010 ein reiner Bücherhändler für mich. Damals wurden nahezu ausschließlich Bücher bestellt. Der doch hohe Anstieg der Jahre 12-14 lässt sich auf die Prime-Abo Version zurückzuführen, die man damals als Student kostengünstig bekam, so nutzte ich das Prime-Abo auch für Bestellungen für Freunde und Verwandte, ein wirklicher „Bestellungsanstieg bei Amazon“ war das also nicht. Selbst die Delle der Jahre 16-19 lässt sich so gut erklären.

Zum einen verschwand 2015  das studentische Prime-Privileg. Zum anderen gab es durchaus den Versuch Bücher direkt beim Verlag oder bei einem christlichen Vertrieb zu bestellen, im Sinne einer gewissen Rebellion gegen den Markt-Führer

Das hatte nicht unbedingt zur Folge, das Amazon als Lieferant „eingedämmt“ wurde. Es wandelten sich eher die Bestell-Rubriken wandelte sich. Schon ab etwa 2013 wurde Amazon zunehmend der Elektrogeräte/Elektronik-Lieferant, später kam vermehrt Spielzeug und ab etwa 2018 Brettspiele dazu. Um die Zeit fing ich auch an Abo-Dienste (für Rasierklingen und Handcreme) zu nutzen.

Wo kommen nun unsere Bücher her?  Es fand eine Digitalisierung der Lektüre statt, aber weniger durch E-Bücher, die schon seit dem ersten Kindle in etwa im gleichen Verhältnis konsumiert werden wie analoge Bücher. Hauptgrund für die Digitalisierung der Bibliothek war der Umstieg der theologischen Lektüre auf nahezu vollständig in Logos. Für analoge Bücher wurde Medimops Anlaufstelle Nr. 1.

Man muss wissen, dass Amazon die Bestellstatistik künstlich „nach oben“ streckt, da es seit einigen Jahren auch Audible-Bestellungen aufführt. Jeden Monat ein Hörbuch kommt also in die Bestellhistorie rein. Soweit ich mich entsinnen kann, war das nicht immer so. Auch Kindle-Käufe selbst lizenzfreier kostenfreier Bücher sind hier aufgelistet. Gleichzeitig ist natürlich unser Familienhaushalt gewachsen und die Kurve wird viel ausgeglichener, wenn man die Anzahl der Bestellungen auf die Anzahl der Hausbewohner aufteilt, sie würde dann so aussehen: (ich zählte die neu dazugekommen Kinder erst im Jahr nach der Geburt dazu). Dieser würde zeigen, dass die Anzahl der Bestellungen pro Person sich nicht wesentlich verändert:

Unabhängig davon ist ein klarer Trend zur Nutzung Online-Bestellungen bemerkbar. Für uns als Großfamilie ist vor allem der Faktor Zeit ein wesentliches Grund. „Shoppen“ zu gehen ist vielleicht eins zwei Mal im Jahr drin und ein Innenstadt-Besuch ist nun wirklich nicht der Wunschausflug unserer Familie. Ist dieser Artikel nun ein Plädoyer für Amazon? Wohl kaum, ich glaube er ist vor allem eine Kritik an anderen „Marktformen“ – Die Anschaffung der letzten Waschmaschine bei Media-Markt dauerte 5h, und zwei der ausgestellten Modelle waren überhaupt nicht erwerbbar. Ich habe mich 5h lang gefragt, warum ich überhaupt hin bin. Der einzige Grund, warum schwere Haushaltsgeräte bei Amazon angeschafft werden, liegt in der langen Lieferzeit, die Amazon.de für Waschmaschinen hat! Habt ihr übrigens gewusst, dass man bei Media-Markt nicht einfach so ein Laptop oder ein Tablet erwerben kann, OHNE mit dem Kundenberaten (aber da stehen schon Fünf Personen Schlange!) gesprochen zu haben, der eine ganze Menge daten erfasst. Gerade der Besuch bei Elektronikhändlern fühlt sich sowas von vollständig verkehrt und unnötig an – und dabei habe ich noch nicht mal vom, – gerade bei Elektronik vorhandenen –  Preisvorteil einer Online-Bestellung gesprochen.

Übrigens ist unser Online-Verhalten durchaus auch Reaktionär. Die Misserfolgsquote bei Ebay (Paket nicht angekommen, Retoure „angeblich nicht angekommen“, Nicht Bezahlung bei Verkäufen) nahm solche Züge an, dass ich 2024 mein Ebay-Konto geschlossen habe. Ein Ausflug auf Otto.de war ähnlich katastrophal. Das ist übrigens wirklich ein Pluspunkt von Amazon. Bei 1670 Bestellungen gab es nur ein oder zwei Artikel, die nicht angekommen sind (aber erstattet wurden) und es gab (ich würde unser Rückgabeverhalten als sehr zurückhaltend einschätzen) bei den Rückgaben nicht ein einziges Problem. Eine ganze Menge Fachhändler (Sanitärbedarf, Werkzeug, Elektrozubehör, Hobbybedarf, Nähmaschinen, Material für kreative Beschäftigung) überzeugte aber ebenfalls durchaus sowohl im Bezug auf Preis, wie auch Qualität und Service.

Der Erhalt des „Ladens“ um die Ecke ist ein berechtigter Einwand für den“Einkauf im Ort“. Hier habe ich eine äußerst positive Haltung zu Spezialitäten-Geschäften (italienisch, portugiesisch, bulgarisch, chinesisch), kleinen Second-Hand-Shops (für Bücher und Weizen-Gläser), Fahrrad-Händler, Comichändler. Von den üblichen „Mainstream-Händlern“ ist wohl der Besuch in einer Buchhandlung noch das „ermutigendste“. Dabei darf man nicht vergessen, dass gerade Huggendubbel & Co die kleinen Lokalen Buchhändler vertrieben, bevor sie selbst unter die Online-Räder kamen…. Doch kaum betritt man ein Lidl, Bauhaus, Edeka und sieht den Zwang zum „Selbstkassieren“, drängt sich unvermeidlich die Frage auf: Welche Arbeitsplätze rette ich nochmal durch den Besuch des Lokalen Marktes?

Ich bin auch der Meinung, dass man nicht jeden Einkauf, jede Anschaffung, jeden Ladenbesuch oder jede Onlinebestellung immer derart ethisch aufladen muss, dass man dem Konsumenten ein schlechtes Gewissen induziert. „Aber die Umwelt“, „Und  die Verpackung“. Es wird einfach zu viel Verantwortung auf den Otto-Normalbürger auferlegt, für die er gar nicht zuständig ist. Man sollte Einkaufen nicht so ernst nehmen, so dürfte man es auch am besten im Griff haben.

Wenn es gestattet ist, seien noch einige Schlussfolgerungen für den Umgang mit Anschaffungen geteilt, die sich über die Jahre in unserer Familie etabliert haben:

  • Bücher sind gebraucht genauso gut wie neu und sind auch dafür da gebraucht zu werden, ein zerlesenes Buch ist kein Qualitätsverlust
  • Zeit ist Geld: Bei Anschaffungen von Dingen, im Wert von sagen wir unter 100 EUR ist es nicht sinnvoll viel länger als mit 4-5 Klicks nach einem günstigeren Preis zu suchen. Man vergeudetet kostbare und teuer Lebenszeit.
  • Anschaffungen sollten genutzt werden. Von einem Freund lernte ich, dass man alles weggeben kann, was länger als ein Jahr nicht genutzt wird, das ist in den meisten Fällen ein guter Ratschlag. Außerdem bedeutet es, dass alles genutzt werden sollte, solange es funktioniert. Deswegen hielt mein erster PC 9 Jahre und mein gegenwärtiger, mit dem ich diese Zeilen tippe, ist 8 Jahre alt.
  • Rechtfertige Hobbys /Launenkäufe und Co nicht mit z.B. „Sparsamkeit“. Mit der Nudelmaschine bekommen wir spitze Lasagne-Blätter hin, aber es ist eine Luxus-Anschaffung, wir sparen NICHTS durch die Produktion von eigenem Nudelteig. Das gleiche gilt für die Hochbeete: Selbstgezogene Tomaten sind spitze, aber ebenfalls Luxus und selbst der Erwerb von Bio-Demeter-Tomaten aus dem Reformhaus wäre wohl billiger. Ich glaube ein wenig Ehrlichkeit zu seinem Konsum würde uns allen gut stehen. Die meisten Dinge kaufen wir einfach, weil wir sie haben wollen. Punkt.
  • Damit will ich sagen. Es ist schon wichtig, sich zu fragen, WARUM will ich eigentlich X oder Y haben… Da fängt die tatsächlich notwendige Selbstprüfung für Konsum an, die  so viel wichtiger ist als Abfall, Löhne des Postboten oder Arbeitsbedingungen bei Amazon. Da geht es nämlich um unsere Beziehung zu Gott.

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