Vers des Tages

Ist der Verweis auf Gottes Gnade bloß ein Ausdruck der Bescheidenheit?

Paulus verwies sehr häufig auf die Gnade, die ihn ihm, oder durch ihn wirkte. Eine Auswahl verdeutlicht das schnell:

  • Er begründet seine apostolische Autorität als durch die Gnade gegeben (Röm. 12,3; 15,15; Eph. 3,7)
  • Alles was er ist, nämlich Lehrer, Apostel, Prediger, Täufer, Ermahner, Dulder, Kämpfer….ist er durch Gottes Gnade ( 1.Kor. 15,10). Paulus meint sogar, dass er mehr als alle anderen gearbeitet hat.
  • Er ist ein weiser Baumeister nach Gottes Gnade (1. Kor. 3,10); sprich seine Befähigung kommt aus der Gnade Gottes (Eph.3,7)
  • Er hat sein Leben redlich geführt (2. Kor.1,12)
  • das gilt von seiner Ausrüstung von Mutter leib an (Gal. 1,15)
  • Sein Auftrag wurzelt in der Gnade Gottes (Eph. 2,8)
  • Dieser Auftrag ist durch die Gnade manchmal ganz spezifisch für bestimmte Gemeinden (Eph. 3,2)
  • Sein Auftrag ist sogar besonders im Vergleich zu anderne (Eph. 3,8)
  • Er braucht nicht mehr als Gnade (2. Kor. 12,9)

Die Lehren daraus für uns sind Legion: Z.B. lernen wir dass unser Problem nie “zu viel Gnade ist”, sondern zu wenig davon.

Augenmerk möchte ich aber diesmal nur auf ein spezielles Detail legen: Verweist Paulus deswegen ständig auf die Gnade, weil er “bescheiden”, fromm und so richtig demütig sein oder wirken möchte? Das kann schon deswegen nicht sein, weil in einer Vielzahl der oben genannten Verse, Paulus sehr offen über seine Leistung und Erfolg spricht. Worauf ich hinaus will ist, unsere Haltung eigentlich “unseren Erfolg” zu meinen, aber aus christlichen Motiven dann doch noch so etwas wie “dem Herrn die Ehre” oder “alles nur Gnade” anzuhängen und heimlich doch wohl zu wissen, dass er nur an unserer Leistung lag oder sich zumindest heimlich auf die Schulter zu klopfen. Der Verweis auf die Gnade ist dabei oft nur eine Art Pflicht, geboren aus der Notwendigkeit christlicher Bescheidenheit.

Ich finde Paulus Haltung durchaus revolutionär, derart konsequent alles der Gnade zuzuschreiben. Das zeigt, dass sein Blick auf die Gnade elemantar war. Z.B. konnte er sich nicht vorstellen auf seine Arbeitsleistung zurückzublicken, ohne überwältigt von der Gnade Gottes zu sein. Wann ist mir und dir das schonmal passiert?  Ich glaube besonders entlarvend ist unser Verhalten, wenn wir gelobt werden. Ich beobachte immer wieder, dass man im christlichen Kontext oftmals so etwas wie ein schlechtes Gewissen bei Lob empfindet. Das scheint ein guter Indikator dafür zu sein, dass wir immer noch zu sehr unser Wirken von der Gnade Gottes trennen. Wie würde wohl Paulus darauf antworten, wenn wir ihn als den größten Apostel aller Zeiten loben würden?  Er beantwortet uns diese Frage selbst:

“Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.”

 

 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert