Der tiefe Fall eines jungen Prinzen

Absaloms Lebenslauf, wie er uns in 2. Sam. Kap. 13 bis Kap. 18 berichtet wird, fasziniert mich regelmäßig: Ein Mensch, der alles hat, der jung ist und auch noch schön. Und dennoch immer noch unzufrieden und gierig. Also durch und durch ein moderner Westler. Somit geht die Geschichte Absaloms auch knallhart der Frage nach, ob wir glücklicher wären, wenn wir jünger und reicher wären. Das motiviert mich zu diesem Gedicht, obwohl ich mit dem etwas pietistischen Ende nicht ganz zufrieden bin. Absaloms Geschichte sollte uns aber zur Demut anleiten und nicht zu einem verbitterten Versuch der Selbstrechtfertigung.

Absaloms Mahl in einem Gemälde des Niccolò De Simone um 1650. (Bildrechte: gemeinfrei)

Obwohl noch jung, zudem auch reich und schön
war Prinz Absalom dennoch von Leid geplagt
Er muss ein Verbrechen an Thamar ansehn
zudem wie das Recht seines Vaters versagt

Auf der Jagd nach dem Glück blieben jedoch
sein Neid und die Gier seine ständiger Feinde
Prinz zu sein das blieb für ihn wie ein Joch
Ein Recht zur Herrschaft zu haben er meinte

“Kommt lasst uns feiern- die Schafe ich schere…”
So kommen die Brüder, auch Amnon dabei
Bald erschlagen von einem scharfen Speere
Endlich gerächt! In wilder Raserei

Er flieht zu Verwandten weit weg nach Geschur
Und verbringt die Zeit am bösen Plan
König zu werden, er sich nun schwur
das passt zu ihm, zu seiner Bahn!

Er war verliebt in sich selbst, begeistert
vom Ziel nur das beste zu haben
“Alles, sofort und jetzt”, gierig er geifert
Nie hat er genug an Gottes Gaben

Versöhnung Davids mit Absalom, Rembrandt (Bildrechte: gemeinfrei)

Joab zu lenken fällt ihm jetzt leicht
schon bald gibt es eine gespielte Versöhnung
Um das Volk in Jerusalem er nun schleicht
übrig für Vater hat er nur böse Verhöhnung

“Wäre ich doch bloß König an Vaters statt
Dann gäbe es Brot und Recht in Fülle,
Habt ihr den König David denn nicht blad satt?”
So flüstert er dem Volk heimlich und stille

Bald ist er sicher und wagt die Revolte
das Volk ist begeistert vom Neuen
König David, den der Schrecken nun holte
flieht, umgeben von wenigen Treuen

In Zion finden wir Absalom später
so kurz vor dem Ziel seiner Pläne
er umfasst des Königs Frau’n und Zepter
Um Vater vergießt er keine Träne

Noch eines fehlt ihm: Der Vater muss weg!
Hier wird ihm sein Stolz nun zum Fall
Ahitofels Rat klingt plötzlich wie Dreck
“ganz Israel um ihn”, bekommt den Beifall

So reitet der Schönling mit seiner herrlichen Mähne
Dass er kein Führer ist, erkennt er zu spät
Vor Joab flieht in den Wald er, welche Szene
und hängt in den Zweigen, im Winde verweht

So hängt er da, zwischen Erde und Himmel
Was er wohl denkt, was er bereut?
Nie zufrieden, umgeben von Feindesgewimmel
stirbt er als einer, vor dem jeder sich scheut

*   *   *   *   *   *   * *   *   *   *   *   *   *

So wie dieser Königssohn
beanspruchen wir oft einen besseren Lohn
als verdienten wir mehr, sind wir unzufrieden
als wüsste Gott nicht, was uns beschienen
so hadern wir, sind gierig und undankbar
so empfindlich, von schecklichen Lüsten lenkbar Selig ist nur, wer seine Armut erkennt
und diese Schmach vor Christus bekennt
Der wird eins stehen vor seinen Thron
und empfangen der Gerechten Lohn.

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