Historische Fakten, Tradition und Legende entwirren
Von A.S. Ibrahim, Professor am Southern Baptist Theological Seminary
ZUSAMMENFASSUNG: Die Verehrung des Propheten Mohammed ist Grundlage des Glaubens der Muslime. Die ihn betreffenden Überlieferungen wurden jedoch erst mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Tod zusammengestellt und bieten keine besonders glaubwürdigen Nachweise für die geschichtliche Persönlichkeit. Außerdem messen viele nominelle Muslime dem Propheten einen mythischen, vergöttlichten Status bei, der sich eigentlich nicht mit dem islamischen Glauben verträgt. Christliche Quellen aus dem 7. Jahrhundert vermitteln ein genaueres, wenn auch immer noch unvollständiges Bild seiner Person. Das Studium der historischen Figur und ihrer Rezeption im Islam kann Christen für einen fruchtbaren Dialog mit ihren muslimischen Nachbarn ausrüsten.
Für unsere fortlaufende Serie von Artikeln für Pastoren und christliche Führungskräfte haben wir A.S. Ibrahim (PhD, Universität Haifa; PhD, Fuller Theological Seminary), Professor für Islamwissenschaften und Direktor des Jenkins Center for the Christian Understanding of Islam am Southern Baptist Theological Seminary, gebeten, zu erklären, wer Mohammed wirklich war, und warum es für Christen wichtig ist, ihn zu verstehen.
Für die über 1,8 Milliarden Muslime auf der Welt ist Mohammed die wichtigste menschliche Person. Aus ihrer Sicht ist er der letzte Prophet, den ihnen ihre Gottheit, Allah, gesandt hat, um der Menschheit die Wahrheit zu verkünden und sie zu leiten. Muslime glauben, dass Allah der Menschheit sein Wort im Lauf der Geschichte durch viele Propheten und Boten offenbart hat, aber dass die beste und endgültige Offenbarung durch Mohammed kam. Seine Botschaft übertrifft und verdrängt frühere Offenbarungen.
Als Glaubenssystem beruht der Islam hauptsächlich auf zwei Grundlagen: auf Allahs Wort und Allahs Gesandten – dem Koran und Mohammed. Muslime lehren, dass Allahs Wort durch den letzten Gesandten Allahs in vollkommener Weise umgesetzt wurde. Um Allahs Wort zu verstehen, muss man es im Leben des Propheten Allahs angewandt sehen. Mohammed ist der gemeinsame Faktor dieser beiden Grundlagen. Er ist das Gefäß der göttlichen Botschaft und gleichzeitig der, der sie beispielhaft ausführt. Mohammed ist für alle Muslime absolut wesentlich.
Trotz dieser hohen Bedeutung besitzt die Mehrheit der Muslime nur traditionelles Wissen über ihn. Viele Aspekte seines Lebens und seiner Lehre bleiben ihnen verborgen. Für Nicht-Muslime sieht es noch schlechter aus, denn gewöhnlich kennen sie noch nicht einmal die einfachsten Details über das Leben des Mannes, den Milliarden verehren. Woher kann man also mehr über Mohammed erfahren?
Zuverlässige Quellen über Einzelheiten aus Mohammeds Leben rar. Der Name Mohammed wird überraschenderweise im Koran selbst nur vier Mal und dann ohne nähere Beschreibung genannt (Q 3:144; 33:40; 47:2; 48:29). Zudem enthalten die muslimischen Quellen, die Details über die Lehren und Taten Mohammeds liefern, offensichtliche Diskrepanzen und Widersprüche. Alle sind sie frühestens zwei Jahrhunderte nach seinem mutmaßlichen Tod geschrieben worden.
Was also wissen wir wirklich über Mohammed? Für wen hielten ihn seine Nachfolger und Zeitgenossen? Hat er wirklich gelebt? Was hat er gepredigt? Dieses Essay versucht, diese Fragen kritisch zu beleuchten, und dabei den Mohammed der Tradition, den Mohammed der Legenden und den historischen Mohammed miteinzubeziehen.
Der Mohammed der Tradition
Gemäß muslimischer Tradition ist Mohammed 570 in Mekka geboren und 632 in Medina gestorben. (Sowohl Mekka als auch Medina liegen im heutigen Saudi-Arabien.) Sein Vater Abdullah starb vier Monate vor seiner Geburt. Die Überlieferung berichtet von einigen physischen Zeichen und Wundern, die seine Ankunft begleiteten. Demnach hatte seine Mutter Amina keine Wehen, und bei seiner Geburt erfüllte himmlisches Licht den Raum.
In der Nacht seiner Geburt in Mekka bebte in Persien – etwa 1000 Meilen entfernt – ein Haus, und vierzehn seiner Säulen stürzten ein. Selbst das heilige Feuer Persiens, das 1000 Jahre lang ununterbrochen gebrannt hatte, erlosch auf geheimnisvolle Weise. Auch wenn diese Zeichen wie erfundene Geschichten wirken, die dazu dienen sollen, den Status Mohammeds zu bekräftigen, glauben viele Muslime von ganzem Herzen, dass sie sich so zugetragen haben.
Diese Traditionen wurden durch muslimische Erzähler des Abbasiden-Kalifats autorisiert, die Jahrhunderte nach Mohammed gelebt haben. Sie wollten so den Juden und Christen, die in den eroberten und in ein islamisches Kalifat verwandelten Ländern ansässig waren, ein Bild des Propheten des Islams vermitteln. Wenn Zeichen und Wunder die Geburten der Propheten Mose und Jesus begleitet hatten – so die islamische Logik – dann muss das auch bei Mohammeds Geburt der Fall gewesen sein. (Dieser Anspruch kann allerdings insofern ein Problem darstellen, weil der Koran selbst darauf besteht, dass das einzige Wunder, das Mohammed jemals vollbracht hat, der Koran selbst ist – s. Q 6:37; 11:12; 13:7; 28:48; 29:50–51.)
Nach muslimischen Überlieferungen war Mohammed ein Hirte und Händler, der bei den Bewohnern Mekkas als „der Aufrichtige“ und „der Treue“ bekannt war. Eine wohlhabende Frau, Khadija, nahm ihn in ihre Dienste. Sie liebte ihn und machte ihm einen Heiratsantrag, obwohl sie fünfzehn Jahre älter war als er. Was seinen religiösen Weg angeht, so behaupten die Überlieferungen, dass Mohammed den polytheistischen Kult seines Volkes in Arabien nie übernommen habe. Er neigte schon immer dazu, die einzig wahre Gottheit, Allah, zu verehren, während seine mekkanischen Verwandten an dem als Kaaba bekannten Schrein Götzenanbetung praktizierten. Mohammed dagegen zog sich auf einen abgelegenen Berg in Mekka zurück, um zu meditieren und Allah zu verehren.
Gemäß der Tradition erschien der Engel Gabriel dem vierzigjährigen Mohammed und erklärte, dass Allah ihn zum Propheten berufen habe. Seine Botschaft war klar und eindeutig: Allah ist einer, und nur einer. Diese Tradition zeigt, warum der Islam einen strengen Monotheismus verkündigt: Die Gottheit ist einer; es gibt keine Pluralität und keine Partner. Nachdem Mohammed Allahs Berufung anfänglich widerstand, begann er vorerst nur seinen Verwandten in Mekka heimlich zu predigen, denn er fürchtete die Vergeltung der Heiden von Mekka. Als einige dahinterkamen, dass er Monotheismus predigte – so wird erzählt – begannen sie ihn und seine Handvoll Anhänger zu verfolgen. Das Leid und Elend der Verfolgung durch die Götzenanbeter von Mekka für alle, die den Islam annahmen, dauerte 13 Jahre an.
Nach diesen Jahren der Verfolgung befahl Allah Mohammed und seinen wenigen Anhängern – etwa dreißig Männern – von Mekka nach Medina umzusiedeln. Medina war eine nahegelegene Oase, wo sie der Verfolgung entgehen konnten. Dort nahm Mohammeds Macht zu; er wurde ein Staatsmann und begann militärische Operationen und Expeditionen, die sich gegen drei Gruppen richteten: gegen arabische Heiden in Westarabien, gegen Juden in Medina und Umgebung und gegen christliche Stämme an den byzantinischen Grenzen von Großsyrien. Die muslimische Tradition stellt Mohammed als erfolgreichen militärischen Befehlshaber vor. Mit der Unterstützung Allahs führte er die muslimischen Krieger in Eroberungszügen an, bei denen er Ungläubige tötete, Land einnahm, sich ihrer Besitztümer bemächtigte und seinen Herrschafts- und Machtbereich erweiterte.
Auch wenn dieses kriegerische Bild in der heutigen Welt befremdlich wirkt, ist dieses doch die Darstellung ihres Propheten, die muslimische Historiker überliefert haben. Es scheint der Wunsch dieser Geschichtsschreiber gewesen zu sein, einen Propheten zu portraitieren, der die eindeutige Unterstützung der Gottheit hatte. Der wachsende wirtschaftliche Gewinn und die politische Vorherrschaft lieferten den Beweis dafür – auch wenn das Töten vieler Menschen und das Plündern ihrer Güter dazugehörte.
Bei einer dieser Militärexpeditionen – so lautet die Erzählung – lud eine jüdische Frau Mohammed zu selbstgekochtem Essen ein, nachdem er ihren Vater, Bruder und Onkel getötet hatte. Als Mohammed die Einladung annahm, briet sie ein Lamm, vergiftete aber das Fleisch. Diese Mahlzeit war der Grund für Mohammeds Tod als Märtyrer – auch wenn wir glauben sollen, dass das Gift vier Jahre in seinem Blut blieb, bis es seine Wirkung entfaltete.
Der hier beschriebene Mohammed ist als der Mohammed der Tradition oder der überlieferte Mohammed anzusehen. Es handelt sich um den Mohammed, der in den Köpfen religiöser Muslime lebt, die in den islamischen Quellen bewandert sind. Dieser Gruppe sind Details über Mohammeds Leben wichtig, und die Aussagen der Tradition werden von ihnen hochgeschätzt.
Ein Großteil der Muslime misst aber den Einzelheiten dieser Darstellung weniger Wert und Bedeutung bei.
Der Mohammed der Legende
Während der traditionelle Mohammed sich aus alten islamischen Quellen ableitet – auch wenn diese Quellen Jahrhunderte nach Mohammeds Tod niedergeschrieben wurden – beruht der legendäre Mohammed mehr auf populären folkloristischen Vorstellungen. Viele nominelle oder kulturelle Muslime halten sich an dieses legendäre Porträt Mohammeds. Für sie ist er einfach bei und in allem der Beste. Für diese Muslime ist der Islam vor allem eine kulturelle Identität. Sie sind Muslime, weil sie als Muslime geboren wurden, und nicht, weil sie die islamischen Quellen studiert haben. Viele nominelle Muslime verehren diesen Mohammed bis hin zur Anbetung. Auch wenn dieser legendäre Mohammed in vielen Fällen nicht dem traditionellen Mohammed entspricht, wie ihn als vertrauenswürdig erachtete islamische Quellen darstellen, beunruhigen diese Unterschiede kulturelle Muslime wenig. Ihr Mohammed besteht aus einem Mosaik aus drei Teilen: einigen Ideen aus dem Koran, einigen gängigen Überlieferungen, und reichlich mystischen und mythischen Elementen. In den Köpfen dieser kulturellen Muslime ist dieser Mohammed natürlich keine Legende; er ist der wahre Mohammed, der lebt, hört und sieht. Er besucht ihre Häuser, heilt die Kranken und hat für einige göttliche Kräfte. Er ist einfach der beste Mensch, der je gelebt hat. Gebildete Muslime, die den Mohammed der Tradition hochhalten, finden viele Elemente des imaginären Mohammeds häretisch und lästerlich.
Von einem kritischen Standpunkt aus betrachtet, beschreiben weder der Mohammed der Tradition noch der Mohammed der Legende den echten Mohammed. Auch wenn ihn viele Muslime verehren, existiert der legendäre Mohammed nur in den Köpfen der Gläubigen. Aber auch der traditionelle Mohammed entstammt Quellen mit einem großen zeitlichen Abstand zu Mohammeds Lebenszeit. Er scheint mehrheitlich das Werk mittelalterlicher Muslime zu sein, die auf diese Weise ihren Propheten sowohl den eigenen Gemeinschaften als auch den Nicht-Muslimen in ihrer Umgebung präsentieren wollten.
Der historische Mohammed
Gab es diesen Mann namens Mohammed also tatsächlich? Lebte er im 7. Jahrhundert in Arabien und predigte eine religiöse Botschaft? Diese Frage muss vernünftigerweise bejaht werden. Wir wollen diesen Mohammed den historischen Mohammed nennen. Er erscheint in unabhängigen Quellen – Quellen von zeitgenössischen (die zur gleichen Zeit oder wenig später lebten) Nicht-Muslimen über sein Leben und seinen Werdegang in Arabien. Es ist offensichtlich, dass viele Nicht-Muslime, meistens Christen, die im 7. Jahrhundert in Arabien lebten, irgendwie von einem Mohammed gehört hatten. Meistens beschrieben sie ihn nicht sehr positiv. Wer war dieser Mohammed in ihren Augen?
Manche dieser Nicht-Muslime beschrieben ihn als einen Prediger, ohne seine Botschaft näher zu beschreiben. Er wird als Händler oder Hirte bezeichnet oder als Warlord, der Kämpfe anzettelte, als König und Eroberer, als Gesetzgeber oder falscher Prophet. Vor allem Christen, die in der Nähe Arabiens lebten – einige davon hatten Mohammed persönlich erlebt – versuchten zu verstehen, wer der Mann wirklich war. Aufgrund ihrer Zeugenaussagen können wir ein besseres Bild des vorgeblichen Propheten des Islam konstruieren.
Eine griechische Quelle aus dem 7. Jahrhundert, Doctrina Jacobi nuper Baptizati, erwähnt „den Propheten, der unter den Arabern erschienen ist“ und identifiziert ihn in negativer Weise: „Er ist falsch, denn Propheten kommen nicht mit einem Schwert bewaffnet“. Hier finden wir eine Beschreibung eines namenlosen falschen Propheten, der unter den Arabern aufgetreten ist und andere Stämme überfiel. Die Gelehrten gehen davon aus, dass die Quelle „vermutlich im Juli 634 in Afrika verfasst wurde“. Wenn Mohammed tatsächlich (wie die Tradition behauptet) im Jahr 632 gestorben ist, dann datiert diese Referenz nur zwei Jahre nach seinem angenommenen Tod. Wenn man bedenkt, dass zahlreiche andere Quellen seinen Tod einige Jahre später 634 – 635 ansetzen, dann gewinnt diese Quelle noch an Wert. Während die Doctrina Jacobi Mohammed nicht namentlich erwähnt, tut das aber eine andere syrische Quelle aus demselben Jahr (634). Den Gelehrten zufolge ist dies die erste explizite Erwähnung Mohammeds in einer nicht-muslimischen Quelle. Sie ist präzise auf Freitag, den 7. Februar 634 datiert und wird dem syrischen Priester Thomas dem Presbyter zugeschrieben. Er berichtet: „Es fand ein Kampf statt zwischen den Römern und den Arabern Mohammeds … Die Römer flohen und ließen die patrizischen bryrdn zurück, die durch die Araber getötet wurden. Etwa 4000 arme Dorfbewohner in Palästina wurden dabei getötet, Christen, Juden und Samaritaner. Die Araber verwüsteten die ganze Region.“
Dieser Bericht deutet darauf hin, dass 634 ein Priester aus dem heutigen Irak von Mohammed und seinen arabischen Kriegern wusste. Das berechtigt zu der Annahme, dass ein militärischer Anführer in Arabien lebte und militärische Gruppen anführte, die Dörfer plünderten und unter anderem Christen töteten. Tatsächlich stärkt dieser syrische Bericht die Vertrauenswürdigkeit der griechischen Quelle. Doctrina Jacobi, die von einem Propheten unter den Arabern sprach, ohne einen Namen zu erwähnen. Beide Quellen datieren im gleichen Jahr, entstammen aber unterschiedlichen Gegenden.
In ähnlicher Weise sprach Sophronius, der Patriarch von Jerusalem von 634 – 638, in seinen Predigten über die Araber und Mohammed. Im Jahr 636 oder 637 beschrieb Sophronius „die Gräueltaten und Siege der Araber“, die „die Orte überrennen, die ihnen nicht erlaubt sind, Städte plündern, Felder verwüsten, Dörfer niederbrennen, die heiligen Kirchen in Brand stecken und die heiligen Klöster umstürzen“. Für Sophronius waren diese Krieger „die rachsüchtigen und Gott hassenden Araber“, „die das Kreuz, Jesus und den Namen Gottes beschimpfen und vom Teufel angeführt werden“. Für Sophronius und einige seiner christlichen Zeitgenossen hatten diese Krieger einen Anführer – den sie dem Teufel gleichsetzten –, der Gott hassende Arber anführte, um Christen zu attackieren und ihren Gott und Jesus zu beleidigen. Zugegebenermaßen erwähnt Sophronius nicht dem Namen Mohammed. Aber eine ähnliche Beschreibung finden wir in einer syrischen Quelle von 637, und in dieser wird explizit Bezug auf Mohammed genommen: „Arabische Truppen schlugen die byzantinischen Kräfte entscheidend“ und „viele Dörfer wurden ausgelöscht, indem Mohammeds Araber die Bewohner töteten.“ Hier erwähnt ein Christ Mohammed ausdrücklich als Anführer arabischer Krieger, die Christen überfielen.
Gestützt auf zeitgenössische nicht-muslimische Quellen können wir daher plausibel schlussfolgern, dass es im Arabien des 7. Jahrhunderts einen Mann namens Mohammed gab. Er führte arabische Kriegsscharen an, griff Christen und andere an und hatte eine religiöse Botschaft, die Gott, Jesus und das Kreuz beleidigte. Der Vorteil dieser nicht-muslimischen Quellen ist ihre zeitliche Nähe zu Mohammed; ihr Nachteil liegt in der Knappheit und Kürze ihrer Beschreibungen. Dagegen sind muslimische Quellen zahlreich und voller Details, aber von einem kritischen Standpunkt aus gesehen zeitlich spät und unzuverlässig.
Der Prophet und das Buch
Letztlich gibt es also drei Mohammeds: den der Tradition, den der Legende und den historischen. In der Praxis unterscheiden die Muslime nicht zwischen den drei Versionen. Für sie gibt es nur einen Mohammed, den sie schätzen, respektieren und der ihren Herzen teuer ist. Für sie kam Mohammed als der letzte Prophet Allahs und überbrachte die vollkommene Schrift, den Koran, den – im Gegensatz zu anderen Offenbarungen, einschließlich der jüdischen und christlichen Schriften – Allah selbst bewahrt und vor Verfälschung schützt.
Das erhebt eine wichtige Frage: Welche Bedeutung hat Mohammed im täglichen Leben von Muslimen, und wie können Christen mit ihnen über ihn ins Gespräch kommen?
Für Muslime ist der Koran die Botschaft, die Mohammed verkündigte und nicht etwa verfasste. Allah diktierte ihm die Worte durch Gabriel. Das Resultat war der Koran. Es ist wichtig, dass Christen das verstehen. Im muslimischen Verständnis sind Allahs Worte und Allahs Prophet heilig und ehrwürdig. Aus diesem Respekt heraus kann ein Muslim einen Koran niemals auf den Boden legen. Oft küssen Muslime den Koran und Berühren ihn als Zeichen der Verehrung mit der Stirn. Ebenso wiederholen sie bei jeder Erwähnung Mohammeds den Satz „Friede sei auf ihm“, um ihm Ehre zu erweisen. Diese beiden Grundlagen sind so heilig, dass sie den Alltag der Muslime prägen und nicht hinterfragt werden können.
Muslime halten den Koran für absolut irrtumsfrei und unfehlbar. Auch Mohammed ist – als der letztgültige Botschafter Allahs – unfehlbar. Die überwiegende Mehrheit der Muslime stimmt darin überein, dass er niemals irrte, denn nach dem Islam sind alle Propheten vor Irrtum gefeit. Das ist einer der Gründe, warum Muslime entsetzt sind, wenn sie Juden und Christen lehren hören, dass David Ehebruch begangen hat. Für Muslime sind Propheten frei von Sünde und können nicht irren.
Vielleicht können wir nun verstehen, warum die Idee, kritisch über Mohammed und seine Botschaft nachzudenken, für Muslime unvorstellbar ist. Für sie ist er ein Prophet, der eine göttliche Botschaft vollkommen und rein verkündigte und buchstabengetreu auslebte. Hinterfragen oder Zweifeln ist nicht akzeptabel. Muslime und Nicht-Muslime haben im Lauf der Geschichte heftige Verfolgung und sogar den Tod erlitten, weil sie es wagten, das Heilige in Frage zu stellen. Viele Muslime werden wütend, wenn Mohammed verspottet oder der Koran in Zweifel gezogen wird.
Obwohl Nicht-Muslime jahrhundertelang durch Muslime verfolgt wurden, um sie zum Schweigen zu bringen, haben sich Christen seit den Anfängen des Islam immer wieder mit Muslimen über Mohammed und seine Botschaft auseinandergesetzt. Viele christliche Denker stellten Mohammed, seinen Charakter, seine Taten und seine Lehren selbst in Anwesenheit elitärer und mächtiger Muslime in Frage.
Drei Wege, mit Muslimen über ihren Glauben zu reden
Was die Muslime in unseren eigenen Städten und Nachbarschaften betrifft, so möchte ich dich ermutigen, mit ihnen über den Glauben zu sprechen. Auch das Leben und die Lehren Mohammeds sind davon nicht ausgenommen – aber darüber zu sprechen braucht Weisheit. Heute hinterfragen Muslime ihren Glauben wie niemals zuvor. Das liegt zum Teil daran, dass Informationen – die früheren Generationen kaum zur Verfügung standen – über das Internet leicht zugänglich sind. Hier also drei Punkte, die du beachten solltest, wenn du mit Muslimen über Mohammed sprichst.
Erstens: Wenn du dich mit Muslimen auf die bestmögliche Weise auseinandersetzen möchtest, dann lies und studiere Mohammed und seine Botschaft. Um mit Muslimen zu sprechen, sollte man besser sachkundig und nicht ahnungslos in Bezug auf die Grundlagen sein. Wenn du dich aus zuverlässigen christlichen Quellen über Mohammed und den Koran informierst, wird das deinen Horizont erweitern, um gute Fragen stellen und auch Fragen beantworten zu können, wenn du mit Muslimen über das Evangelium sprichst.
Zweitens: Liebe und respektiere Muslime als Menschen, die im Bild Gottes geschaffen sind. Gleichzeitig denke daran, dass du als Christ keine Ideologien, auch nicht den Islam, respektieren musst. Wir müssen auch Mohammed nicht wertschätzen, weil wir Muslime lieben, vor allem, weil sein Leben und seine Lehre antichristliche Forderungen und Irrlehren enthalten, die die Bibel verurteilt. Wir müssen weder den Ehrentitel für ihn benutzen noch eine besondere Ehrerbietung für Mohammed zeigen, um Muslimen zu gefallen. Geh einfach respektvoll mit ihnen um und wirke nicht eingeschüchtert, wenn du mit ihnen sprichst. Christen haben überzeugende und einleuchtende Antworten und sollten zuversichtlich auftreten. Im Allgemeinen schätzen Muslime eine selbstbewusste Haltung und feste Überzeugungen.
Drittens: Wenn du etwas über Mohammed sagen musst – besonders wenn eine Beziehung noch in den Anfängen steckt – sprich von ihm einfach als von „eurem Propheten“. Im Allgemeinen rate ich aber Christen, wenn man gerade erst Bekanntschaft mit einem Muslim gemacht hat, das Gespräch über Mohammed zu vermeiden. Wenn das Thema aber aufkommt und ein Muslim dich nach deiner Meinung zu Mohammed fragt, könntest du sagen: „Glaub mir, mein Freund, es kommt nicht darauf an, was ich über Mohammed denke. Ich weiß mehr über Christus, und wünsche mir, dass du seine Liebe und Rettung kennenlernst.“ Die Bibel aufzuschlagen und über Jesus zu sprechen, ist immer klug.
Wenn du gedrängt wirst, deine Meinung über Mohammed zu äußern, kannst du vielleicht andeuten: „Mein Freund, Mohammed ist dein Prophet, und ich respektiere dich. Ich habe viel über ihn gelesen, weil ich weiß, dass er dir wichtig ist, und du bist mir wichtig. Aber ich glaube nicht so an ihn wie du – wenn ich das tun würde, würde ich ein Muslim werden.“ Wenn du eine tiefere Freundschaft mit einem Muslim entwickelt hast, mag die Zeit gekommen sein, dass du ein paar kritische Fragen zu Mohammed vorbringen kannst.
Unser Ziel ist letztlich nicht, Mohammed niederzumachen, sondern Christus zu erheben und zu ehren. Deshalb – sprich mit Muslimen über Christus! Predige das Wort und erreiche die Welt. Muslime wohnen hier in unseren Nachbarschaften, näher, als du denkst. Das Evangelium der Hoffnung ist ihr größtes Bedürfnis.
Dieser Artikel wurde von Ruth Metzger übersetzt. Übersetzung und Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von DesiringGod.org