Jede Ehe braucht eine Mission

Drei Schritte Für Ehemänner

Scott Hubbard

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Unser typisches Bild von romantischer Liebe in der Ehe ist ein Ehepaar, das sich gegenübersteht und sich voller gegenseitiger Zuneigung in die Augen schaut. Und das hat seinen guten Grund.

Adams erste Worte an Eva waren wie ein Lobgesang. Im Hohelied Salomos dient die ganze Welt als Kulisse für die Schönheit der Geliebten. Und eines Tages wird unser Herr Jesus seine Gemeinde „zu einer Braut von makelloser Schönheit machen“ (Eph. 5,27). Während Freunde normalerweise „Seite an Seite stehen und in ein gemeinsames Interesse vertieft sind“, schreibt C.S. Lewis, „stehen sich Liebende normalerweise von Angesicht zu Angesicht gegenüber und sind ineinander vertieft“ (C.S. Lewis: Was man Liebe nennt).

Doch wie die meisten Paare wissen, bedarf es in der Ehe mehr als zärtlicher Umarmungen. In der Tat gerät die Melodie des Höchsten Liedes aus der Harmonie, wenn alles andere ausgeklammert wird. Denn von Anfang an hat Gott auf die Ehe einen anderen Blick, ein anderes Lied eingebaut.

Wenn Gott, der Herr, sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, können wir annehmen, dass sich das „nicht gut“ auf einen Beziehungsmangel bezieht, auf ein emotionales Loch in Adams Herz. Ohne Zweifel fühlte Adam diesen Mangel, diese Lücke. Aber Gottes nächste Worte lenken unseren Blick überraschenderweise auf Adams berufliches Bedürfnis: „Ich will ihm eine Gehilfin machen, die ihm entspricht“ (1.Mo 2,18). Gott hatte Adam eine Aufgabe gegeben (1. Mo 2,15-17), und Adam brauchte Hilfe. Er brauchte nicht nur ein Gesicht vor sich, sondern auch eine Schulter an seiner Seite.

Ehen brauchen auch heute noch einen Auftrag. Und das bedeutet, dass Männer auch heute noch einen Auftrag brauchen.

Die Frau und die Helferin

Dieses dynamische Bild der Ehe, diese innere und äußere Haltung kommt in den beiden Titeln Evas in 1. Mose 2 wunderbar zum Ausdruck. Einerseits ist sie eine Frau. Als Adam aus seinem tiefen Schlaf erwacht und seine Rippe verwandelt wiederfindet, stimmt er ein Loblied an:

Das ist endlich Gebein von meinem Gebein und

Fleisch von meinem Fleisch!

Die soll »Männin« heißen;

denn vom Mann ist sie genommen! (1.Mo 2,23)

Damit wir uns die Ehe nicht als einen Bund der bloßen Zweckmäßigkeit vorstellen, als ein bloßes Arrangement zur Erledigung von Aufgaben, zeigt Gott uns den ersten Ehemann, wie er seine Frau voller Staunen besingt. Vor ihm steht die Frau – seine eigene Natur, gebrochen durch das Prisma der dreifachen Vielfalt. Sie antwortet auf die Sehnsucht seines Herzens, und er auf die ihres.

Andererseits ist Eva aber auch eine Helferin. Als sie Eden betritt, trifft sie auf einen Mann, der bereits den Auftrag hat, den Garten unter der Autorität seines Schöpfers zu bewirtschaften und zu bewahren (1. Mo 2,15-17). Und dann erhalten sie und ihr Mann gemeinsam den Auftrag, „fruchtbar zu sein und sich zu vermehren und die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen“ (1.Mo 1,28). Gottes guter Plan erforderte für die Mission des Gartens nicht nur eine Person, sondern zwei; nicht nur einen Mann, sondern auch eine Frau. Adam brauchte einen kompatiblen Mitregenten, eine Königin, die ihn bei seiner Herrschaft unterstützt, eine Helferin von herausragender Ehrwürdigkeit. Gemeinsam, in sich ergänzender Pracht, sollten sie die Welt bebauen.

Nach dem Muster von Genesis 2 liebt der Ehemann seine Frau als Frau, und er leitet seine Frau als Helferin. Er schwärmt von ihrer Schönheit, und er arbeitet mit ihr zusammen – Seite an Seite. Er lobt sie (Spr. 31, 28-29) und gibt ihr Macht (Sprüche 31,11-27). Er umarmt sie als Geliebte, und sie schreiten als gemeinsame Herrscher voran. Wie der Stamm eines großen Baumes verästelt sich ihre innere Liebe nach außen und trägt Früchte für die äußere Mission.

Ehe im Dienst

Natürlich erhalten Männer heutzutage keinen direkten, spezifischen Auftrag von Gott, sowie es bei Adam war. Dennoch sagt uns Gottes ursprüngliches Design, wonach er einen Mann schuf, ihm eine Aufgabe gab und ihm dann eine Ehefrau als Frau und Helferin schenkte, viel über Gottes dauerhafte Pläne für die Ehe.

Die Adams von heute haben vielleicht keinen buchstäblichen Garten, den sie bearbeiten und pflegen müssen, aber wir haben unsere eigenen Bereiche als Mission: Haushalte, die wir verwalten müssen, Kinder, die wir erziehen müssen, Gemeinden, die wir lieben und leiten müssen, Berufe, die wir ausüben müssen, und Nachbarschaften, die wir für Christus erreichen müssen. Jeder Bereich ist wie ein Feld, das von Dornen und Disteln befreit, gepflügt und besät werden muss, um die Führung zu übernehmen (1.Mo 1,28) und Jünger zu machen (Matth. 28,18-20). Und jeder ehrliche Mann, der auf diese Felder blickt, wird Gottes altem Urteil zustimmen: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist.“

Einige Männer, wie der Apostel Paulus, werden ihre Mission unverheiratet vorantreiben, mit der Hilfe von Freunden und Arbeitskollegen und nicht mit einer Ehefrau. Die meisten jedoch werden der Schöpfungsnorm folgen und mit ihren Frauen den Garten des Reiches Gottes in ihrer Umgebung ausbauen. Gemeinsam werden er und sie mit Sehnsucht aufeinander schauen – und auch auf das ganze Land um sie herum, das darauf wartet, für Christus beansprucht zu werden.

Ich fürchte, ich tue zu oft so, als sei die Aufgabe der Ehe nur die Ehe – als sei nur ein glückliches Zuhause und nicht auch eine glückliche Welt das Ziel Gottes in unserer Verbindung. Ich lebe wie ein Pfeil, der zu Hause im Köcher liegt, und vergesse das Gefühl des Bogens, das Rauschen des Fluges nach draußen.

Wie können also Männer wie ich in Christus den verlorenen Plan aus Genesis 2 wiederfinden? Wie können wir Ehemänner mit unseren Frauen als geschätzte Frauen und als wertvolle Helferinnen zusammenleben und gemeinsam etwas aufbauen, das über uns hinausgeht? Ich finde Hilfe in einem einfachen dreiteiligen Rahmen: träumen, fördern, handeln.

Träumen

Adams Führungsrolle begann mit einer Vision dessen, was möglich war: ein Garten, der bewirtschaftet und bewahrt würde, eine Erde, die erfüllt und unterworfen wäre (1. Mo 1,28; 2,15-17). Auch die Führungsrolle eines Ehemannes beginnt oft mit einem Traum. Er blickt auf sein Zuhause, seine Kinder, seine Gemeinde, seine Nachbarschaft und stellt sich vor, wie sie unter der vollständigen Herrschaft Christi aussehen könnten – und was er und seine Frau dafür tun könnten. Wie könnten sie die Kinder besser erziehen? Wie könnte die Gastfreundschaft in der Nachbarschaft zur Routine werden? Wie könnte die Familie öfter zum gemeinsamen Gebet in die Gemeinde kommen?

Im Gegensatz zum Faulpelz, der „im Herbst nicht pflügt“ und deshalb „nach der Ernte sucht und nichts hat“ (Spr. 20,4), macht er sich Gedanken über die Zukunft, lange bevor sie kommt – er sieht Bedürfnisse voraus, erkennt Chancen, bemerkt mögliche Bedrohungen und lernt, im Herbst gewissenhafter zu pflanzen und zu pflügen. Und wenn sich die Jahreszeiten des Familienlebens ändern – wenn neue Kinder geboren werden, wenn die Kinder älter werden und wenn die normalen Jahre im Frühling, Sommer, Herbst und Winter ihren Lauf nehmen – träumt er weiter und entwickelt neue Visionen für die verschiedenen Bereiche der Familie.

Jede gottesfürchtige Ehefrau wird natürlich auch ihren Teil zum Träumen beitragen. Sie wird eine heilige Unzufriedenheit empfinden und sich bessere Möglichkeiten vorstellen, wie die Familie ihre Berufung erfüllen könnte. Ein gottesfürchtiger Ehemann wird solche Träume wertschätzen. Als Oberhaupt des Hauses wird er jedoch auch seine besondere Verantwortung spüren, die Familie voranzubringen, anstatt darauf zu warten, dass seine Frau die Führung übernimmt. Und so träumt er – und während er träumt, arbeitet er daran sie zu fördern.

Fördern

Wenn also die Verantwortung, zu träumen, der Passivität des Mannes entgegenwirkt, so wird durch die Berufung, zu fördern, jede Tendenz zur dominanten Führung des Mannes unterbunden. Wie bei Adam und Eva beabsichtigt Gott, dass die Aufgabe eines Paares die gemeinsame ist und nicht nur seine. Mit Geduld und Zärtlichkeit, mit Weisheit und Demut leitet der Mann seine Frau an.

Indem er sie einbezieht, heißt er seine Frau in seinen Träumen willkommen – er sammelt ihre Eindrücke, bittet sie um ihr Feedback, hört sich ihren Rat an. Er weiß, dass seine Träume ohne ihre ergänzende Perspektive oft unvollständig und unausgereift sind. Er weiß auch, dass ihre Träume seine eigenen oft an vernünftigem Urteilsvermögen übertreffen können. Wie die Frau aus Sprüche 31 „öffnet sie ihren Mund mit Weisheit“ (Spr. 31,26) – und er ist durchaus in der Lage, sie zu hören.

Indem er seine Frau herausfordert, stellt er sich vor, wie ihre gemeinsame Mission die Fähigkeiten seiner Frau voll ausschöpfen könnte. Wie könnte er ihre Stärken hervorheben, anstatt sie zu schmälern, ihr Potenzial freisetzen, anstatt es zu blockieren und sehen wie sie blüht und sich entfaltet, anstatt zu verwelken? Oder wie Herman Bavinck schreib: Wie könnte er ihr helfen, ihn „im vollsten und weitesten Sinne zu unterstützen – körperlich und geistig, mit ihrer Weisheit und Liebe, mit ihrem Kopf und ihrem Herzen“ (The Christian Family, 6)?

Handeln

Nachdem der Ehemann einen Traum für seine Familie hat und seine Frau fördert, tut er schließlich etwas – er handelt – und macht die ersten Schritte in Richtung des unbearbeiteten Gartens. In der Praxis versucht er, wie John Piper gesagt hat, derjenige zu sein, der am häufigsten „lass uns“ sagt: „Lass uns die Kinder für die Familienandacht holen.“ „Lass uns ein Straßenfest für unsere Nachbarn planen.“ „Lass uns einen Ausflug machen, nur wir beide.“ „Lass uns am Sonntag früh zum Gottesdienst gehen und dort dienen.“

Manchen von uns fällt das Träumen und Fördern vielleicht leichter als das tatsächliche Handeln. Bei Adam scheint das der Fall gewesen zu sein: Obwohl er seine Aufgabe kannte und Eva mit einbezog, ist es ihm angesichts des Gegners nicht gelungen, ihn auszuführen (1. Mose 3,6). Das Handeln fordert einen Mann zu den unpassendsten Zeiten heraus, greift seine Faulheit und egoistische Zeitnutzung an, verlangt nach langen Arbeitstagen Energie, fordert ihn auf, aufzustehen und zu gehen, wenn er lieber sitzen bleiben würde. Ich brauche Hilfe, um mich daran zu erinnern, dass die Leitung einer Familie nicht eine einmalige Vision, eine vorübergehende Inspiration ist, sondern ein tagtägliches Streben, ein Gestalten von Träumen aus den schwierigen Momenten.

Kann eine Ehefrau in gleicher Weise die Initiative ergreifen? Ja, sie kann – und sollte es manchmal auch. Nur weil ihr Mann meistens „Lass uns“ sagt, heißt das nicht, dass sie es niemals tut. Aber was für ein Geschenk für eine Familie und was für ein Abbild Christi ist es, wenn ein Mann die meiste Zeit die Initiative ergreift.

Die Aufgabe der Ehe erfordert alles von einem Mann. Deshalb muss ein Mann sein ganzes Herz Gott hingeben, sein ganzes Leben Christus unterordnen und seinen ganzen Willen dem Heiligen Geist überlassen. Ein solcher Mann wird seine Frau mit seinem ganzen Herzen als Frau annehmen: als seine perfekte Ergänzung, als sein Schmuckstück, als sein Zuhause auf Erden, als das schönste Lied seines Herzens. Und er wird sie auch als Helferin annehmen: seine Geliebte auf der Mission, seine unentbehrliche Partnerin, seine Königin mit Krone und Zepter. Und so wird er sie lieben, und so wird er sie führen.


Scott Hubbard: Every Marriage Needs a Mission 03.02.2023. Übersetzt von Monika Peters mit freundlicher Genehmigung von DesiringGod.org.

Scott Hubbard ist Redakteur bei Desiring God, Pastor an der All Peoples Church und hat einen Abschluss des Bethlehem College & Seminary. Er und seine Frau Bethany leben mit ihren beiden Söhnen in Minneapolis.

 

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