Regiert Christus über jeden Sturm?

Dieser Artikel von John Piper erschien am 18.05.2020 unter dem Titel: “Does Christ Govern Every Storm?“ im Rahmen von der Serie: Ask Pastor John. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Desiring God. (Download als .pdf-Dokument)


Christus hat einen Sturm gestillt, aber beruhigt er jeden weiteren auch? Ist diese Schlussfolgerung ein Gedankensprung? Oder ist sie logisch? So lautet die Frage von Sofia, einer Zuhörerin: “Pastor John, hallo! Ich habe eine Frage über Gottes Souveränität in Bezug auf Naturkatastrophen, wie Tsunamis, Tornados und Überschwemmungen. In den Evangelien lesen wir, dass Jesus einmal den Wind und die Wellen beruhigte, was die Jünger dazu brachte sich gegenseitig die glorreiche Frage zu stellen:

„Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und das Meer ihm gehorchen?“ (Mk. 4,41) Jesus kann eingreifen und jeden Sturm stillen – Ja und Amen – eine herrliche und ermutigende Realität.”

“Als ich über Jahre hinweg aber ihre Interpretation zu Naturkatastrophen las, schien es mir, dass sie eine zusätzliche Schlussfolgerung machen, indem sie sagen, dass Jesus – weil er einst einen Sturm beruhigte – deshalb auch immer jede andere Naturgewalt kontrolliert. Seitdem gehorcht jeder Wind und jede Welle beständig Christus. Können Sie diese logischen Zusammenhänge bitte erklären? Woher kann man wissen, dass Jesus wegen dem Stillen des einen Sturmes auch die Stärke jedes weiteren Sturmes kontrolliert?” 

Nun, ich danke Sofia für ihre berechtigte Frage. Ich denke, es ist weise, eine unlogische Schlussfolgerung zu hinterfragen. Sie fragt sich, wie man von einem Einzelfall auf eine Regel schließen kann.

Und mit einer unlogischen Schlussfolgerung meine ich so eine, die nicht auf einem gültigen Verlauf von Annahmen basiert.

Zum Beispiel wäre folgendes unlogisch:

Annahme 1: Jesus stillt während seines Lebens auf der Erde einen Sturm.

Annahme 2: Heute, im Jahr 2020, gibt es auf dem atlantischen Ozean einen Sturm.

Schlussfolgerung: Jesus kann diesen Sturm auch stillen.

Das ist kein gültiges Argument. Stimmt! Ich glaube, dass das Fazit stimmt, aber es ist keine logische Folge, da die Annahmen nicht ausreichend Informationen enthalten um diese Schlussfolgerung zu ziehen. Wenn Sofia denkt, dass das der Gedankengang ist, auf dem meine Überzeugung basiert, dass Jesus heute über jeden Sturm regiert – dann sollte sie über Pipers Ansichten besorgt sein. Aber das ist nicht die Art wie ich denke. Ich gehe nicht von einer für sich allein stehenden Annahme aus (“Jesus stillte einen Sturm”).

Neun Stufen zur absoluten Souveränität

Ich habe mindestens neun Kriterien um zum Verständnis zu gelangen, dass Jesus auch heute alle Stürme regelt, überall und zu jeder Zeit. Ja, das glaube ich. Ich glaube, dass die Bibel das lehrt. Lass mich dir meine neun Kriterien erklären.

1.       Jesus ist der Sohn Gottes

Als die Jünger sahen wie Jesus den Sturm stillte, erkannten sie nicht bloß, dass dieses besondere Wunder ein einziger Vorfall von irgendeinem jüdischen Lehrer war. Sondern sie erkannten, dass dies eine besondere Person war. Sie sahen seine Macht als allgemein gültig, nicht als spezifisch an. Sie sagten: „Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar Wind (im Urtext im plural – alle Winde) und Wellen gehorchen?“ (Matthäus 8,27). Die Antwort auf diese Frage, zu der Matthäus uns im Kontext führen will (es ist also eine biblische Lehre!), ist diese: Er ist der Sohn Gottes. Das ist die Art von Person die Er ist.

Also ist das Stillen des Sturmes eine Offenbarung dessen, wer er ist, und deshalb allgemein gültig. So eine Person probiert nichts auf gut Glück aus und wundert sich dann: „Wow, sieh mal einer an, es funktioniert sogar.“ In seiner Fähigkeit, Stürme zu stillen, probiert er nicht einfach mal sein Glück. Es ist eine allgemein gültige Aussage: die Winde und das Meer im Allgemeinen gehorchen Ihm! Das ist mein erstes Kriterium: der Sohn Gottes ist eine Person, die das tun kann.

2. Jesus ist unveränderlich

Hebräer 13,8: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“ Er hat 2020 dieselbe Macht, die er auch im ersten Jahrhundert hatte. Er ist immer noch die gleiche Person.

3. Gott überwacht auch das scheinbar Unwichtige

Derselbe Jesus sagte zu seinen Jüngern, „Werden nicht zwei Spatzen um einen Pfennig verkauft? Und nicht einer von ihnen fällt auf die Erde ohne euren Vater“ (Mt 10,29). Ich unterstelle, dass Jesus hier in Übereinstimmung mit seinem Vater agiert. Sie sind nicht im Konflikt miteinander – so als gelte: „Oh, der Vater kann über das Fallen der Spatzen bestimmen, aber Jesus kann es nicht. Da kann er nicht mithalten. Nur der Vater kann so etwas tun.“

Was der Vater tut, das tut der Sohn, sagt Jesus (Joh. 5,19). Und er sagt, dass der Vater den Fall eines jeden Sperlings überwacht und steuert – womit Jesus ein Ereignis illustrierte, das überaus bedeutungslos ist, wie kleine Wellen auf dem Meer. Jesus hätte auch sagen können, „Keine einzige Welle bewegt sich ohne euren Vater auf dem Meer,“ statt „Kein einziger Spatz fällt zu Boden.“

Falls dann jemand einwendet: „Das bedeutet nur, dass Gott den Spatzen fallen sieht, aber nicht, dass er auch darüber herrscht“ – dann halte ich dagegen, dass so ein Gedanke den Jüngern kein bisschen Trost schenkt, wenn sie getötet werden – denn das ist hier der Kontext: „Sie werden euren Leib töten; habt keine Angst; ich bin bei euch“ (Mt. 10,16-28). „Oh, mein Gott sieht mir zu, aber er kann nichts tun. Er ist nicht aktiv, ja machtlos.“ Ich glaube das nicht. Das ist nicht die Situation hier. Die Verse meinen nicht bloß, „Hey, Gott sieht zu während du umgebracht wirst. Er kann nichts machen, aber er sieht zu. Fasse Mut.“ Ich denke, das ist absolut nicht das, was Jesus im Kontext von Matthäus 10 meinte.

4. Jesus Christus erhält alles in seiner Existenz

Paulus sagt, dass der herrschende Jesus, welcher für immer und ewig derselbe ist, alles zusammenhält (Kol. 1,17). Hebr. 1,3 sagt: „Er erhält Alles durch das Wort seiner Macht.“ Die Welt ist nicht wie eine Uhr, die Jesus aufgezogen hat, damit sie läuft, und dann sieht er aus einer Entfernung zu, ohne einen Einfluss darauf zu haben. Ps. 147,8 sagt: „Er bereitet Regen für die Erde; er lässt auf den Hügeln Gras wachsen.“

Jesus bewahrt die Existenz von jeder Welle und jedem Wind. Er erhält Alles in seinem Dasein. Er hat die ganze Welt in seinen Händen. Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass er einen Tsunami erhält, aber keinen Plan dafür hat, während er über das Dorf rollt. Er hat ihn vollkommen in seiner Hand und erhält ihn existierend. Er konnte den Tsunami jeden Moment beruhigen, weil er es ist, der ihn erhält. Gott denkt auf gar keinen Fall auf diese Weise: „Ich habe keine Ahnung, was ich da tue.“

5. Gottes Wille wird immer geschehen

Paulus schreibt in Eph. 1,11, dass Gott „alles nach dem Ratschluss seines Willens wirkt.“ Nicht manches – sondern alles. Sein Wille – nicht unser Wille.

6. Gott tut überall, was im gefällt

Ps. 135,6 sagt, „Alles was der Herr will, das tut er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen“ – was genau dort ist, wo Erdbeben entstehen, die Tsunamis hervorrufen. Wenn geschrieben steht „im Meer und in allen Tiefen,“ dann ist das keine einschränkende Aussage. Es sagt aus, dass was auch immer „im Meer und in allen Tiefen“ passiert, genau das ist, was „der Herr will.“

7. Gott gibt und nimmt

Wenn jemand in einem Tornado, einem Wirbelsturm oder Tsunami stirbt, dann ist das keine Ausnahme zu der Realität, die uns in Hiob und Jakobus beschrieben wird, wenn sie sagen, „Der Herr hat gegeben und der Herr hat genommen“ (Hi. 1,21), und „Ihr sollt sagen, ‚Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun‘ “ (Jak. 4,15). Wir werden diesen Tsunami überleben oder auch nicht. Wir werden leben und dies oder das tun – wenn der Herr will. Leben und Tod sind im Endeffekt in der Hand des Herrn. Natürliche Todesursachen sind genauso in der Hand des Herrn wie Wind und Wellen.

8. Gott ist niemals launisch

Wenn wir der Bibel glauben, und wenn wir glauben, dass sie die Vorsehung Gottes lehrt (was ich glaube), dann hat er auch den Tsunami vorhergesehen, der sich auf das Dorf zubewegt, oder den Virus, der sich zu einer Pandemie entwickelt – und lässt dies doch alles zu. Also ist die Handlung des Zulassens ein Teil seines Planes, denn er hätte es auch aufhalten können. Er entscheidet, etwas zuzulassen oder zu verhindern, nicht schelmisch oder ziellos. Er ist unendlich weise. Er entscheidet in Weisheit. Und das entsprechend dem Ratschluss seines Willens.

9. Die Bibel lehrt deutlich und durchgehend Gottes absolute Souveränität

Ich habe Textstellen für all diese Punkte, aber werde sie hier nicht anführen. Die Souveränität Gottes über alle Dinge ist in der Bibel überall vorhanden und allumfassend. Man braucht dazu keine logischen Rückschlüsse zu machen; sie ist überall zu finden.

Das bedeutet, dass sie über

  • den Wind,
  • Blitz,
  • Schnee,
  • Frösche,
  • Mücken,
  • Heuschrecken,
  • Wachteln,
  • Würmer,
  • Fische,
  • Spatzen,
  • Gras,
  • Pflanzen,
  • Hungersnot,
  • die Sonne,
  • Gefängnistüren,
  • Blindheit,
  • Taubheit,
  • Lähmung,
  • Fieber,
  • jede Krankheit,
  • Reisepläne,
  • die Herzen der Könige,
  • Nationen,
  • Mörder,
  • geistlichen Tod,

und so weiter regiert.

Das alles gehorcht seinem souveränen Willen. Meine Zuversicht darin, dass Jesus alle Wellen und Meere regiert, basiert nicht auf dem Stillen des einen Sturmes, sondern darauf, dass er der Sohn Gottes ist – also Gott ist – und der, laut der Schrift, alle Dinge nach dem Ratschluss seines Willens wirkt.

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