Der Wikipedia-Artikel über Prepper, ist arg tendenziös, aber dieser Satz aus dem Artikel schildert doch recht treffend einige Beobachtungen der letzten Jahre: “…die Covid-19-Pandemie und kriegerische Auseinandersetzungen wie der Russisch-Ukrainische Krieg führten zu einem Wachstum der Prepper-Szene mit zunehmender Verbreitung auch in Europa”.
Corona hat mich relativ kalt gelassen, aber als die Ampel ihre bisher äußerst verwirrende Regierungszeit antrat und dann auch die Russen in der Ukraine einmarschierten, war schnell klar: Billiger Gas aus Russland gehört der Vergangenheit an. Kurz darauf explodierte noch eine Gas-Pipeline, die noch kurz davor unter vielen Kosten gebaut wurde. Doch weder damals noch heute scherrte sich kaum jemand über das wer und warum. Die Pipeline sei tot und das wäre wohl auch gut so.
Da man gleichzeitig anfing das Klima zu schützen und wir eine Gas-Heizung (2016 galt unser Bauwerk noch als ökologisch) haben, stand schnell die Frage vor uns: Werden wir im Winter 22/23 frieren? Nun wollte ich schlau sein und fing an Holz zu ordern, da wir im Wohnzimmer auch einen Holzofen stehen haben. Zunächst bei einem bekannten Landwirt, bei dem ich bereits im Frühjahr Holz orderte, um mir noch einen günstigen Preis zu sichern. Dann machte ich Freunde aus, die einen eigenen Forst besaßen und die mir freundlicherweise vier weitere Ster gut getrocknete Buche schenkten. Bei einem Besuch im Baumarkt entdeckte ich relativ günstige Briketts und holte auch von denen eine “Notreserve” von 200 kg. Kurz und Knapp zusammengefasst: In kürzester Zeit besaß ich etwa 10 Ster Holz, somit den dreifachen Bedarf eines “normalen” Winters. Aber was ist schon normal unter diesen Rahmenbedingungen, fragte ich mich.
Heute, im zweiten Winter, der nun zur Hälfte vorbei ist, ist immer noch etwa die Hälfte meiner Reserve vorhanden. Ich werde noch einen weiteren Winter heizen können. Und ehrlich gesagt, schäme ich mich. Vielleicht lache ich auch über mir. In etwa so, wie über den, der zur Corona-Zeit so viel Klo-Papier erwarb, dass er immer noch welches hat. Doch im Frühjahr 22 kam ich mir furchtbar schlau und “fürsorgend” vor, und die paar Leute, mit denen ich über meine Pläne sprach, streichelten natürlich meine Seele. Schließlich sei man Vater, und verantwortlich, und man wisse eh nicht was kommen könne, und bei der EU und der Ampel usw…wer diese Sprüche nicht kennt, hebe den ersten Stein.
Tatsächlich ist mein Ausflug in die Prepper-Szene auch noch gar nicht fertig: Denn es gibt in der ganzen deutschen “Prepper-Szene” ein Problem, das ist der Strom. Nimm meinen Holzofen. Er funktioniert gut, aber er darf nicht ohne Strom betrieben werden, da er auch in der Lage ist zur Warmwasseraufbereitung beizutragen. Zu den zehn Ster Holz gesellte sich also bald ein Benzin-Non-Generator hinzu! (die ganze Geschichte mit dem Generator wäre eines weiteren Artikels wert, aber das ist mir aktuell zu peinlich). Es gibt da so ein gutes “frommes russisches Sprichwort”, das eine recht würdige deutsche Übersetzung besitzt: на Бога надейся, а сам не плошай. Auf deutsch recht gut mit ” Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott” zu wiedergeben, genauer aber viel heimtückischer formuliert, nämlich in etwa so: Hoffe ruhig auf Gott aber mach natürlich alles selbst.
Bleibt das nächste Problem: Die Warmwasseraufbereitung läuft ja auch ganz ordentlich, wird aber von der Zentralheizung nur dann in die Heizungsrohre verteilt, wenn die Gasheizung funktioniert, und das tut sie nur, wenn “der Russe uns nicht das Gas abdreht” (ob das nun ein gut gewählter Witz sei oder bereits Rassismus, überlasse ich der Entscheidung meines gnädigen Lesers). Also fing ich an zu recherchieren und bin wohl beinahe ein Experte der Viessmann Vitodens 210 Gastherme geworden, und tatsächlich herausgefunden, wie man eine Zirkulation der Heizungspumpe unabhängig einer zuverlässig funktionierenden Gaszufuhr realisieren kann. (Reinhard Mey hatte schließlich schon 1974 besungen, dass es vorteilhaft sei, Klempner zu sein).
Diese letzte Überlegung war übrigens nur deswegen nötig, da ich nicht über ausreichend Mammon besaß, um in die Königsklasse der Prepper einzusteigen: die Photovoltaik-Anlage, natürlich mit Speicherbatterie und Ladestation. Davor kann man natürlich gar nicht beanspruchen, sich recht “vorzusorgen”, ich verstehe schon. Was ich weniger verstehe ist etwas, dass Prepper immer recht behalten lässt: Es hätte ja sein können! Es hätte wirklich sein können, dass nicht einmal mehr die Araber noch nach Deutschland Gas liefern wollen würden. Es hätte sein können, dass wir für ein kWh Gas nicht 12ct sondern 60ct zu zahlen hätte. Das wäre die Sternstunde der Prepper: “Siehst du, ich habe es dir doch gesagt!”. Das ist das Problem, dass “es hätte ja sein können”. Tritt es nicht ein, hat man “fürsorglich vorgesorgt”, tritt es ein gilt: “ich habe es ja gesagt”. Kommt man in den Prepper-Strudel landet man recht schnell in den “Selbst-Bestätigungs-Teufel-Kreis. Gott bewahre!
What a fool! Ich habe mich wirklich zum Narren gemacht. Jede Nacht hätte man meine Seele einfordern können, vor Gott zu stehen, doch ich habe ja gepreppered. Das was ’22 “als fürsorglich” und “besorgt” aussah, erscheint mir ’24 komplett lächerlich. Überhaupt erscheint mir, dass die meisten Prophezeiungen, was uns in der Zukunft so alles erwartet, nicht gut waren. Selbst wenn pessimistische Vorhersagen eintrafen, waren die vorgeschlagenen “Gegenmittel” oft weniger geeignet. Ich für meinen Teil habe mir vorgenommen, lieber im Gottvertrauen wachsen zu wollen, als im “be prepared” (Wurzel des Begriffs Prepper, für die, die den obigen Link zum Wikipedia-Artikel nicht einmal angeklickt haben).
“Be Prepared” müssen wir schließlich nur auf die Wiederkunft Christi sein.