Umsonst gearbeitet?

“Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutterleibe bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.” (Prediger 11,5, LU)


Manchmal schleicht sich der Verdacht ein, dass man auch mit den treuesten Taten nicht wirklich was bewirkt. Wie viele Jahre hätte ich mir z.B. eine Besserung der Beziehung zu manch einem Verwandten gewünscht. Aber der Zustand rutscht eher von einem Tiefpunkt zum nächsten. In ähnlicher Weise hätte ich mir mehr Wirkung meiner Andachten gewünscht, so dass man wirklich die Freiheit in Christus entdeckt, feiert, anbetet. Aber ich sehe nicht nur diese formellen offiziellen Dienste. Ein ähnliches Urteil müsste ich letztlich auch über meine Arbeitstätigkeit fällen: Ich wollte positiv einwirken auf eine überwucherte Bürokratie oder auf eine unfreundliche Atmosphäre. Vielleicht wollte ich auch einfach nur Kollegen von Christus zeugen. Aber ehrlich gesagt, lassen sich positive Einflüsse, wenn überhaupt nur mit der Lupe erkennen.

Natürlich könnte man zurecht einwenden, dass vielen Dienern Gottes genau diese Erfolglosigkeit als Siegel für ihren Dienst prophezeit wurde. Und sie waren auf eine viel göttlichere Weise zu ihrem Dienst berufen, als ich selbst. Jesajas Berufungserlebnis, dass uns so spektakulär in Jesaja 6 geschildert wird, nennt auch die Wirkung von Jesajas Dienst: “Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet’s nicht; sehet und merket’s nicht!” (Jesaja 6,9, LU).  Jesaja erkennt das ganz nüchtern an, wenn er sagen muss: “Wer glaubt unseren Predigten”? (Jes. 53,1 bzw. Röm 10,16) Etwas ähnliches erlebt Hesekiel, aber auch Christus, der Knecht Gottes zumindest vor der Auferstehung.

Dennoch kann es auch, und ich erwische mich selbst durchaus auch bei diesem Gedanken, ein Ausdruck eigenen Unglaubens an der Fähigkeit Gottes sein, Erweckung zu wirken. Einst lass ich irgendwo die Begebenheit, dass ein Junger Prediger Spurgeon fragte, warum seine eigenen Predigten wirkungslos blieben. Spurgeon fragte dann: “Ja glauben Sie denn, dass Gott Großes tun sollte?” der Prediger: “Nein natürlich nicht, aber…” “Sehen Sie, genau das ist ihr Problem”, unterbrach Spurgeon daraufhin den jungen Mann.

Und ich glaube, genau unser obiger Vers aus Prediger 11,5 hilft uns die Waage zwischen diesen zwei Punkten zu halten. Zwischen einer (scheinbaren?) Wirkungs- und Folgelosigkeit von treuem Dienst und der Erwartung, dass Gott Wunder wirkt.

Umsonst gearbeitet zu haben, kann sehr schwer erträglich sein. Gott ist gnädig mit mir und zeigt mir genau die Weisheit aus Prediger 11,5. Plötzlich hört man von Umkehr aus Kreisen, aus denen man es niemals erwartet hat. Menschen, an die man als letztes gedacht hätte, berichten davon, wie sie am Lesen der Schrift Freude bekommen. Themen, von denen man dachte, dass sie versanden, werden von jungen Menschen neu entdeckt und zur Ehre Gottes gelebt. So oft geschah das aber sowohl an Orten, wie an Menschen wie auch an Zeitpunkten die so gar nicht meiner Erwartung entsprachen. Das zeigt mir, dass ich eben ein Mensch bin und Gott eben Gott ist.

Das motiviert mich wie Eleasar, der Sohn Dodos (1. Chr. 11,12ff..) zu handeln. Dieser wurde zu einem der wichtigsten Helden Davids, weil er bereit war, beharrlich ein Feld vor den Philistern zu verteidigen. Keine Heldentaten. Da töten andere hunderte von Philistern und der gute Mann verteidigt einfach ein kleines Feld. Und doch. Er findet sich in der Heldenliste im Vergleich zu Joab, der doch eine weiterreichende Auswirkung hatte.  Treue zu Gott zahlt sich aus, auch wenn ich keine Frucht sehe.

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