Ein müder Jesus kann doch keine Sturm stillen, oder?

“Alle Welt fürchte den HERRN, und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnet. Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da.” (Psalm 33,8–9, LU).

Einige Gedanken über die Stillung des Sturms, wie sie uns in Mk. 4,35-41/Mt. 8,23-27 und Lk. 8,22-25 berichtet wird.

Da sehen wir zunächst einen müden Jesus: Die Jünger waren 24/7 mit dem Menschen Jesus unterwegs, so dass sie den Gott Jesus manchmal übersahen (bzw. lange gar nicht erkannten). Uns als Christen geht es heute oft umgekehrt. Dass Jesus den Sturm stillt, scheint uns selbstverständlicher zu sein, als dass Jesus müde einschläft. Dabei erläutert uns Matthäus den Grund für Jesu Müdigkeit. Den Sabbat verbrachten Jesus und seine Jünger nach dem Gottesdienstbesuch im Haus des Petrus. Doch kaum ging die Sonne unter (= Sabbat vorbei) brachte die ganze Stadt die Kranken zu ihm. Zwischen all den Heilungen wollen einige Jesus nachfolgen. Doch Jesus erinnert sie an die Realität des Lebens des Menschensohns: “Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.” (Matthäus 8,20, LU). Wie zur Illustration sehen wir den völlig ermatteten Heiland auf einem schwankenden Kahn mitten im Ungewitter schlafend. Eine furchtbar pragmatische Notlösung möglichst Effizient zu ein paar Stunden Schlaf zu kommen.

Das wiederum führt uns zum zielstrebigen Jesus: Alle drei Evangelien machen das Ziel Jesu deutlich, dass offensichtlich keinen Aufschub mehr duldete: Die Heilung des Besessenen Geraseners (bzw. der beiden Besessenen an diesem Ort nach Matthäus). Ich kann mir die Eile Jesu  “ans andere Ufer zu fahren” nicht ausreichend mit seiner Müdigkeit erklären. Der weitere Grund scheint sein Drang zu sein diesen vom Satan fürchterlich geplagten Seelen zu helfen. Dieses Ziel strebt Jesus mitten durch den Sturm an.

Natürlich sehen wir auch den allmächtigen Jesus: Vor allem bei Markus klingt die Begebenheit so, als erwarten die Jünger (immerhin eingefleischte Seekenner) praktische Unterstützung von Jesus. Wir lesen: “Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?” Was auch der genaue Grund dafür sein mag, dass sie Jesus aufwecken, so richtig daran geglaubt, dass er den Sturm stillen kann, haben sie nicht. Sonst würde es nicht heißen: “Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!” (Markus 4,41, LU). In der Ermahnung Jesu, ob die Jünger “noch keinen Glauben haben” höre ich zudem raus, dass Jesus auch meint, dass die Jünger ihn gar nicht hätten wecken brauchen. Der Glaube an ihn hätte genügt.

Schließlich sehen wir den gnädigen Jesus: Ist es nicht interessant, dass Jesus den Sturm stillt, obwohl der Glaube der Jünger der Größe des Wunders gar nicht entsprach. Er erfüllt ihre Bitten über jede Erwartung hinaus. Was auch immer die Jünger von Jesus erwartet haben, als sie ihn weckten, was sie bekamen, war eine in Sekundenschnelle beruhigte See.

Ich liebe es, wie die vier Evangelisten Jesus dem Leser kostbar machen. Merken wir, wie wir genau diesen müden, zielstebigen, allmächtigen und gnädigen Jesus benötigen? Es gibt keine Prüfung und Anfechtung, die Jesus nicht selbst erduldet hatte, und zwar ganz real, als völlig wahrer Mensch (mehr hier). All das erduldete er, damit sein Mitleid mit uns echter Art ist. Jesu Erbarmen mit uns ist auch echt in der Hinsicht, dass es unmöglich ist, dass wir es wollen würden, dass er uns hilft, er uns aber nicht helfen würde wollen. Jesus half so vielen über jede Ihrer Erwartungen hinaus – die Besessenen waren gar nicht mehr fähig um Hilfe zu rufen, da sie gänzlich von den Dämonen kontrolliert wurden. Ein Ding der Unmöglichkeit ist, dass Jesus uns nicht helfen würde wollen. Das verstanden die Jünger allemal, wenn sie auch Jesu Hilfsmöglichkeiten bei weitem unterschätzen. Dennoch weckten Sie ihren Meister! Schließlich sehen wir den allmächtigen Jesus. Ein Erlebnis meiner Jugendzeit plagte mich viele Jahre, eigentlich bis vor kurzem. Ich verfiel der Meinung, dass mir niemand helfen könne, und ich dieses Problem nie beherrschen werde. Aber wie töricht ist es von Gott so zu denken, als besäße er nur die gleichen Hilfsmöglichkeiten wie wir Menschen. So wie Jesus weder Ruder noch Segel benötigte, um den Sturm zu stillen, so wird es auch in deinem Leben sein. Jesus kann! Doch wenn Jesus kann, was bleibt dann mit mir, wenn ich “nicht ausreichend glauben kann”. Viele lassen sich von Ihren Zweifeln abhalten zu Jesus zu kommen, als gebe es für Zweifel eine bessere Hilfe als den Trost Jesu! Gerade mit deinem schwachen Glauben und deinen Zweifeln komme zu Jesus! Auch wenn Jesus den Finger deutlich auf die Zweifelswunde seiner Jünger legte, verwarf er sie nicht, sondern half ihnen wunderbar.

 

Wo hast du in deinem Leben den müden, zielstrebigen, allmächtigen und gnädigen Jesus erlebt? Schreibe mir gerne eine Email oder hinterlasse einen Kommentar.

 

 

 

 

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