Persönliches

Glaubend.de zum 500. – ein Jubliäumsbeitrag von Hanniel Strebel

Es gibt was zu feiern! Glaubend.de veröffentlicht den Artikel Nr. 500. Für mich ist es vor allem ein Anlass, mich bei zahlreichen und fleißigen Unterstützern zu bedanken, darunter Viktor Zander, Ruth Metzger, Monika Peters und Simon Schock. Ohne euch hätte es noch mindestens ein weiteres Jahr bis zum Jubiläum gebraucht! Dankbar bin ich auch Freund und Blogger Hanniel Strebel für zahlreiche Impulse, Anstöße und Diskussionsmomente und nun auch für den Jubiläumsbeitrag. 


Vor fünf Jahren beschämte mich Blogger Sergej mit einem Rundumschlag zu meinem Blog. Es ist Zeit – nein, nicht für eine Retourkutsche, sondern für eine geführte Tour durch den Schreibgarten von Sergej. Der Rundgang fokussiert bewusst auf Beiträge, die mich in den letzten Jahren abgesehen vom persönlichen Kontakt bereichert haben.

Sergej empfindet, ähnlich wie ich selbst, das öffentliche Schreiben als Privileg. Persönlich frage ich mich bezüglich meinen Aktivitäten, wieviel Geltungsdrang hinter diesem Gefühl steckt. Die ehrliche Auseinandersetzung fehlt nie: “Ich neige von Natur aus dazu, viele Themen eher zu oberflächlich zu behandeln. Doch schreibt man ein Thema nieder, ist man genötigt sauberer zu recherchieren. Es geht darum, dass kein Artikel auf Stammtischqualität bleiben kann.”

Sergej gehört zur Community der Russlanddeutschen, die zweierlei auszeichnet: Fleißige Arbeit und Gastfreundschaft. Interessanterweise habe ich dazu kaum etwas auf dem Blog gefunden. Ingenieurswissen, Hausbau “do it yourself”, Frühschicht im Industriebetrieb: Von dieser Tugend des Fleißes profitiert mein Nachbarland Deutschland enorm. Und ja, Sergej hat sich bereits Gedanken zum Begriff Autorität gemacht sowie über staatliche Erziehung nachgedacht – sich also mit den Kehrseiten kaum reflektierten Arbeitens befasst.

Zum Zweiten die Gastfreundschaft. Immer wieder lud mich Sergej zu sich nach Hause oder zu anderen Veranstaltungen ein. Die Tischgemeinschaft steht im Vordergrund, intensive Diskussion über die gesellschaftlichen Tabuthemen Religion und Politik inklusive. Einfach zusammen sein. Eine Formel für unser erlebnisgetriebenes, gemeinschaftsarmes Europa. Unentbehrlich für solche Treffen sind gemeinsame Lieder. Beinahe geht es unter: Das Notenarchiv zu Hunderten christlicher Lieder.

Sergej ist literarischer Feinschmecker. Bisweilen führen die Spuren in die Gefilde des Imaginationsreichtums russischer Dichter. Pauli liest auch DostojewskiSherlock Homes fand ebenfalls sein Interesse. Dies ist der lebende Beweis dafür, dass sich exaktes Wissen (“Technik”) und poetische Beschreibungskunst ergänzen. Ich wünschte mir manchmal, mehr von ersterem zu besitzen.

Mein Bloggerfreund verfügt außerdem über deutlich mehr polemische Gene als ich. “Wer kennt sie nicht, die Gesprächspartner, die sich in einer Runde für keine der Streitpositionen vereinnahmen lassen, den neutralen Boden für sich beanspruchen und so auf ‘beide Seiten der Medaille’ blicken wollen?”  Er hat eben Bock auf Meinung. Erst auf diesem Hintergrund verstand ich besser, warum er nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges einen Essay von Alexej Nawalny veröffentlichte.  Ich halte übrigens “Multi Kulti ist tot” für einen sehr gelungenen Beitrag.

Gehen wir zurück in den privaten Rahmen. Sergej führt kein perfektes Leben, wie er anhand der Geburt seines vierten Kindes ausführt. “Natürlich, der Postbote, und während er mein mit Fruchtwasser und Blut beflecktes Shirt und meine mit Schweiß überlaufene Stirn betrachtet, frägt er kühl: “Gerade gezockt?” – “Nein, vor ein paar Minuten ein Kind empfangen” als Antwort, hält er da nur für einen unpassenden Witz. Kurz davor, versuche ich mehrfach verzweifelt bei den Hebammen durchzukommen. Und meine bis dahin gewahrte Ruhe ist plötzlich dahin: Das komplette Festnetz (ja Festnetz, nicht Mobilnetz) fiel aus.” Dem steht die wohltuende Erfahrung von Gottes Treue gegenüber. “Meine Frau meint sehr häufig über mich, dass ich ein besonderes Lieblingskind von Gott sei. Ich denke sie schildert das treffend. Doch einen Grund dafür zu suchen wäre vergebliche Mühe, denn dieser ist nur in dem Ratschluss Gottes zu finden. Es verschlägt mir den Atem darüber nachzudenken, wie viel uns nur durch Gnade zuteilwird. Wie viel davon nehmen wir so selbstverständlich, oftmals völlig gleichgültig und lieblos an, ohne auch nur ‘Danke’ dafür zu sagen. ” Mit dieser Haltung lassen sich auch Pleiten, Pech und Pannen durchstehen.

Sergej wuschs in Kasachstan auf. Wenn es um das himmelschreiende Unrecht von Abtreibungen geht, gewährt er schon mal einen Blick in diese Herkunftswelt. Der gleiche Sergej kann jedoch auch unverhohlen davon berichten, wie die Hoffnung angesichts des Todes eines an Krebs gestorbenen mehrfachen Familienvaters siegte.

Mein Freund kann sich manchmal festbeißen. Zum Thema Taufe ist schon eine kleine Gedankenflut zu finden. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er sich als Russlanddeutscher Baptist auf andere Sichtweisen einlässt und mit ihnen ringt.

Ich gebe zu, dass einige Kategorien an mir vorbeigezogen sind. Sergej veröffentlichte nicht nur substanzielle Beiträge von und über den baptistischen Erweckungsprediger C. H. Spurgeon (1834-1892)  und den Reformatoren Martin Luther (1484-1543)Dutzende von Beiträgen aus den theologisch überaus ergiebigen “Honigtöpfen” aus dem Umfeld der Gospel Coalition (John Piper, Thomas Schreiner, Carl Trueman) warten auf den neugierigen Leser. Für Mütter hat Glaubend eine eigene Sammlung von übersetzten Artikeln .

Nicht jeder Satz reiht sich nahtlos an den anderen. Nicht jede Konstruktion ist sprachlich vollendet. Es sind Bruch-Stücke, eben das, was unser Leben in der vor-letzten Welt ausmacht. Das macht Sergej nahbar. Er hat sich oft aufgemacht und andere besucht. Ich wünsche den Lesern, dass sie sich von dieser “heiligen Unruhe” anstecken lassen. – Hanniel Strebel.

 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

2 Kommentare

  1. […] und Blogger Sergej schaltete den 500. Beitrag. Ich unternahm eine Besichtigungstour durch das Entstandene und hoffe auf Angesteckt-werden durch […]

  2. Vlad sagt:

    Danke dir Sergej (und Hanniel selbstverständlich auch) für die fleißigen Tippfinger.
    Ich weiß gar nicht wie ich auf euere Blogsseiten gekommen bin, lese aber alles (glaubend vom ersten Tag an und hanniel seit mindestens 2015) und freue mich fast auf jeden euerer Beiträge.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert