Keiner kann das erste Kapitel im Hebräerbrief lesen, ohne von der Menge der alttestamentlichen Zitate erschlagen zu werden. Bisher war ich zu faul, diese intensiver durchzuschauen und habe beinahe vieles verpasst, was sehr viel Freude am Heil bewirkt!
Hierfür habe ich mir ein relativ großes Diagramm erstellt. (Großversion hier downloadbar und hier in meinem Logos-Workspace; zur Ansicht ist ein kostenloser hierfür Account benötigt). Eine alternative Darstellung als Din-A4 PDF (Achtung: andere Farben der Markierung) Mehr als die Hälfte des ersten Kapitels sind ja nur Zitate aus dem AT (orange hinterlegt), dabei vornehmlich aus den Psalmen, indirekte Hinweise nicht mitgezählt. Manche Erwähnung überrascht! Was, all diese Texte des AT sollen messianisch sein? Das lässt tief in das Verständnis der neutestamentlichen Autoren blicken, die überall im AT Christus entdeckten.
Ich bin nun folgenderweise vorgegangen.
- Betrachtung der Zitate aus dem AT in ihrem Kontext. Es fiel auf:
- Das Königsmotiv dominiert! (rot hinterlegt)In Psalm 2 (erstes Zitat) werden weltliche Herrscher wegen ihrer Ablehnung verworfen, 2 Sam 17 zeigt uns den Sohn Davids auch als Sohn Gottes (“Ich werde sein Vater sein”).
- Dieser König ist der Herr! (Ps. 97). Er muss eine unendlich schwere Mission erfüllen (Ps.102), um seine Braut /sein Volk zu erretten (Ps.45).
- Nach Erfüllung dieser Mission hat er völlige Legitimation sein Volk zu bewahren. der König sitzt bzw. setzt sich zur Rechten Gottes! (Ps. 110).
- Entsprechend klingt in fast allen zitierten Stellen irgendwo auch das Gericht an, dass die treffen wird, die diesen König Gottes ablehnen werden! (grau hinterlegt)
- Diese Darstellung half mir ein Konzept zu verstehen, welches ich als fremd empfand, und in reformierten Kreisen als Covenant of Redemption (Bund der Erlösung) bezeichnet wird. (Vgl. hierzu L. Berkhof, Systematic Theology S. 292 bis 298; wenn man mich freundlich frägt, übersetze ich diesen auch):
- Der erwählte König muss eine Mission erfüllen! Die Bundesbedingungen dieses “Vertrags” in der Dreieinigkeit habe ich fett gesetzt. Beachtet die Bedingungswörtchen: so (Ps. 2,8), darum (Ps. 45,8) und Nach (Ps. 110,3).
- Der Sohn hat einen Auftrag über sein (!) Volk zu herrschen, und nachdem er diesen erfüllt, sagt Gott ihm mehrfach die Bewahrung des Volkes zu ( Vgl. 2. Sam 17,10: “nicht mehr in die Irre gehe”; Ps. 102,29 “die Kinder deiner Knechte werden bleiben”; Ps. 97,11 “Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen”) –> Welche andere Grundlage sollten wir für Heilssicherheit haben als den Sieg des Sohnes? Wie viel Halt können wir daraus ziehen!!!
- Die Bewahrung ist ein Teil der Segnungen, die das Volk Gottes treffen sollen ( blau hinterlegt). Vor allem Ps. 45 deutet dabei auch klar das ewige Leben in Gott an, welches für den Gläubigen bereits hier beginnt (Nebenbei bildlich entdeckt:Die Hochzeit im Himmel fängt mit der Hochzeitsvorbereitung hier auf der Erde an)
- Insgesamt fällt auf, dass der Übergang zwischen dem Prüfungsmoment des Königs und dem bereits errungenen Sieg des Königs fließend ist. Das alte Testament weiß bereits, dass der Sohn den Sieg erringen wird! (Das Konzept Already but not yet gilt ja auch für unser Heil)
- Schließlich sind auch dieser fließende Übergänge der Unterscheidung zwischen Vater und Sohn ohne einer Trennung schöne Hinweise auf die Dreieinigkeit!
- Mit diesen Mitteln legt das erste Kapitel die Grundlage für den ganzen Brief:
- Christus ist als König, Priester und Prophet Mittler (Beachtet auch den Hinweis auf das Priestertum nach Melchisedek aus Ps. 110,4, welchen der Schreiber später weiter entwickeln wird)
- Christus hat die Bundesbedingungen des Vaters erfüllt und ist somit legitimiert für
- Bewahrung seines Volkes
- Gericht über seine Widersacher
Entsprechend deutlich fällt das Fazit des Hebräerbriefs aus:
Hebräer 2,1–4:
1.Darum sollen wir desto mehr wahrnehmen des Worts, das wir hören, damit wir nicht dahinfahren. 2. Denn so das Wort festgeworden ist, das durch die Engel geredet ist, und eine jegliche Übertretung und jeder Ungehorsam seinen rechten Lohn empfangen hat, 3. wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten ? welche, nachdem sie zuerst gepredigt ist durch den HERRN, auf uns gekommen ist durch die, so es gehört haben; 4. und Gott hat ihr Zeugnis gegeben mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften und mit Austeilung des heiligen Geistes nach seinem Willen.
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