Die dunkle Seite eines Hauskreises

Ein Artikel von Greg Morse, The Dark Side of Small Group, vom 27. Februar 2017. Übersetzt von Abijah Hesse mit freundlicher Genehmigung von DesiringGod. (Download als .pdf)

In der Artikelreihe „The Globdrop Letters“ korrespondiert Oberteufel Wormwood mit dem Unterteufel Globdrop, um ihn in der bösen Kunst subtiler Verführung zu unterweisen. Diese Artikel treten in die riesigen Fußstapfen von C. S. Lewis Klassiker: „The Screwtape Letters“.

 

Mein lieber Globdrop,

Ich habe in deinem letzten Brief bemerkt, dass du versucht hast, das Nagetier von seinem kleinen Rudel zu trennen, mit dem er „Rechenschaft ablegt“. Deine Argumentation, obwohl intellektuell anmaßend, tendiert zu rationalem Denken. Männer und Frauen, die zusammen in diesem unerträglichen „Licht“ gehen, sind in der Regel außerhalb der Reichweite unseres Dolches. Oft wird die Arbeit eines ganzen Monats dadurch untergraben, dass der Feind den Patienten durch die Intervention eines seiner Mitschädlinge aus unseren Schatten zieht.

In deinem Fall wäre dies jedoch ein Amateurfehler. Zum Glück hast du keinen gewöhnlichen Versucher als Mentor. Sogar sein kleines „Häuflein von Brüdern“ kann zu unserem Vorteil genutzt werden. Das, was bis jetzt die gewohnheitsmäßige Sünde verhindert hat, werden wir nun verwenden, um ebenjene zu bestärken. Das, lieber Neffe, ist eine köstliche Täuschung! Lass mich erklären.

Dein Patient geht, wie die meisten Männer, zu einem Rechenschafts-Hauskreis, in dem der dominierende Kampf die Lust ist. (Wenn es sich um eine Gruppe des weiblichen Geschlechts handeln würde, wäre es wahrscheinlich die Angst.) Was jeder mit dem Bekennen von „Lust“ meint, ist weitgehend ungeklärt, aber es handelt sich sicherlich um Varianten der Pornografie oder sexuellen Fantasie, wenn nicht vielleicht des außerehelichen Verkehrs.

Nun, wenn du dich ans Sekretariat gewendet hast, wirst du wissen, dass dein Patient, im Gegensatz zu seinen Mitmenschen, allein echte Fortschritte in Richtung Heiligung macht (du hast ihn offensichtlich nicht davon überzeugt, dass eine solche Heiligkeit die absolute Langeweile ist). Aber er ist in Unterzahl, und dies, mein lieber Globdrop, ist die perfekte Petrischale, damit die Bakterien wachsen können. Pass nur auf.

Obwohl für dich nicht nachweisbar, der Prozess der Ausbreitung der Krankheit auf deinen Patienten hat bereits begonnen – das Laster infiziert schneller als die Heilungen der Tugenden. Durch monatelange Bekenntnisse in seiner sogenannten Rechenschaftsgruppe hat unser Patient so langsam gelernt, dass es nicht wirklich so schlimm ist, mit dieser Sünde zu kämpfen. Natürlich hat es niemand laut gesagt, aber was sie nie aussprechen, bekennen sie wöchentlich mit ihrem Leben. Alle zwei Wochen, wenn einer nach dem anderen seinen unvermeidlichen „Sturz“ gesteht, verhätscheln sie sich gegenseitig, weil, wie leicht abzuleiten, jeder die gleiche Nachsicht wünscht, wenn es Zeit für ihn ist, sich mitzuteilen.

Dies ist die Maxime, an die du dich erinnern musst: Wo jeder schuldig ist, ist es niemand mehr. Es kann keinen Eifer geben, Lust, Angst oder irgendeine andere gewohnheitsmäßige Sünde zu tadeln, wenn der Möchtegern-Zurechtweiser selbst betroffen ist. Wenn sich ein Mann ständig in den Fuß schießt, hindere ihn daran, seinen Kameraden zu ermahnen, um die gleiche Verletzung zu vermeiden! (Wenn jemand den Mut hat, seinen Bruder mehr zu lieben als sich selbst, rufe ihm das Wort Heuchler ins Gedächtnis, und es sollte seine Entschlossenheit auslöschen.) Halte das Kuschelfest am Laufen! Dies wird unweigerlich seine Abwehr dahinschleppen und er wird lernen, dass es an sich überflüssig sein könnte, sich überhaupt um Selbstbeherrschung zu kümmern.

Ermutige ihn also, daran teilzunehmen.

Diese Gruppe besteht aus Vogelscheuchen für Zielübungen – von denen wir möchten, dass dein Mann einer von ihnen wird. Es sind köstliche Männer des „Morgen-vielleicht“ und „Definitiv-nächste-Woche“. Neffe, fürchte diese Männer nicht. Trotz ihrer guten Absichten arbeiten sie unabsichtlich für uns.

Sie operieren tatsächlich nach einem unausgesprochenen Pakt, um den Feind nicht (in Echtzeit und Raum) zu verfolgen oder in einem tatsächlichen Kampf Waffen zu ergreifen. Dieser unsichtbare Pakt offenbart sich immer dann, wenn sie eines unserer Lieblingswörter verwenden: Gesetzlichkeit.

Beobachte deinen Mann – dort sitzt er. Nacheinander gestehen die anderen ihre Fehltritte – alles beim Alten, alles beim Alten. Wie sich Hiobs Freunde beraten, beachte, wie dein Mann wie kastriert dasitzt. Er hört Entschlüsse und Rat – nichts davon ist notwendigerweise falsch -, aber er kann nicht recht erkennen, warum alles nach solcher Kraftlosigkeit und Schwachheit stinkt.

Nun, wir wissen, nicht wahr? Allgemeingültigkeiten! Wenige Dinge bieten in diesem düsteren Leben mehr komödiantische Erleichterung als allgemeine Plattitüden, die in einem Raum der Rechenschaft herumgeworfen werden. „Lies mehr in der Bibel.“ „Besuche das Mädchen nicht.“ „Bete ohne Unterlass!“ Sie stehen in der Hitze des Kampfes und rufen: „Schieße mit deiner Pistole!“ „Ziele mit deinem Gewehr!“ „Gewinne die Schlacht!“ So sprechen Kinder mit ihren Spielzeugkanonen; Aber doch nicht Männer im Krieg!

Achte auf diese Brillanz: Sie können keine strategischen Einzelheiten betonen, weil sie um das eine Wort wissen: Werkgerechtigkeit.

Dein Mann wird still und untätig, weil dies Vorwürfe der Gesetzlichkeit wecken würde, sein Schwert zu nehmen und sich tatsächlich zu wehren. Er kann nicht zurückschießen, weil die Gesetzlichkeit dies zu einer waffenfreien Zone macht (zumindest für die Menschen). Während die anderen sich erheitern, kann er nicht vorschlagen, dass sie ihre Waffen durch bestimmte Anweisungen mit echten Kugeln beladen. Denn echte Artillerie einzusetzen, um auf echte Feinde zu schießen, ist in ihren verwirrten Köpfen ein abscheuliches, auf Werken basierendes Christentum.

Deine Aufgabe ist es also, sie weiterhin mit dem Gedanken zu verwirren, dass das Schwitzen in den Schützengräben, das Training für die Kriegsführung – in der Tat das Kämpfen selbst – allem widerspricht, was der Feind von ihnen erwartet. Mache sie zu Pazifisten in Bezug auf den Krieg für ihre Seelen. Lass sie einander „Frieden, Frieden“ sagen, während wir unsere Speere schärfen und mit unseren Pfeilen zielen.

Globdrop, es ist strikt geboten, dass du keinem von ihnen erlaubst, genauere Einzelheiten vorzuschlagen, da dies zu Planung und im schlimmsten Fall zu Disziplinierung führen würde.

Behalte die Verwirrung um jeden Preis bei.

Lass sie sich gegenseitig streicheln: Lies deine Bibel. Bete ohne Unterlass. Besuche dieses Mädchen nicht. Erlaube ihnen niemals, den echten Soldaten zu spielen. „Lies deine Bibel in den nächsten zwei Wochen mindestens vierzig Minuten am Tag.“ „Bete ohne Unterlass, besonders vor der Arbeit für zwanzig Minuten und zwanzig Minuten vor dem Schlafengehen.“ „Besuche dieses Mädchen überhaupt nicht; Geh nicht einmal in die Nähe der Tür ihres Hauses – wir werden dich die ganze Woche danach fragen.“

Und wenn doch, rufe sogleich, Werkgerechtigkeit!

Dein besorgter, aber erwartungsvoller Onkel,

Wormwood

 

Sehnsucht nach Gott - Was wir zum Leben brauchen
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Sprecher von glaubend.de

Audiopodcast mit Beiträgen von DesiringGod und TheGospelCoalition.

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