In unseren Katechismus-Treffen (ca. alle zwei Wochen, ich berichtete) haben wir uns bereits bis Frage 74 durchgearbeitet: “Soll man auch die kleinen Kinder taufen?” Um die Spannung etwas zu erhöhen, habe ich versucht die Position der Bundestheologie zu vertreten, während meine zwei Kumpanen die Glaubenstaufe untersucht haben. Letztlich hat sich die Diskussion etwas im Sand verlaufen, da offensichtlich für beide Positionen einige Argumente sprechen. Ich halte aber immer noch daran fest, dass der Zeiger ein ganz klein wenig Richtung Glaubenstaufe zeigt.
Was lässt sich nach einem Jahr Katechismus ernten?
Zwei Lieblingsfragen
Frage 27: “Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?” beantwortet der Katechismus auf diese Weise: Die allmächtige und allgegenwärtige Kraft Gottes, durch die er Himmel und Erde einschließlich aller Geschöpfe wie durch seine Hand weiter erhält und so regiert, dass Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut, und alles andere nicht zufällig, sondern aus seiner väterlichen Hand zu uns kommen.
Bist du deines Glückes Schmied? Ist alles nur Schicksal? Oder wütet ein blinder Zufall um sich herum? Nein, nein und nochmals nein. Die väterliche Hand eines liebenden Vaters sieht vor.
Frage 45: “Was nützt uns die Auferstehung Christi?” beantwortet der Heidelberger Katechismus so: 1. hat er durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen
Tod erworben hat, teilhaben zu lassen 2. werden wir jetzt durch seine Kraft zu einem neuen Leben erweckt 3. ist die Auferstehung Christi für uns ein sicheres Pfand unserer eigenen seligen Auferstehung.
Vor allem die Einbeziehung der genannten Bibelstellen macht deutlich, dass wir deswegen voller Gewissheit unsere Auferstehung erwarten können, weil Christus auferstanden ist. Nicht weil ich so großartig gläubig oder nett bin, darf ich die Auferstehung erwarten, sondern weil Christus dafür bürgt.
Beide Fragen, vor allem aber die nach dem Nutzen der Auferstehung sind in meinem Cheat Sheet gelandet. Ich sehe darin die Möglichkeit mit einem geplagten Mitmenschen die genannten Bibelverse nachzuschlagen, und darüber nachzudenken, wo der feste Anker unseres Heils liegt: Nicht in der Größe unseres Glaubens, sondern in der Größe der Tat Christi.
Zwei schockierende Themen
Zwei Themen durchziehen den ganzen Katechismus: “Was nützt es dir?” und “Ich bin gewiss”. Von beidem kann ich etwas lehren. So würde keiner die Dreieinigkeit leugnen, aber wie selten können wir auf die Frage antworten: “Welchen Unterschied es macht, dass unser Gott dreieinig ist?”. Der HK verknüpft Themen wie Gebet, Vorsehung oder Gemeinde mit Heilsgewissheit. Ich gebe Trueman betont recht, dass die Heilsgewissheit ein zentrales Element des HK ist. Kaum ein Evangelikaler würde zwar Heilsgewissheit ablehnen, jedoch auch selten so begründen, wie es der HK macht. Bei diesem Punkt lerne ich langsam, meinem Gegenüber das Heil zuzusprechen. Zu oft, begegnen wir unseren Geschwistern in der Haltung: “Ich muss erstmal deine Früchte prüfen, bevor ich dich akzeptiere”.
Verslisten zu allem und jedem
Seltsamerweise erinnere ich mich beim Lesen regelmäßig an den Bruder, der mich zum Glauben geführt hat. Dieser hatte seine ganze Tasche voll mit selbst erstellten Verslisten. Hatte man eine Frage, zog er eine passende heraus und bat einen, die Stellen doch nachzuschlagen. Genau diese Methode versuche ich zunehmend umzusetzen. Da wir beim Lesen des Katechismus immer die genannten Stellen nachschlagen, versuche ich das zunehmend ähnlich umzusetzen. Die Bibelsoftware Logos ist mit der Möglichkeit Verslisten zu erstellen ein gutes Werkzeug dafür. Zwei Beispiele dafür: Eine Versliste zu Abraham im Neuen Testament (erst so habe ich den starken Bezug des Galaterbriefs zu Abraham wahrgenommen oder den Bezug Nehemias in Neh. 9,7ff), zu besonders spannenden Versen zum Thema “Bund zwischen Gott und Volk” (erst so habe ich die spannende alttestamentliche, trinitarische Stelle Jes. 59,21 entdeckt)
Was noch?
Es gibt durchaus etwas, das mich irritiert: So werden zwar die Sakramente intensiv besprochen, aber was ist mit den Gnadenmitteln im Allgemeinen: Gebet, Wort, Predigt und Gemeinschaft der Heiligen?
Dennoch würde ich den HK nicht z.B. gegen den New City Katechismus tauschen wollen. Unter anderem, weil mir dieser auch etwas zu knapp ist. Aber über die vermeintliche Zeitknappheit des erfolgssüchtigen Westlers reden wir an einer anderen Stelle.