Unerhörte Gebete

Die wichtigste Lektion darüber, was  Gebet ist, bekam ich, als ich begriff, dass jedes Gespräch der Menschen mit Jesus bereits ein Gebet ist. Jede Begegnung ist ein Gebet. Hier reden Menschen mit ihrem Schöpfer! Was nun auffällt ist, wie viele Bitten auf unterschiedlichste Weise abgeschlagen wurden.. Eine Auswahl “unerhörter Gebete”:

  • Nein”, im Sinne von “das ist nicht meine Aufgabe”: “Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. 14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt? “(Lk. 12,13-14). Wenn Jesus hier den Wunsch eines Nachfolgers nach “Erbschlichtung” ablehnt, so gibt er anschließend eine ausführliche Lektion über die Gefährlichkeit des Reichtums: Er erzählt das Gleichnis vom reichen Kornbauer (Mehr hier) um anschließend auszuführen, dass Sorgen um das irdische Wohlbefinden falsch platziert sind. Wenn Jesus hier dem Jünger nein sagt,  ist es ja keine “rote Ampel”. Jesus erklärt, dass die Bitten des Fragenden ein falsches Fundament besitzen. Dieses Nein ist beschämend für mich, denn meine Bitten drehen sich ungewöhnlich oft um irdisches Wohlergehen
  • Ein Entschiedenes “Nein” gegenüber dem Unglauben. Dieses Nein, hörten Jesu Bittsteller am Häufigsten. Als sie um ein Zeichen baten, wird es ihnen verwehrt! Hat schließlich nicht Gideon höchstpersönlich mehrfach um ein Zeichen gebeten, und bekam es? Warum lehnt Jesu diese Bitte ab? Sie klingt so lauter! Jesus gibt uns selbst die Antwort darauf: “Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen; doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie stehen und ging davon.” (Mt. 16,4). Es war die Bittanfrage des Unglaubens. Diese lässt Jesus so sehr im Regen stehen, dass er sogar weggeht. Mir ist erst vor kurzem eine besonders dreiste Bitte dieser Art aufgefallen. Diese hören wir vom ungläubigen Schächer am Kreuz. Bekanntlich spricht er zuerst und sagt:(Lk. 23,39) “Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!” – Wie diese Bitte soll eine Lästerung sein? Dieser Sünder bittet doch Jesus selbst um Hilfe!!!  “Hilf dir und uns!” Es ist ein Ruf um Rettung, oder! Und doch geben die Evangelisten dieser Bitte das Zeugnis: “Es ist eine Lästerung”. Dieser Hilferuf bleibt eine Lästerung, weil er ihm Unglauben geäußert ist. Rein nach den “verwendeten Worten” unterscheidet sich die Bitte des verdammten Schächers nicht wesentlich von der Bitte des erwählten Schächers (“Gedenke mein, wenn du in deinem Reich bist”) und doch ist zwischen diesen beiden Bitten der himmelsweite Unterschied zwischen Glauben und Unglauben zu sehen.
  • Jesus ignoriert die Unehrlichkeit: Da gibt es wiederum solche, die mit unehrlichen Motiven zu Jesus kommen. Als man Jesus frägt, aus welcher Macht er seine Taten tut, deckt Jesus schonungslos die Motive der “Prüfer” auf. Sie sind voller Menschenfurcht, orientierungslos. Diesen “Korb” denn die Fragesteller hier bekommen, ist eigentlich ein Gnadengeschenk, denn er öffnet ihnen eindeutig die Augen über sie selbst, doch eine Herzensveränderung bleibt aus. Als man selbstgerecht eine Ehebrecherin, auf frischer Tat ertappt, zu Jesus bringt, reagiert er ähnlich gleichgültig. Jesus schreibt einfach auf dem Sand. Eine äußerst starke Geste der Gleichgültigkeit gegenüber den Bittstellern. Lieber kritzele ich im Sand, als mit euch zu diskutieren. – Herr lehre uns beten, möchte man hier ausrufen. Denn wie oft kommt es vor, dass wir selbst vor Gott unehrlich sein wollen.

Tatsächlich kommt es viel häufiger vor, als man es sich eingestehen möchte, dass Jesus Bitten entschieden zurückweist: Die Bitte um eine wiederholte Brotvermehrung wird genauso abgelehnt (Beachte, dass Jesus das Wunder dennoch wiederholt!), wie der Wunsch des Herodes nach Antworten. Auch Pilatus bekommt nur sehr knappe Antworten, wie sehr er sich auch in seinem Verhör nicht Mühe gebe.

Die Neins, die die Menschen von Jesus hörten, waren unterschiedlicher Art: Sie reichen von Erklärungen über Zurechtweisungen bis hin zur klipp und klaren Ablehnung. Entsprechend lehren Sie uns die unterschiedlichsten Dinge darüber, wie Gott auf unsere Gebete reagiert. Bei Gottes Nein lernen wir aber auch, dass Gott unserer Gebete “nicht braucht”. Manchmal wird Gebet so geschildert, als täten wir Gott einen Gefallen damit, wenn wir nur anfingen zu beten und  zu bitten. Und bäten wir dabei um die verkehrtesten Dinge! Wie sollte Gott ein Gebet annehmen, dass ihn nicht Gott sein lässt? – Wir müssen aufs neue Beten lernen und das fängt damit an, dass wir Gott aufs Neue kennenlernen. Denn so wie unser Gott ist, so sind auch unsere Gebete. Und damit wir Gott wahrlich und besser kennenlernen, ist ein Nein von Gott durchaus heilend!


“Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Fels, so schweige mir nicht, dass ich nicht, wenn du schweigst, gleich werde denen, die in die Grube fahren. (Ps. 28,1)

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