“Und als sie am folgenden Tag (nach Einzug in Jerusalem)… Und sie kommen nach Jerusalem. Und er trat in den Tempel und begann die hinauszutreiben, die im Tempel verkauften und kauften; und die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um. Und er erlaubte nicht, dass jemand ein Gerät durch den Tempel trug. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: »Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Nationen«? Ihr aber habt es zu einer »Räuberhöhle« gemacht.” (Markus 11,12–17)
Gestern wurde in unseren Predigten zu Palmsonntag deutlich gemacht, dass Jesu Leidenswoche schon beim glorreichen Einzug in Jerusalem begann. Schließlich weinte er bitterlich, als er die Mauern Jerusalems erblickte, während er sich vom Ölberg herab der Stadt näherte.
Wir wollen mit den Kindern ausarbeiten, was in den einzelnen Tagen der Leidenswoche geschah. Am Tag nach dem Einzug in Jerusalem ist es nach Markus definitiv die Tempelreinigung.
Je mehr ich versuche den Dienst Jesu mit den Augen eines Alttestamentlers zu sehen, wird mir klar, wie sehr Jesus aus den Texten des Alten Testamentes lebte und wie viele messianische Texte in ihm auf wunderbare Weise erfüllt wurden. Es ist kein Zufall, dass genau diese Tat Jesu berichtet wird und dass er den Tempel reinigt und nicht z.B. den Palast des Pilatus.
Beachten wir z.B. welche Begründung Jesu für seine Maßnahme wählt. Er sagt: “Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden…” Nur Markus berichtet uns, dass Jesus hier den ursprünglichen Text aus Jes. 56,7 vollständig wiedergibt mit “Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden…für alle Völker“. In Jes 56,1-8, – wovon diese Aussage ein Teil ist- , findet sich eine Vision, dass Gottes Volk aus verschiedensten Völkern und ausgestoßenen Personen (vgl. Jes. 56,4 das von Eunuchen spricht) bestehen wird, die zu Israel hinzugetan werden.
Nur im Tempel Gottes ist es möglich Gott anzubeten. Doch wie sollen die Heiden eigentlich überhaupt einen Tempeldienst ausüben, wenn sie den Tempel gar nicht betreten dürfen? Bevor wir diese Frage klären, blicken wir noch auf ein Detail, dass uns Johannes über die Tempelreinigung überliefert.
Johannes erwähnt, welchen Vers seine Jünger bei dieser (oder womöglich einer weiteren früheren) Tempelreinigung hatten: “Seine Jünger erinnerten sich daran, dass geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus verzehrt mich.«” (Johannes 2,17). Dieser Vers ist ein Vers aus Psalm 69, einem messianischen Leidenspsalm (eine gute Ausarbeitung zu Psalm 69 findet sich hier).
Die Tempelreinigung war somit ein notwendiger messianischer Dienst und muss mit einer heiligen Notwendigkeit erfüllt werden: Der Messias im Tempel ist ein Ereignis, dass eine Ehre für den Tempel ist. Kaum kommt Jesus in den Tempel rein, wird auch der Tempel gereinigt, besser, heiliger. Jesus führt diese Reinigung mit Blick auf einen besseren Tempel durch, der ein Haus für alle Völker wird.
Damit erfüllt sich auch ein Wort Haggais, der angesichts des bescheidenen Wiederaufbaus des Tempels, der bei weitem nicht an die salomonische Pracht herankam, dieses prophezeite: “Dann will ich alle Völker erschüttern, dass aller Völker Kostbarkeiten kommen, und ich will dies Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR Zebaoth. Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der HERR Zebaoth. Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth; und ich will Frieden geben an dieser Stätte, spricht der HERR Zebaoth.” (Haggai 2,7–9,).
Der wiederaufgebaute Tempel hatte viel weniger Gold als Salomos Tempel. Er wurde auch nicht mit Rauch erfüllt bei der Einweihung. Es gab keine Bundeslade mehr und nicht mehr den Inhalt der Bundeslade. Er war eine bescheidene Rekonstruktion des salomonischen Tempels. Den Israeliten sank so der Mut für die Fertigstellung und nun macht Haggai den Bauleuten Mut, mit der Verheißung, dass dieser Tempel einst mit einer höheren Herrlichkeit erfüllt sein wird.
Was ist höher als Bundeslade, Gold und Heiliger Rauch? Der Eingeborene Sohn Gottes. Als Jesus den Tempel betritt, da wird dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllt. Interessant ist, dass auch Haggai den Zusammenhang mit den Völkern sieht.
Jesus berichtet uns noch etwas Wichtiges, als er auf seine Autorität für die Tempelreinigung angesprochen wird: “Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.” (Johannes 2,19,). Es scheint, als fühlte das auch schon Haggai, als er von der Herrlichkeit eines neuen Hauses in 2,9 spricht. Es bleibt wage: Soll da noch ein neuer Tempel kommen? Was ist das für ein dritter Tempel? Dieser dritte Tempel ist der Leib Christi. Und aus was besteht dieser Leib? Aus seinen (Gemeinde)gliedern!
Jesus möchte uns sagen, wenn ich da bin, dann braucht ihr keinen Tempel mehr, denn ich bin der Neue Tempel.
Das stellt uns die Frage: Wo betest du Gott an? Auf einem Berg? In Jerusalem? Oder im Geist und in der Wahrheit?