Ein Artikel von Carl R. Trueman:
Das Fuller Theological Seminary steht vor einer Anklage nach dem Title IX. Initiiert durch eine ehemalige Studentin, die das Fuller für den Eintritt in eine gleichgeschlechtliche Ehe vom Studium ausgeschlossen hat. Title IX verbietet die geschlechtliche Diskriminierung jeder Einrichtung für höhere Bildung, die staatliche Zuschüsse empfängt. Wie ich bereits früher auf First Things ausgeführt habe, führt dieses Gesetz Ausnahmen für religiöse Einrichtungen, doch diese werden zunehmend spärlich. Obwohl die Trump-Regierung den unseligen „Dear Colleague“ Brief der Regierung Obamas rückgängig gemacht hat, mit dem diese die Erweiterung von Title IX auf Transgender anstrebte, macht die Anpassungsfähigkeit der Gesetzgebung in unserem aktuellen Klima sie zum linken Äquivalent des Universalgürtels von Batman.
Irgendwann musste so ein Fall passieren. Bürgerliche und Christliche Frömmigkeit verhalten sich im Bereich der Sexualethik und sexuellen Identität zunehmend antithetisch. Wahrscheinlich war es zuletzt im dritten Jahrhundert so schwer, bürgerliche Pflichten der irdischen wie der himmlischen Stadt miteinander im Einklang zu halten. Möglicherweise ist es ironisch, dass gerade Fuller dafür das Testobjekt wird. Jeder, der mit der Geschichte der Einrichtung vertraut ist und sich mit George Marsden oder Rudolph Nelson beschäftigt, weiß, dass man dieses Seminar in konservativen evangelikalen Kreisen für das Synonym theologischer Kompromisse hielt. Aber in der Welt der Seminare ist kulturelle Relevanz eine grausame, anspruchsvolle und unersättliche Herrin. Zu viel wird nie genug sein.
Das Problem der Seminare ist staatliches Geld. Sind die Studenten in staatliche Förderprogrammen eingebunden, entstehen Verpflichtungen im Rahmen von Title IX. Eine Berufung auf das First Amendment könnte erfolgreich verlaufen, doch vergangene ähnliche Fälle zogen eine enge Verbindung zwischen staatlichen Geldern und öffentlicher Beherbergung. Und wenn ein Seminar als öffentliche Unterkunft betrachtet wird, wird aus dem Freund First Amendment ein Feind, denn aus der Idee eines eng gefassten konfessionellen Standpunkts für Mitarbeiter und Studenten wird eine Einschränkung der Meinungsfreiheit und eine Vermischung von Kirche und Staat.
Das nächste mögliche Problemfeld ist die konfessionelle Konsistenz. Wenn ich der Anwalt wäre, der das Seminar für den Ausschluss eines Studenten für den Eintritt in eine Homo-Ehe verklagt, würde ich zunächst untersuchen, wie konsequent die Institution ihren Glauben in der Organisation durchgesetzt hat. Gibt es Studenten oder Mitarbeiter oder Dozenten, die in einer unchristlichen Weise geschieden sind und dennoch von der Schule unbehelligt bleiben? Gleichgeschlechtliche Partner anzugreifen, während man die Ehebrecher ignoriert, die sich scheiden und wiederheiraten, erscheint inkonsistent mit der biblischen Lehre und lässt jede Handlung gegen die genannte Gruppe heuchlerisch erscheinen. Die römisch-katholische Kirche ist hierfür das beste Beispiel: Obwohl ihr Standpunkt zur Sexualethik korrekt ist, ruinierte der jahrzehntelange Umgang mit Kindesmissbrauch ihre moralische Autorität in diesem Bereich zu reden.
Die Einrichtungen dürfen sich ihre Sorge für den ganzen Ratschluss Gottes nicht durch die Weltliche Obsession mit LGBTQ Anliegen verwirren lassen. Wir dürfen sicher sein, dass die Anwälte der Kläger sich mit dem ganzen Ratschluss Gottes befassen werden, sei es auch nur darum, um das Fuller als ausgrenzend und homophob darzustellen. Juristisch betrachtet ist Konsistenz weise, Religiös ist sie notwendig! Vor kurzem hörte ich, dass ein Seminar einen Mann aus einer wohlhabenden Spenderfamilie wieder zum Studium zuließ, obwohl seine Frau sich von ihm für häuslichen Missbrauch geschieden hat. Wenn das stimmt, verliert dieser Ort für die Zukunft jeglichen Anspruch eine hohe Sicht auf die Ehe oder Christliche Werte zu vertreten.
Es gibt weitere Aspekte des Christlichen Glaubens, den solche Orte zu verteidigen beanspruchen. Wenn eine christliche Institution böswillige Verleumdungen und Mobbing unter Mitarbeitern und Studenten toleriert oder sogar fördert, dann widerspricht sie ihrem erklärten Zweck, Männer und Frauen mit christlichem Charakter für den Dienst in der Kirche zu kultivieren. Und wenn es ein Regelwerk auf die „Untermenschen“ in der Studentenschaft oder im Personal und ein anderes auf die Nachkommen wohlhabender Spenderfamilien und der Begünstigten anwendet, dann verdient es offen gesagt, verklagt zu werden.
Trauriger weise werden christliche Werke eher so auf den Fuller Fall reagieren: Defensiver Modus; der Ruf: „First Amendment!“ und Anwälte auf der Kurzwahltaste. Wenn das alles ist, was passiert, dann spricht die REaktion bereits in den lautesten Tönen über den moralischen Tenor solcher Einrichtungen. Denn die erste Reaktion sollte immer eine ernste und weitgehende Herzuntersuchung sein und überall wo notwendig, echte Buße und Veränderung.
Ich hoffe für das Fuller, dass es gewinnt, denn die Sache religiöser Einrichtungen auf den USA steht auf den Spiel. Doch vor allem hoffe ich, dass es das tut, weil es sich von oben bis unten, von reichsten Spender bis zum ärmsten Studenten als durchgehend konsistent in seinen eigenen Überzeugungen und ethischen Ansprüchen erweist. Religionsfreiheit ermöglicht es uns, in jedem Bereich unseres Lebens konsequent in unseren Überzeugungen und Praktiken zu sein, auch wenn diese Überzeugungen und Praktiken auf die Missbilligung der Gesellschaft im Allgemeinen stoßen. Es ist kein Instrument, um uns zu schützen, wenn wir unsere Bosheit und Heuchelei vor einer angemessenen öffentlichen Kontrolle schützen wollen.
Carl R. Trueman unterrichtete lange Zeit Kirchengeschichte am Westminster Theological Seminary und unterrichtet seit 2018 am Grove City College. Der hier veröffentlichte Artikel erschien zuerst am am 26.11.2019 auf firstthings unter dem Titel: Title IX Trouble for Fuller Seminary
Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Autors und firstthings.