Für meine Frau:
“Wer ist wie der Herr, unser Gott, (…)der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja!” (Ps. 113,5-9)
“Die Ehe ist zur gegenseitigen Hilfe von Mann und Frau bestimmt, zur Vermehrung der Menschheit durch eine rechtmäßig eheliche und der Kirche durch eine heilige Nachkommenschaft und zur Vermeidung von Unreinheit” (Westminster Bekenntnis 24,2)
Das folgende schreibe ich auch im Angesicht der kurz anstehenden Geburt unseres fünften Kindes: Jede Geburt ist immer auch immer ein Stückweit Teil oder Schauspiel der messianischen Erwartung. Anders kann ich 1 Tim. 2,15 nicht deuten, wenn es heißt, “Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.” Seit dem Sündenfall sind Geburten zwar nur mit Schmerzen möglich (1 Mo 3,16), aber es ist als Gnade Gottes, dass sie möglich sind. Den auf den Sündenfall sollte der Tod, somit das Ende aller Fruchtbarkeit folgen. Stattdessen ist Gott gnädig und über den Weg einer schmerzlichen Geburt kam schließlich auch Gottes Mann der Schmerzen, der Überwinder der Schlange, zur Welt.
Dabei ist dem Mutterschoß auch manche Schlangenbrut entsprungen: Eva hoffte, dass sie in Kain (1. Mo. 4,1) einen Mann mit dem Herrn bekommt, aber er wurde ein Mörder, der seinen Bruder umbrachte, weil seine eigenen Werke böse waren (1 Joh. 3,12).
Manche Schlangenbrut wird zum gesegneten Samen. Da ist der schleimige Jakob, der sich bereits bei seiner Geburt an der Ferse seines Bruders festhält. Er ist ganz Nachkomme der Schlange, die den Messias in die Ferse stechen sollte. Gott wandelt den glitschigen Jakob aber zu einem Siegenden Kämpfer (Israel) der Verheißung.
Die in der Schöpfung gesegnete Fruchtbarkeit vom Fluch des Sündenfalls in besonderer Weise betroffen: Denken wir nur an die große Menge von Fehlgeburten, die die Menschheit betreffen: Über 15 Prozent aller Schwangerschaften enden in einer Fehlgeburt. Besonders betroffen ist dabei das männliche Geschlecht, es ist für Fehl- und Todgeburten besonders anfällig. Die einst so heile Fruchtbarkeit ist befallen von Krankheit, Leid und anderen Herausforderungen für Mutter und Kind.
Neben diesen “natürlichen” Angriffen auf die Nachkommenschaft, sind Kinder immer auch durch eine kinderfeindliche Kultur gefährdet. Kinder, häufig gerade Jungs, wurden im Nil ertränkt, dem Moloch geopfert, von Herodes ausradiert, vor die Tür gesetzt und heute zu hunderttausenden jährlich abgetrieben. Sünde macht uns so blind, dass wir Fruchtbarkeit irgendwann als Last statt als Segen sehen.
Umso augenfälliger ist bis heute Unfruchtbarkeit. Wenn man ganz ohne Nachkommen bleiben sollte, das trifft hart. Da ist der Fluch der Sünde besonders erbarmungslos. Die Kinder der Verheißungslinie aus 1. Mo 3.15 sind somit wahrlich Kinder der Verheißung, denn sie haben wiederholt unfruchtbare Eltern/Mütter: An Isaak reihen sich die Zwillinge Jakob und Esau. Aber auch andere Mütter flehen um Nachwuchs: Ob es nun Manoahs Frau oder Hanna ist: Ihre Kinder sind Kinder der Verheißung. Was uns auf die unmöglichste aller Geburten weist, als eine Jungfrau ein Kind gebar..
In Anbetracht dieses reichen Segens ist auch das Verhalten von Juda und Onan zu verwefen: Das Juda lieber gar keine Nachkommen haben möchte, wie sollte das möglich sein, wenn sein Ururur…Enkel Jesus sein sollte? Als sein Sohn Onan sich weigert für Nachkommen zu sorgen, ließ Gott ihn sterben (1 Mo. 38,9-10).
Kein Wunder also dass Fruchtbarkeit an vielen Stellen besungen wird, z.B. Ps. 128,3:“Deine Frau wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock drinnen in deinem Hause, deine Kinder wie junge Ölbäume um deinen Tisch her.”,Ps. 128 wie aber auch Ps.127 binden hier Fruchtbarkeit/Nachkommen/Vermehrung oder wie auch immer man das bezeichnen möchte, übrigens für Mutter und Vater zusammen: “Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk (Ps. 127.3)”. Wie, außer durch Fruchtbarkeit sollen denn die Nachkommen Abrahams so zahlreich werden wie der Sand am Meer? Erfüllte Fruchtbarkeit ist an zahlreiche alttestamentliche Vorhersagungen geknüpft: Die Propheten erblicken die Fruchtbarkeit vom Fluch befreit, wenn der Messias erscheint. Das umfasst nicht nur menschliche Nachkommen: Die Wüste soll wieder zum fruchtbaren Land werden (z.B. Jes. 29,17; Jes. 32,15-16; Jes. 41,19, Am. 9,13; Referenziere eine Konkordanz für die Verwendung von Wüste in den Prophetenbüchern um zahlreiche Stellen zu finden). Immer wieder wird diese Fruchtbarkeit aber mit einer gesegneten Nachkommenschaft verbunden (z.B. Jer.23,3). Deswegen besingt gerade die Unfruchtbare Frau, die Ankunft des Messias: “Juble, du Unfruchtbare, die du nicht geboren hast! Freue dich und jauchze, die du nicht schwanger warst! Denn die Einsame hat mehr Kinder, als die den Mann hat, spricht der Herr.” (Jes. 54,1)
Wie nahm der Messias den Fluch der Unfruchtbarkeit weg? Als der zwangsentmannte(!) Kämmerer aus Äthiopien in seiner Jesaja-Rolle über den Knecht Gottes liest, beschäftigt ihn doch gerade die Stelle, die davon spricht, dass der Knecht Gottes ohne Geschlecht, also ohne Nachkommen bleibt. Er liest unter anderem “Wer will aber sein Geschlecht beschreiben?” (Apg.8,33 zitiert hier Jes. 53,7). Was der Eunuche nun am Evangelium besonders kennenlernt, ist die Frohe Botschaft für die Unfruchtbaren, nur wenige Verse vor dieser Stelle liest er z.B: “Wer hat mir denn diese geboren, mir der Kinderlosen und Unfruchtbaren, verbannt und verstoßen?” (Jes. 49,21). Er als Eunuche war bisher aus jeglichem Tempeldienst (5 Mo. 23,2) ausgeschlossen und hat aber in Christus einen freien und besseren Zugang zu Gott.
Das macht deutlich, dass im Bund mit Christus vor allem die geistliche Nachkommenschaft zählt. Selbst für Abrahams Nachkommen gilt das, dass die, die des Glaubens sind, seine Kinder sind (Gal. 3,7 + 19). Sind sie aber Abrahams Kinder, so sind sie ja auch Christi und Gottes Kinder (Gal. 3,26): “Durch den Glauben sind wir Gottes Kinder in Christus Jesus.”
In Christus also erfüllt sich der Segen der Fruchtbarkeit, ob nun für Abrahams Samen oder für uns Christen im 21ten Jahrhundert: Geistliche Kindschaft ist es, wenn wir in Christus Kinder gebären dürfen, die so gar nicht viel “biologische” Ähnlichkeit mit uns besitzen. Das geschieht immer dann, wenn wir Menschen zu Christus führen. So hat Paulus auf dem Missionsfeld viele Kinder gezeugt ( Er spricht selbst davon in 1. Kor 4,14; 2. Kor 12,14; Gal. 4,19; 1Tim. 1,2).
Ich glaube gerade an diesem Punkt schließt sich der Kreis: Im Neuen Himmel und auf der Neuen Erde, da werden keine Kinder mehr gezeugt und doch werden wir von unzähligen Verwandten umgeben sein. Deswegen kann Christus auch sagen: “Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben.” (Luk. 19,29-30).
Fruchtbarkeit als Thema ist ziemlich vernachlässigt. Dabei ist Sie Teil des Schöpfungsauftrags! Dabei gibt es noch viele weitere Fäden zu entdecken, mit denen die Bibel dieses Thema entwickelt. Ich denke ausgehend von dieser positiven Haltung zur natürlichen wie geistlichen Fruchtbarkeit, dürfen wir einen klareren Blick auf viele praktische Themen, wie Familienplanung, Sexualität, Erziehung aber auch für möglicherweise vorhandene Kinderlosigkeit findet sich hier echter Trost. Über weitere praktische Implikationen können wir in einem gesonderten Artikel nachdenken.